Die Technikbegeisterung will geweckt werden – genau darum geht es bei der Verzahnung von Schule und Firmen. Foto: Schüler-Lebens-Werkstatt

Unter der Ägide der Schüler-Lebens-Werkstatt haben sich Unternehmer mit den Verantwortlichen des Projekts getroffen.

Großbottwar - Wirtschaft und Schule zusammenbringen – dieses Ziel schreibt sich die Schüler-Lebens-Werkstatt (SLW) in Großbottwar auf die Fahne. Seit einem Jahr vermittelt die gemeinnützige Firma unter Leitung von Ute Kaufmann den Jugendlichen an der Matern-Feuerbacher-Realschule Praktika in ortsansässigen Unternehmen. „Wir wollen den Schülern Möglichkeiten geben, Erfahrungen zu sammeln“, sagte Kaufmann zu Beginn eines Treffens mit beteiligten Unternehmen. Gekommen waren 19 Teilnehmer, unter anderem Bürgermeister Ralf Zimmermann und der Schulleiter Jochen Haar. Auch der CDU-Landtagsabgeordnete Fabian Gramling war beim Ideenaustausch in den Räumen der Schule dabei.

Die Schüler-Lebens-Werkstatt ist bewusst nicht als Verein, sondern als gemeinnützige Firma gegründet worden, „damit wir auf Augenhöhe mit den Unternehmen handeln können“, erklärt Ute Kaufmann. Anlass für das Treffen war das Herbstcamp 2016 und dessen Fortsetzung 2017. Das Projekt gibt 14- bis 16-Jährigen aus dem Bottwartal die Chance, in Unternehmen hineinzuschnuppern. Von der achten Klasse an werden dazu in speziellen Kursen in den Herbstferien für eine Bewerbung fit gemacht. Die Firmen nehmen sie dann auch außerhalb des verpflichtenden Berufsorientierungspraktikums BORS auf. Laut Ute Kaufmann ist das Konzept „ein voller Erfolg“. An dem Angebot haben zwölf Schüler teilgenommen. Jetzt gehe es darum, es bekannter zu machen.

Die Schüler-Lebens-Werkstatt will auch jüngere Schüler mit der heimischen Wirtschaftswelt vertraut machen. Die SLW bietet für Schüler ab Klasse 5 ein Technik-Zertifikat an. Dabei können die Kinder in allen Ferien an Workshops teilnehmen und sich beispielsweise beim Bau von Alarmanlagen und Luftkissenbooten im Zusammenspiel mit Firmen erproben.

Notwendig dafür ist aber nach wie vor eine breite Teilnahme von Unternehmen. Mit der Quote von 34 Betrieben beim Herbstcamp 2016 ist Ute Kaufmann zufrieden, ihr Ziel liege bei mindestens 50 im Schozach- und Bottwartal. Im Mittelpunkt des Treffens stand die Frage, was Unternehmen von den jungen Praktikanten und überhaupt von Auszubildenden erwarten. „Wertschätzung fürs Handwerk“ wünscht sich der Raumgestalter Thomas Haag. „Hinter dem Produkt stehen“ und „Selbstständigkeit“ wurden ebenso genannt „eine gewisse Begabung“ oder klassische Tugenden wie Pünktlichkeit, Fleiß und Einsatzbereitschaft oder ein „soziales Verhalten“.

Positiv über die zunehmende Öffnung seiner Realschule zur Wirtschaft äußerte sich der Schulleiter Jochen Haar. Er sei sehr dankbar, dass die SLW Kontakte zu Betrieben herstelle. „Viele Schüler, die hier nicht glänzen, glänzen später im Beruf.“ Es lohne sich, um die Schüler zu kämpfen, gab er den Unternehmern mit. Gleichzeitig warnte er: „Lassen Sie die Kinder Kinder sein.“ Es gehe nicht darum, sie auf etwas hinzutrimmen. Die Note „drei“ im Verhalten sei kein Grund, jemandem keine Chance für eine Ausbildung zu geben. „Das sind oft sehr kreative Menschen.“

Der CDU-Abgeordnete Fabian Gramling lobte die Initiative, weil sonst nur die großen Unternehmer wie Bosch und Daimler begehrt seien, es aber in auch im eigenen Ort viele „ganz ordentliche“ Betriebe gebe. Für das Handwerk sei es wichtig, dass bei den Jugendlichen früh eine Technikbegeisterung geweckt werde.

Die Stadt Großbottwar fördert die SLW jährlich mit 5000 Euro. „Es ist ein sehr guter Ansatz, dass die Berufsfindung früh beginnt“, lobte Rathauschef Ralf Zimmermann. Die Matern-Feuerbacher-Realschule entwickele sich in puncto Schülerzahlen positiv, obwohl sie in einer „Sandwich-Stellung“ zwischen den beiden neunzügigen Gymnasien in Marbach und Beilstein liege.