Wolfgang Fiederer hat sich auf Hähnchen spezialisiert und sich 37 Jahre lang um das Wohl seiner Gäste gekümmert. Foto: Werner Kuhnle

Es ist Schluss: Margot und Wolfgang Fiederer schließen ihre Gaststätte Traube in Hof um Lembach.

Großbottwar - Gemütlich sieht sie aus, die Wirtsstube der Gaststätte Traube, die sich als Bottwartäler Hähnchenspezialist in die Herzen ihrer Kundschaft eingebrannt hat. „Auch wenn es an der einen oder anderen Stelle zieht, denn die Fenster sind ja noch aus den Fünfzigern, kamen die Leute gerne zu uns. Die Gäste wussten was sie erwartet“, sagt Wolfgang Fiederer über das ausschließlich mit Kohle und Holz beheizte Gasthaus.

Sein Großvater mütterlicherseits, Gottfried Fink, hat das Haus, das heute wohl rund 300 Jahre auf dem Buckel hat, 1908 als Wirtschaft eröffnet. Seither ist der Wirtschaftsbetrieb von der Familie gemanagt worden, ganze 110 Jahre lang. Drei Generationen haben sich im Laufe der Zeit um das Wohl der Gäste gekümmert. Wolfgang Fiederer und seine Frau Margot waren 37 Jahre mit Herz und Seele dabei. Nun aber ist Schluss.

Der Körper verlangt sein Recht und gesundheitliche Beschwerden machen es den Wirtsleuten nicht einfacher, den beruflich bedingten Stress wegzustecken. Besonders für Margot Fiederer war es nicht leicht, denn ihr Refugium war vor allem die Küche: „Sie ist super strukturiert. Durch ihr perfektes Zeitmanagement haben die Kunden nie lange warten müssen und waren sehr zufrieden“, weiß Ehemann Wolfgang, der aber im Gegenzug das verrückte Treiben in der Gastro-Küche skizziert: „Ständige Anrufe, das laute Gebrutzel, die Hitze und dann noch die Absauganlage. Alles kombiniert mit dem Bestelldruck, das kann an der Gesundheit nagen.“

Und trotzdem: Gern verabschiedet sich Wolfgang Fiederer nicht von Fritteuse, Pommes und Göckele. Ein Angebot, für das der Name in Verbindung mit der Traube, in den letzten Jahrzehnten stand. Dabei hatten die Fiederers schon im Jahr 2014 damit geliebäugelt, aufzuhören. Ein Kompromiss, der vier Jahre lang gelebt wurde, ließ die Wirtschaft dennoch weiter existieren. „Wir entschlossen uns dazu, einmal im Monat ein ganzes Wochenende zu öffnen“. Dann aber gab es eine zusätzliche Reduktion: Der Gastraum blieb fortan geschlossen, und die bestellten Hähnchen und Speisen gab es in den vergangenen vier Monaten ausschließlich im Außer-Haus-Verkauf. Die Eheleute arrangierten sich stets mit den Umständen. Denn für Fiederer, der „wie die Jungfrau zum Kind“ zum Wirtsdasein kam, und der eigentlich den Beruf des Autoelektrikers gelernt hatte, sei der Umgang mit den Gästen einfach das Schönste gewesen. „Irgendwann war ich auch eine Art Seelsorger. Es wurde erwartet, dass ich mich dazusetze und ein offenes Ohr für die Kümmernisse meiner Gäste habe“, sagt er heute melancholisch lächelnd. „Die Aufgabe hat mich erfüllt“.

Verständlich, dass er mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach vorne blickt. Der Mann, der bis zum 10. Lebensjahr in dem Haus groß geworden ist, „hängt schließlich an dem alten Scheiß und kann es nicht von heute auf morgen einfach so sein lassen“. Dass vielfach auch junge Gäste den Charme der alten Landgaststätte ins Herz geschlossen haben, berührt den Wirt noch im Nachhinein. „Diese Art Wirtshäuser gibt es ja so gut wie nicht mehr“. Trost will das Paar in seinem neuen Lebensabschnitt darin finden, dass es nun öfter und länger verreisen kann. In Ungarn engagieren sie sich auch sozial ein wenig, erklärt Wolfgang Fiederer, „denn dort unterstützen wir mittlerweile einen ganzen Weiler mit einheimischen Sinti und Roma“.