Eines der wenigen umgesetzten Projekte aus dem Verkehrskonzept: Kurzzeitparkplätze an der Schulstraße. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Die wenigsten Projekte des Verkehrskonzepts sind umgesetzt. Das liegt daran, dass nach Ansicht des Kreishauses die Voraussetzungen nicht erfüllt sind.

Erdmannhausen - Gut zwei Jahre ist es her, seit Wolfgang Schröder vom Ludwigsburger Büro BS Ingenieure den Erdmannhäuser Gemeinderäten ein umfangreiches Verkehrskonzept vorgestellt hat. Zeit für ein Resümee. Im Verwaltungs- und Technischen Ausschuss am Donnerstag gab der Hauptamtsleiter Günter Sommer einen Sachstandsbericht darüber, was aus den einzelnen, damals vom Gemeinderat beschlossenen und beim Landratsamt beantragten Projekten geworden ist.

Tempo-10-Zone/Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich Ortsmitte
„Hier gibt es noch keine Entscheidung“, sagte Sommer. Weil das Zeichen „Zone 10“ im Verkehrszeichenkatalog des Bundesverkehrsministeriums nicht enthalten ist, wäre es auf der Straße auch nicht gültig. Deshalb hat das Landratsamt Ludwigsburg die Unterlagen an das Ministerium für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg weitergegeben. Die Landesbehörde soll entscheiden, ob in dem Fall eine Ausnahme gemacht werden kann. „Wir warten noch auf eine Antwort“, so Sommer.

Eine Parkscheibenregelung in der Kirchstraße
wurde angeordnet. „Das wird in Kürze beschildert“, so Sommer.

Den Fahrradschutzstreifen in der Bahnhofstraße
hat das Landratsamt Ludwigsburg abgelehnt, teilte der Hauptamtsleiter die Entscheidung der Kreisbehörde mit, von der er erst kürzlich erfahren hat. Der Grund: Die Bahnhofstraße ist nur sechs Meter breit. Um einen Fahrradschutzstreifen markieren zu dürfen, müsste sie 25 Zentimeter breiter sein, da wird offensichtlich kein Auge zugedrückt. „Wenn wir die Mindestbreite nicht einhalten, wird der Radstreifen nicht genehmigt“, hat Günter Sommer erfahren.

Auch einen Fußgängerüberweg an der Einmündung Silcher- und Bahnhofstraße
wird es nicht geben. Bei einer Verkehrszählung des Landratsamtes stellte sich nämlich heraus, dass dort zu wenige Fußgänger unterwegs sind. Mindestens 50 pro Stunde wären nötig, um einen Fußgängerüberweg zu forcieren. Bei den Messungen auf Höhe der Bäckerei Glock an einem Donnerstag im vergangenen November waren es zwischen 7 und 8 Uhr gerade mal 21. Um die Mittagszeit sind es dann nur noch neun Fußgänger gewesen.

Tempo 30 auf der Schafstraße
wird es ebenfalls nicht geben. Nach einer Verkehrsschau sagte das Landratsamt, dass die dafür erforderlichen Voraussetzungen nicht vorliegen – also keine besondere Gefahrenlage, Lärm- oder Luftverschmutzung.

Aus den gleichen Gründen wurde auch die Ausdehnung der Geschwindigkeitsbegrenzung in der Piemonteser- und der Affalterbacher Straße
abgelehnt. Das Gremium hatte in diesen Bereich ebenfalls für Tempo 30 plädiert.

Ein weiteres Nein vom Landratsamt gab es für die Ausweisung der Schillerstraße als Fahrradstraße.
Hier hatte sich der Gemeinderat ein „Anlieger frei“-Schild gewünscht. Das Thema wurde auch mit dem Regierungspräsidium Stuttgart erörtert – auch dort hält man die Fahrradstraße nicht für nötig. Die Straße Biegel
ist dagegen jetzt Anliegerstraße. „Die Beschilderung ist bereits erfolgt“, gab der Hauptamtsleiter in der Sitzung bekannt.

Die Ablehnung der meisten ihrer Anträge hat bei den Mitgliedern des Verwaltungs- und Technischen Ausschusses nicht gerade Begeisterungsstürme ausgelöst. „Es ist schon interessant, dass es bis hoch ins Ministerium Wellen schlägt, wenn wir hier eine kleine Änderung in der Beschilderung wollen“, merkte Rita Schöck-Mergenthaler (CDU) an. Sie sei „ein bisschen enttäuscht“. Im Verkehrskonzept „waren viele brauchbare Sachen, aber das Wenigste davon wird umgesetzt. So schnell brauchen wir so etwas nicht mehr machen.“

Die Erdmannhäuser Bürgermeisterin Birgit Hannemann stimmte zu. Auch sie hätte nicht gedacht, dass „unser Fall mal beim Verkehrsministerium landet“. Dass so viele Punkte des Verkehrskonzepts abgelehnt wurden, findet sie „enttäuschend. Und vor allem ist es schlimm zu hören, dass manche Dinge nicht gemacht werden, weil dort noch kein Unfall passiert ist.“ Ihrer Meinung nach sollte in dieser Hinsicht „bei den Behörden mal ein Umdenken stattfinden“.

Kritik an den Entscheidungen „von oben“ auch von Martina Glees-Brück. „Das Landratsamt erstaunt mich immer wieder“, konstatierte die Grünen-Rätin. Dass die Kreisbehörde in der Schafstraße keine Gefahrenlage sieht, kann sie nicht nachvollziehen. Ebenso wenig, wie das Thema Fahrradschutzstreifen in der Bahnhofstraße. „Wenn die Straße zu schmal für einen solchen Streifen ist, warum schlägt uns das Büro dann so etwas vor?“, fragte sie.

Um die Gefahrenlage an der Schafstraße etwas zu entschärfen, gebe es aber noch eine andere Möglichkeit als Tempo 30, schlug Hans-Georg Götz (SPD) vor. „Man könnte an den kritischen Stellen Poller am Gehwegrand installieren, damit die Autos dorthin nicht ausweichen können, was ja bislang häufig passiert.“