Startaufstellung – aber beim echten Rennen geht es einzeln den Hang hinunter. Foto: Olikver von Schaewen

Die 46. Wettfahrt der Seifenkutschen fordert die Jugend und ihre älteren Helfer heraus. Kurt Kunz, Gewinner des Auftaktrennens 1972, macht heute die Flitzer flott.

Oberstenfeld-Prevorst - Die Garage von Kurt Kunz ist umlagert wie einst die Box von Michael Schumacher. Ein roter Ferrari darf denn auch nicht fehlen. „Mit dem schafft man es immer aufs Podest“, sagt die achtjährige Lea Kunz, die sich mit ihren Geschwistern, Vettern, Cousinen und Nachbarskindern an diesem Montagabend um 18 Uhr im Prevorster Lindenweg tummelt. Immer wieder sausen die Kinder mit den bunte Boliden die kleine unbefahrene Straße am Ende des Dorfes hinunter. Kurt Kunz, der Erbauer all dieser Renngefährte, ist der ruhende Pol. Der 57-jährige Kfz-Meister kennt das Fieber vor einem Seifenkutschenrennen aus eigener Erfahrung – hat er doch im Jahr 1972 das allererste Seifenkutschenrennen gewonnen.

Kunz war bei der Premiere 15 Jahre alt. Bereits damals baute er seine Seifenkutsche selbst. „Sie war noch aus Holz“, erinnert er sich, „nach dem Rennen sind wir alle zugleich runtergefahren, und es gab einen Massencrash.“ Seinen Ehrgeiz hatte ein Lurchi-Abenteuer der Firma Salamander geweckt. „Lurchi nahm an einem Rennen teil und stieg als Sieger aus dem Wagen“, erzählt Kunz schmunzelnd. Später habe er dann für seine Kinder und Neffen weitere Rennwagen gebaut. „Es hat sich viel geändert.“ Früher hielten Hobby-Konstrukteure auf dem alten Prevorster Schrottplatz Ausschau nach Resten von Kinderwagen. Heute kauften sich viele Bastler Einzelteile beim örtlichen Landmaschinenbau-Unternehmen. „Ich selbst brauche meine Fahrzeuge nur noch vorzubereiten“, erklärt Kunz. Ein ölverschmierter Lappen auf dem Deckel einer Regentonne im Lindenweg verrät etwas von der Arbeit des Prevorsters. Zwei bis drei Stunden dauere es, die Lenkung und die Räder neu aufeinander abzustimmen. Vor allem die Radlager müsse er genau bearbeiten, sagt der Fahrzeug-Mechaniker in Diensten von Bosch.

Unbekümmert gehen die Kinder mit den Seifenkutschen um. Die Jungen und Mädchen vom Lindenweg träumen davon, einmal ganz oben zu stehen und einen der goldenen Siegerkränze mit nach Hause zu nehmen. Die 15-jährige Julia Wolf hat es schon geschafft. „Es ist einfach eine Tradition bei uns und macht Spaß“, sagt sie und steigt mit ihrem Bruder Jannik auf einen der Seitenwagen. Jannik darf beim 46. Rennen als Achtjähriger zum ersten Mal teilnehmen. Er startet in der Soloklasse A, die bis elf Jahre offen ist. In der Soloklasse B sind die Zwölf- bis 16-Jährigen am Start. Beim Seitengespann darf gemischt werden. „Zu zweit ist mehr Nervenkitzel, und man muss aufeinander aufpassen“, erklärt Julia.

Ob ein Prevorster oder ein Ortsfremder gewinnt, sei eine offene Sache, weiß Eugen Schall. „Bei uns gewinnt nicht der beste Wagen, es kommt wesentlich auf den Fahrer an“, meint der Schriftführer des Seifenkutschen- und Skivereins (SSV) Prevorst. Einen Heimvorteil haben die ortsansässigen Rennfahrer laut Schall nicht unbedingt, denn der 350 Meter lange Parcours mit hunderten Autoreifen und Strohballen am Rand werde erst am Samstag aufgebaut und am darauf folgenden Renntag freigegeben. Bleibt ein Fahrer in einem Durchlauf hängen, ist das noch kein Beinbruch. „Von drei Läufen nehmen wir nur zwei in die Wertung“, berichtet Schall. Ein Rennen dauere zwischen 45  und 60 Sekunden.

Eine Seifenkutsche unterscheide sich von einer Seifenkiste vor allem durch das Lenkrad, betont Eugen Schall. Seifenkisten dagegen würden mit einem Seilzug gesteuert. „Das wäre für unseren engen Parcours zu schwierig“, glaubt der SSV-Schriftführer, der die Rennen schon lange begleitet und die Zeitungen mit Informationen versorgt. Die Anfänge des Seifenkutschenrennens reichten in die Zeit zurück, in der noch der Heilbronner Bergpreis auf der Kreisstraße nach Prevorst ausgetragen wurde. Damals bauten Schüler die Rennwagen nach. Das Seifenkutschenrennen sei beliebt, viele Helfer des SSV unterstützten die Idee. Den Stellenwert stuft Eugen Schall höher ein als den des ebenfalls alljährlichen Christbaummarkts. „Im Winter verdienen wir Geld, hier ist alles für die Jugend.“