In Demenzgruppen finden Senioren Unterschlupf und Geborgenheit, während die Angehörigen auch mal Zeit für sich haben. Foto: (Archiv) dpa

Alle Plätze in der Demenzgruppe sind belegt. Anfragen von außerhalb müssen deshalb abgelehnt werden.

Großbottwar - Es ist gerade einmal etwas mehr als ein Jahr her, dass die Demenzgruppe der Diakoniestation Großbottwar an den Start ging. Und schon jetzt lässt sich festhalten, dass die Initiatoren damit einen Nerv getroffen haben. Denn die acht Plätze, die für die Senioren im evangelischen Gemeindehaus zur Verfügung stehen, sind eigentlich immer ausgebucht. „Die Nachfrage ist groß“, fasst die Geschäftsführerin Cornelia Jung zusammen. So groß, dass Anfragen aus Nachbarorten wie Steinheim oder Oberstenfeld abgeblockt werden müssen. Angefangen hat man am 7. November 2013 mit drei „Gästen“, wie die älteren Herrschaften von der Diakonie respektvoll genannt werden. Zum Jahresende waren es schon fünf altersverwirrte Damen und Herren, die donnerstags von 14 bis 17 Uhr in Großbottwar betreut wurden – während die Angehörigen die freien Stunden ganz für sich nutzen und abschalten können.

Gegen Februar und März trafen sich dann schon sieben demente Personen im Gemeindehaus. „Und seit Sommer sind wir voll“, sagt Cornelia Jung.

Mehr als acht Senioren könnten auch nicht betreut werden, betont die Geschäftsführerin. Sonst werde es zu unübersichtlich „und für die Gäste zu viel“, erklärt sie. „Wir können auch keine weitere Gruppe eröffnen, auch wenn wir gerne mehr machen würden.“ Sowohl personell als auch räumlich sei es nicht zu stemmen, das Angebot auszuweiten. „Man bräuchte dann mehr Fachpersonal“, erklärt Cornelia Jung. Doch auch bei den Ehrenamtlichen, die das Projekt überhaupt erst ermöglichen, stoße man an Grenzen. Immerhin arbeitet die Diakonie bei der Demenzgruppe mit einem Personal-Schlüssel von eins zu eins. Wobei immer eine Fachkraft darunter ist. Dazu kommen Leute, die Fahrdienste übernehmen. Denn die Senioren können sich auch abholen lassen. Alles in allem brauche man also einen Stamm von um die 14 Leute, um eine solche Gruppe am Laufen halten zu können, erklärt Cornelia Jung. Doch die acht Plätze seien aktuell für Großbottwar selbst ohnehin ausreichend.

Aber angesichts des Interesses aus der Nachbarschaft hofft sie, dass vielleicht eine Kommune im Einzugsgebiet der Diakoniestation Bottwartal aktiv wird. Dabei denkt sie in erster Linie an Oberstenfeld, von wo die meisten Anfragen kämen. Im Wirkungsbereich der Diakoniestation Bottwartal gibt es zwar in Erdmannhausen ein vergleichbares Angebot, doch speziell für die Oberstenfelder sei der Weg dorthin zu weit, sagt Cornelia Jung. Zudem steht die Demenzgruppe in Erdmannhausen unter der Regie des Krankenpflegevereins (KPV), der insbesondere Senioren aus dem Ort aufnimmt, wie der Kassier Gerhard Deisch erklärt. Falls Kapazitäten frei seien, könnten allerdings auch Auswärtige betreut werden. So werde das Angebot derzeit von einigen Affalterbachern und Marbachern genutzt. Die müssten allerdings gebracht werden. Der Fahrdienst sei nur in Erdmannhausen unterwegs.

Gerhard Deisch ist auch der Auffassung, dass im Oberen Bottwartal das gleiche Angebot wie in Erdmannhausen „erforderlich wäre“. Der Kassier des KPV weist darauf hin, dass „die Zahl der Betroffenen zunimmt“. Und betont, dass es sich bei solchen Demenzgruppen wie in Erdmannhausen oder Großbottwar um ein niederschwelliges Angebot handle. Sprich: Den Angehörigen fällt es leichter, ihre Mütter und Väter in solchen Gruppen betreuen zu lassen, als auf eine Lösung mit einem Heim zu setzen. In Erdmannhausen können die Senioren an zwei Tagen pro Woche von 14 bis 17 Uhr sowie an einem von 9 bis 12 Uhr in die Bahnhofstraße 40/1 kommen. An dem Vormittagstermin habe man noch Kapazitäten frei, die auch von Auswärtigen genutzt werden könnten, erklärt Deisch.

Zum Beispiel von Oberstenfeldern, für die im eigenen Ort kein solches Projekt in Aussicht ist. Es sei derzeit nicht in der Diskussion, eine Demenzgruppe zu schaffen, erklärt der Bürgermeister Reinhard Rosner. „Aber für die Zukunft ist nichts auszuschließen“, fügt er hinzu. Wobei er bei dem Thema vor Schnellschüssen warnt. „Die Frage ist ja auch, wie sich so etwas auf Dauer halten kann“, betont der Rathauschef. Die Finanzierung müsse auf lange Sicht garantiert sein.