Die Vorfreude auf Berlin ist riesig, die Zeit vor Ort für die Schüler aus Marbach ein voller Erfolg gewesen. Foto: Thomas Bugge

Schulchor, Bigband und die Gesangsklasse 7 haben die Deutsch-Chinesischen Jugendtage in Berlin besucht. Eine Exkursion, die zu einem vollen Erfolg wurde.

Marbach - Nach wochenlangen Proben und Vorbereitungen ging es am Donnerstag,14. Juli, um 6 Uhr früh endlich los. Im Bus erschallte ein lauter Jubelchor. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, skandierte freudig die Gesangsklasse. In der Bundeshauptstadt wurden die Deutsch-Chinesischen Jugendtage gefeiert.

Nach über neunstündiger Fahrt, durch Staus und eine Stauumfahrung zusätzlich in die Länge gezogen, kamen wir, der FSG-Schulchor, die FSG-Bigband und die FSG-Gesangsklasse 7, in Berlin an und bezogen unsere Zimmer im riesigen Estrel-Hotel.

Nach dem Einchecken machte sich eine spezielle Sondereinsatzgruppe sofort wieder auf den Weg zu ihrem Einsatzort, der Heilig-Kreuz-Kirche in Kreuzberg. Die Gruppe war zusammengesetzt aus Mitgliedern des Kammerchors und der Gesangsklasse. Auftrag für diese Mission: Die Uraufführung von „Das Leben in gemeinsamer Bewegung“. Hinter diesem Titel verbirgt sich eine Komposition für fünfstimmigen Chor und Sopransolo, ein Auftragswerk des chinesischen Komponisten Qu Chao zum „2. Kapitel“ des Konzertabends, das den Titel „Schicksal“ trug. Zuerst wurde das berühmte Thema der „Schicksals-Sinfonie“ von Beethoven vokal dargeboten, Note für Note wie im Original. Danach ging der Komponist immer freier und meditativer mit dem thematischen Material um, um sich im zweiten Teil des Werks ganz davon zu lösen. Mit dem nun einsetzenden Solosopran und pentatonischen Vokalisten gestaltete der Chor mit Wolfgang Jauch am Dirigierpult kraftvoll einen Höhepunkt, um schließlich das Werk leise ausklingen zu lassen. Partner der Marbacher Gymnasiasten waren ein Streichquartett der Berliner Hochschule der Künste und das fabelhafte „Ballett im Wedding“ unter dem französischen Choreografen Philippe Fabre, das den Gesang tänzerisch begleitete. Auch das übrige Programm des Abends war beeindruckend, vor allem das von zwei deutschen und einem chinesischen Chor zusammen dargebotene Lied „Großes Meer“ mit vielen tanzenden chinesischen und deutschen Kindern und wehenden blauen Tüchern.Am zweiten Tag gab es im Jugendkulturzentrum FEZ Proben und Workshops. Angeboten waren Kalligrafie und Kung-Fu. Beim Eröffnungskonzert am Abend sang die Gesangsklasse „Nur wer die Sehnsucht kennt“ von Beethoven und der Schulchor „What it means to be a friend“ aus dem Musical „13“. Die Bigband spielte unter Leitung von Jörg Cronauer auf der Open-Air-Bühne am See zusammen mit der Partnerbigband aus Konstanz, und die Chinesen, die zum Teil wie wir zum wiederholten Male bei den Deutsch-Chinesischen Jugendtagen zu Gast waren, konnten es kaum erwarten, bis sich die Marbacher zur Polonaise aufstellten, um die Zugaben unserer Bigband zu begleiten. Von allen Seiten kamen sie gerannt und stellten sich in die Reihe, bis sich ein langer Zug um den See und vor die Bühne bewegte. Der Abend klang mit einem Feuerwerk aus, das aber diejenigen nicht zu sehen bekamen, die am nächsten Tag zeitig aufstehen mussten, um den Bundestag zu besichtigen.

Die Besichtigung des deutschen Parlaments am Samstag wurde zu einem weiteren Höhepunkt der Reise. Nicht nur der Plenarsaal oder die eindrucksvolle Kuppel konnten besucht werden, der Rundgang führte auch an verborgene Orte wie etwa in eine Raucherbar, die ein schönes, von der ehemaligen Sowjetunion gestiftetes Wandgemälde schmückt, oder in den schlichten Andachtsraum, wo Christen und Moslems unter den Bundestagsabgeordneten beten können. Auch dort gab es Kunstwerke zu bestaunen.

Am Checkpoint Charly war Treffpunkt mit den Spätaufstehern, und von dort ging es zum Alexanderplatz, wo es Zeit zur freien Verfügung gab, jedoch nur bis 16 Uhr, denn am Abend stand ein Konzert im Roten Rathaus auf dem Programm.

Das Rote Rathaus ist ein neugotisches Gebäude mit einem riesigen, prachtvollen Treppenhaus und spitzbögigen Sälen wie in einem Schloss. Überall flötet, geigt und singt es, hier eine Gruppe, dort einzelne Jugendliche. Man hört Akkordeons brummen und die Saitenklänge der chinesischen Guzheng. Dazwischen lärmen die Stimmen der Gruppenleiter und Dirigenten auf Chinesisch und Deutsch.

Auf dem Papier scheint alles peinlichst genau organisiert zu sein, aber tatsächlich läuft schon bei den Proben nichts nach Plan. Das anschließende Konzert zieht sich ebenfalls extrem in die Länge, sodass die Überlegung entsteht, einfach zum Alexanderplatz zu gehen und dorthin den Auftritt zu verlegen. Das wurde allerdings verworfen und die Konstanzer und Marbacher Gruppen traten doch noch im Roten Saal auf und machten den Abend mit gegenseitiger Unterstützung zu einem Erfolg. Zwar wurde aus dem geplanten Besuch einer Strandbar nichts mehr. Dem wurde aber nicht mehr nachgetrauert. Froh gelaunt und in Partystimmung ging es zurück ins Hotel.Der letzte Tag war angebrochen. Man fuhr an den Wannsee und genoss eine entspannte Fahrt mit der Fähre. Da das Wetter allerdings nicht so gut war und es auch ein wenig regnete, ging man leider nicht zum Schwimmen ins Strandbad. Um 12 Uhr fuhren dann alle zusammen zur Heilig-Kreuz-Kirche, wo die Gesangsklasse und der Chor ihren letzten Auftritt hatten. Nach der Ankunft spaltete sich die Bigband ab, die Freizeit hatte, solange die Leute der Gesangsklasse und des Chors noch probten. Nachmittags um 15 Uhr begann dann das Konzert. Die Gesangsklasse trug das Kunstlied „An die Musik“ von Schubert vor, ein Loblied auf die Kunst der Musik. Anschließend sang der Chor mit Unterstützung der Gesangsklasse die bekannten Lieder aus dem Film „Die Kinder des M. Mathieu“ vor: „Vois sur ton chemin“, Caresse sur l’océan“ und „Cerf volant“. Nach dem Konzert mussten wir noch etwas auf die Busse warten. Die Zeit wurde gut genutzt, weil einige chinesische Gruppen Fotos mit uns machen wollten. Die Heimreise begann mit leichter Verzögerung, und um 1.40 Uhr in der Nacht trafen dann die Busse in Marbach ein. Alles in allem war die Exkursion ein voller Erfolg und man freut sich schon auf das nächste Jahr.