Acht erwachsene und elf Jungtiere sind für die neue Stadthalle umgesiedelt worden. Foto: fotolia

Kommunalpolitiker fühlen sich von den Kriechtieren zum Esel gemacht und verlangen belastbare Zahlen.

Großbottwar - Die neue Stadthalle in den Krautäckern im Winzerhäuser Tal ist längst beschlossene Sache. „Dass aber seit fast zwei Jahren nichts vorangeht, ist wie bei so vielen Projekten im Land einem einzigen Tier geschuldet – in diesem Fall der Zauneidechse“, heißt es in einem Pressebericht der CDU Großbottwar. „Es ist geradezu grotesk, was sich am geplanten Baufeld abspielt und eine Zumutung für alle Beteiligten, nicht zuletzt den Steuerzahler“, echauffiert sich der Fraktionsvorsitzende Matthias Wien.

Als das Areal für die geplante Stadthalle seinerzeit untersucht wurde, lag das Augenmerk der Biologen auf geschützten Arten wie Fledermäusen, seltenen Vögeln und Kriechtieren. Damals wurden Eidechsen entdeckt. Laut einer Hochrechnung sollten 25 bis 30 Tiere umgesiedelt werden können – für veranschlagte Kosten von etwa 32 000 Euro, zuzüglich weiterer Tagessätze und Pauschalen. „Jede Eidechse hat uns wahrscheinlich zigtausend Euro gekostet“, mutmaßt darum der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Andreas Strohm. Das Schreiben der CDU ging darum auch an den Bund der Steuerzahler. Zumal nach der Umsiedlung der Tiere in den Schelmenholz nun eine fünfjährige Nachsorge stattfinden soll.

„Dabei geht es darum, festzustellen, wie sich die Tiere in ihrem neuen Domizil entwickeln“, erklärt Bürgermeister Ralf Zimmermann. Wie die gesamte Umsiedlung sei auch das eine von den Naturschutzbehörden vorgeschriebene Maßnahme.

Inzwischen läge aber der Abschlussbericht vor, wenn auch die Endabrechnung noch fehle. Insofern könne er sagen, dass acht erwachsene und elf Jungtiere von den Biologen Siegfried Aniol und Günter Heimbach gefunden wurden. Darüber hat der Rathauschef am gestrigen Mittwochabend auch den Gemeinderat informiert. „Sobald die Abrechnung vorliegt, werden wir den Biologen Siegfried Aniol ins Gremium einladen“, berichtet Zimmermann. Auch das eine Forderung seitens der CDU-Fraktion.

Beruhigen dürfte die Stadträte indes, dass inzwischen die Freigabe für den Stadthallenbau seitens des Regierungspräsidiums vorliegt. „Wir modellieren bereits das Gelände, beziehungsweise verdichten den Baugrund“, sagt Zimmermann.

Das Stadtoberhaupt betont, warum es außerdem wichtig war, die teurere Umsiedlung anzugehen, statt die Tiere zu verbrämen, was die gängige Methode ist. Dazu werden schwarze Folien über die Landschaft gelegt, die Echsen ergreifen daraufhin die Flucht in benachbarte Gebiete. Sprich, sie wären im Winzerhäuser Tal geblieben, welches damit hätte unverändert bleiben müssen. „Wir wollen aber künftigen Generationen zumindest die Option offenhalten, sich dort sportlich zu betätigen“, so Zimmermann.

Die Kritik an der Umsiedlung, die nun erneut aufkommt, könne er aber auch verstehen. „Der Aufwand, den man dafür betreibt, ist sehr hoch.“ Er selbst bemängelt, dass dabei vor allem nur eine einzige Art in den Fokus zu rücken scheint. Die Eidechse habe gute Fürsprecher, so Zimmermann.

Aber wohl auch einige natürliche Feinde, wie Raubvögel, Katzen und insbesondere die Dohle. Die Rabenart hat wohl hauptsächlich dafür gesorgt, dass der Fressdruck auf die Eidechsen in den Krautäckern besonders groß war. Wohl darum habe man deutlich weniger Tiere gefunden, als es prognostiziert wurde. Bleibt zu hoffen, dass sie es im neuen Domizil ruhiger haben.