Stauferstele Foto: Historischer VereinBottwartal

Römer, Romanik und Barock auf einer Exkursion des Historischen Vereins Bottwartal zum Kloster Lorch (Staufergrablege)

Nicht nur das Wetter war perfekt, sondern auch das Exkursionsziel bot viel Informatives über die Stauferdynastie (1079-1268). Vor dem Eingang der romanischen Lorcher Klosteranlage, die weithin sichtbar auf einem Nordhang des Remstales liegt, weist schon eine der typischen weißen, achteckigen Stelen auf ein Stauferdenkmal hin: Das Kloster Lorch wurde durch den Stauferherzog Friedrich I. von Schwaben und seine Gattin Agnes von Waiblingen (Tochter des salischen Kaisers) erbaut und ging 1102mit Staufergrablege als Stiftung an den Papst. Außerdem erinnert die Stele, dass in der Klosterkirche eine prominente Stauferkönigin bestattet wurde, die im Mittelalter äußerst verehrte und beliebte Irene von Byzanz, Gattin des Stauferkönigs Philipp von Schwaben. Der Minnesänger Walter von der Vogelweide beschrieb sie in einem politischen Gedicht als „Rose ohne Dorn“ und „Taube ohne Galle“. Nach der Ermordung ihres Gatten Philipp von Schwaben in Bamberg (1208) floh sie auf die Stammburg der Staufer „Hohenstaufen“ und starb dort zwei Monate später bei der Geburt ihrer fünften Tochter. Mutter und Kind wurden in der Klosterkirche Lorch beigesetzt. Den damaligen Trauerzug vom Hohenstaufen nach Lorch (6 km) kann man heute auf dem ausgeschilderten Irene von Byzanz-Weg nachvollziehen. Allein 70 der Stauferstelen befinden sich in Baden-Württemberg, an Orten, wo die Staufer gewirkt haben. Alle sind einem der achteckigen Türme des Jagdschlosses Castel del Monte von Stauferkaiser Friedrich II. in Italien nachempfunden. Auch in Italien erinnern Stelen an die staufischen Kaiser und Könige (u.a. an Friedrich Barbarossa, an seine Söhne Heinrich VI. und Philipp von Schwaben und an Kaiser Friedrich II., den „Stupor mundi“), die das Heilige Römische Reich mit Unteritalien und Sizilien regierten. Aber keiner dieser staufischen Herrscher wurde jemals in Lorch beigesetzt.

Gleich neben der Stele befindet sich der Nachbau eines römischen Limesturmes. Hier endete der Obergermanische Limes (mit Pfahl, Graben und Wall), und es begann im rechten Winkel der Rätische Limes (aus Steinen). In Lorch, dem römischen Lauriacum, befand sich ab 160 n. Chr. ein Kastell mit den typischen römischen Kastelleinrichtungen. Bei der Führung innerhalb der Klostermauern (durch eine einheimische Klosterführerin) lag der Focus auf der 1102 gegründeten Klosterkirche mit den an die Pfeiler des Mittelschiffes gemalten Herrscherbildern der Staufer (entstanden 1530 in späterer Renaissancekleidung). Weiterhin gab es dort die Staufertumba, unter die die Gebeine vieler Staufer 1475 umgebettet wurden, das Abtsgebäude (Prälatur), dessen Kapitelsaal das fantastische Rundbild, eine bunte Übersicht über die Geschichte der Staufer (gemalt von dem Lorcher Maler Hans Kloss) zeigt, den Kreuzgang (nur noch eineinhalb Flügel erhalten) und den Klostergarten nach St. Gallener Vorbild.

Nach dem Mittagessen bot sich uns im 10 Kilometer von Lorch entfernten Alfdorf, auch als schönster Ort im Rems-Murr-Kreis bezeichnet, mit der Stephanuskirche von 1775/76 ein weiteres Highlight. Der Kunsthistoriker Christoph Seeger aus Oberstenfeld gab uns hier interessante Einblicke. Die Kirche, im barocken Stil, ist eine Quersaalkirche, ähnlich der lichtdurchfluteten Kameralamtskirche in Winzerhausen (Michaelskirche). Der Altar, die Kanzel und der Taufstein befinden sich in der Mitte, die Gemeindemitglieder werden halbkreisförmig darum gruppiert. Eine fantastische Rokoko-Stuckdecke und ein riesiges gemaltes Wandbild, ein Gedächtnismal für die im 2. Weltkrieg Gefallenen und Vermissten, ziehen die Blicke auf sich. Der Ort mit den zwei Schlössern und dem Friedhof ist eng mit dem Namen der Adelsfamilie von Holtz verbunden.

Hans-Wolfgang Bock

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