Friedemann und Heinrich Kuttler (von links), Brigitte Popper und Ralf Zimmermann haben die Geyling-Ausstellung eröffnet. Foto: avanti

Johann Geyling war Pfarrer in Großbottwar und der erste Prediger der Reformation in Württemberg.

Großbottwar - Martin Luther und die Reformation sind in diesem Jahr in aller Munde. Doch nicht nur der große Reformator verdient Beachtung, sondern auch andere engagierte Persönlichkeiten, die den Reformationsgedanken vorantreiben wollten. Zu ihnen zählt Johann Geyling. Dem in Ilsfeld geborenen Pfarrer wird seit Sonntag eine Ausstellung im Großbottwarer Rathaus gewidmet. Geyling war im letzten Kapitel seines beruflichen Schaffens auch in der Storchen-Gemeinde tätig. Sieben Jahre, bis zu seinem Tod 1559, hat der überzeugte Lutheraner dort verbracht und bis zuletzt gewaltfrei dafür gekämpft, dass der evangelische Glaube gelebt und gepredigt werden durfte.

Kein einfaches Ziel, wie es sich auch bei der Vernissage am Freitagabend beim Vortrag von Heinrich Kuttler, Pfarrer im Ruhestand, den Zuhörern darstellte. Der profunde Kenner des Werdegangs Johann Geylings weiß obendrein selbst einen Teil der mütterlichen Vorfahren aus Großbottwar, gestattete dem Publikum einen Einblick in die bewegte Historie und damit in die wandlungsreiche, persönliche Geschichte des Pfarrers.

Kuttler, dessen eigener Sohn heute in dem Haus wohnt, wo Geyling in jenen Zeiten gewohnt hatte, wurde von Ralf Zimmermann herzlich begrüßt. Der Bürgermeister zeigte sich positiv überrascht von der starken Besucher-Resonanz und sah sich mit der von Stadtarchivarin Brigitte Popper konzipierten Ausstellung auf dem richtigen Weg: „Wie es aussieht, haben wir den Nerv der Leute getroffen, denn wir haben für 120 Gäste aufgestuhlt und nur fünf Plätze sind frei.“ Er erinnerte auch an Werner Fuchs, der zu Lebzeiten den Impuls gegeben hatte, über Geyling zu informieren.

Heinrich Kuttler zeichnete in seinem rund einstündigen Vortrag das Bild eines ausschließlich mit Worten kämpfenden Pfarrers, der einen wesentlichen Beitrag zur Reformation geleistet habe. Geylings Überzeugung drückte sich in Worten wie diesen aus, die in einem von ihm erstellten Gutachten zu lesen sind: „Der Glaube trägt den Himmel schon auf dem Rücken und trägt das ewige Leben mit sich.“

Johann Geyling hat Luther in Wittenberg nicht nur persönlich kennengelernt, er sei regelrecht fasziniert gewesen von dem Reformator und hatte wegen seiner protestantischen Überzeugung einen schwierigen Lebensweg zu gehen. „Er wurde Zeuge vom Thesenanschlag ebenso wie von den Streitigkeiten mit dem Papst“, erfuhren die Zuhörer weiter, die von Kuttler schließlich auch mit dem Schmalkaldischen Krieg konfrontiert wurden. Jene Auseinandersetzung, die 1546 bis 1547 von Kaiser Karl V. gegen das Bündnis protestantischer Landesfürsten und Städte geführt wurde.

Brigitte Popper sensibilisierte das Publikum für eine Ausstellungsproblematik, die sich im Falle Geylings auf keinerlei Bildmaterial oder Gegenstände stützen kann. Dennoch hat die Archivarin großformatige Infotafeln anbringen können, die über das Engagement des reformatorischen Pfarrers Aufschluss geben. Zu sehen sind zudem Buchkostbarkeiten, die im Besitz des Pfarrers waren.