Rund 300 Bürger sind zu der Veranstaltung gekommen. Foto: Werner Kuhnle

Die Verwaltung hat bei einer Bürgerversammlung, bei der die Flüchtlingsdebatte im Mittelpunkt stand, Rede und Antwort gestanden.

Großbottwar - Bei der Bürgerversammlung zum Thema Flüchtlingsunterbringung in der Schulmensa haben die rund 300 Anwesenden am Donnerstagabend gehört, wie die Stadt „der vielleicht größten Herausforderung der letzten 30 Jahre“ begegnen möchte, wie Bürgermeister Ralf Zimmermann betonte. Dabei kamen zwei Gedanken gleich mehrfach zur Sprache: Zum einen will die Verwaltung am bisherigen Kurs festhalten, Ankömmlinge dezentral unterzubringen. Zum anderen werde großen Wert auf eine sozial verträgliche Aufnahme gelegt. „Es sind viele Paare und nur wenige Einzelpersonen zu uns gekommen“, so Zimmermann.

Dass dieses Vorhaben bislang funktioniert, belegten die Zahlen, die Ordnungsamtsleiterin Mona Trinkner vorlegen konnte. Denn schon jetzt leben in Großbottwar 47 Personen in Erstunterbringung, die sich aus 13 Syrern, 14 Serben, 14 Kosovaren und sechs Albanern zusammensetzen. 27 davon sind Kinder. „Daran können Sie erkennen, wie groß der Anteil an Familien ist“, so Trinkner. Weitere neun Personen leben derzeit in der Anschlussunterbringung, also mit abgeschlossenem Asylantrag, in der Stadt. In privaten Mietverhältnissen leben weitere 20 Menschen. Zusammengenommen hat Großbottwar damit bereits 76 Personen aufgenommen. Die Unterbringungsverpflichtung (1,57 Prozent aller Flüchtline im Landkreis) sieht für die Jahre 2015 und 2016 weitere 217 Personen vor. In eigenen Gebäuden kann die Stadt 61 Personen unterbringen. Zudem hat der Landkreis ein Gebäude in der Kirchstraße (zwölf Personen) sowie die Alte Schule (54 Personen) gepachtet. Der Umbau des maroden Gebäudes könnte nach Aussagen des Architekten Jürgen Meinertz noch etwa ein Jahr lang dauern. Damit stehen Ende 2016 insgesamt Plätze für 127 Personen bereit. Bleibt eine Differenz von 90 Personen. Bürgermeister Ralf Zimmermann hofft auf private Haushalte, „die bereits ein wichtiger Bestandteil zur Unterbringung von Flüchtlingen in unserer Stadt sind.“

Das dezentrale Obdach für die Ankömmlinge diene auch der Integration. „Die Erfahrung zeigt uns: Was Sorgen macht ist nicht die Tatsache, dass es Flüchtlinge sind, sondern schlicht die Menge“, betonte Jürgen Matern, zuständig für Asyl- und Flüchtlingsangelegenheiten beim Landratsamt. Auch die aktuellen Zahlen seien Prognosen, „von denen wir nicht wissen, ob sie so eintreffen“. Grund zur Sorge erkenne der Beamte darin allerdings nicht. „Ich bin seit 17 Jahren aktiv, in dieser Zeit habe ich keine Übergriffe in unseren Einrichtungen erlebt.“

Eine Einschätzung, die Peter Kolwe, der Leiter des Marbacher Polizeireviers bestätigte. „Wir arbeiten vor allem präventiv, weil es repressiv momentan nicht viel gibt“, betonte er. Damit erziele man gute Ergebnisse und erhalte eine positive Resonanz“, was wirklich nicht schön geredet ist“, so Kolwe.

Auf Resonanz hofft auch Hein Absmeier, der für den Arbeitskreis Asyl das Wort ergriff. Zwar bedankte er sich dafür, dass in Großbottwar circa 60 Personen ehrenamtlich aktiv sind und damit „fast so viel wie in Marbach“. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass weitere Hilfe benötigt wird. Das Ziel der Gruppe sei „die Integration unserer Flüchtlinge, wir wollen, dass sie deutsch sprechen“. Sie sollen in Brot und Lohn gebracht werden und Hilfe zur Selbsthilfe erfahren. „Unser Ziel ist, dass unsere Arbeit einen Mehrwert darstellt für die Flüchtlinge und für die Stadt“, so Absmeier.