Unter den für 60 Jahre Mitgliedschaft Geehrten: Martin Klumpp aus Großbottwar, lange Jahre „Sektionsarchitekt“ für die DAV-Hütten (Vierter von links) Foto: Deutscher Alpenverein

Das Thema „Frauen am Berg“ bietet interessante Einblicke in die Geschichte.

Ludwigsburg
Mehr als 100 Mitglieder des Deutschen Alpenvereins (DAV) Ludwigsburg konnten im Jahr 2017 ein „rundes“ Jubiläum begehen. Gut 30 davon waren am letzten Samstag persönlich zur Ehrung in den einmal mehr vollen Saal im Krauthof gekommen, unter ihnen auffällig viele Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts. Entsprechend gut passte der historische und unterhaltsame Streifzug zum Thema „Frauen am Berg“.Historisch verbürgt sei die Besteigung des Mont Blanc im Jahre 1808 durch Marie Paradis aus Chamonix, so Sektionschef Roland Fischer. Auf den letzten Metern zum höchsten Alpengipfel habe man sie allerdings zerren und stoßen müssen, sodass sie zuletzt gestöhnt habe „werft mich in eine Gletscherspalte“. Doch schon 1871, nur sieben Jahre nach dessen Erstbesteigung, erklomm Lucy Walker mit Vater Frank das Matterhorn. Der zunehmende weibliche Drang in die Höhe blieb in der Männerdomäne suspekt, wofür das Team des Service-Centers um Brigitte Fischer viele Zeugnisse aus der Sprache zusammengetragen hatte. Gipfel galten als weiblich, „jungfräulich“ und mussten erobert werden. Sie trugen Züge einer Geliebten, die sich zierte und Stürme, Steinschlag und Kälte zu ihrem Schutz benutzte, erläuterte Roland Fischer. So sei der Schweizer Alpenclub bis 1979 ein reiner Männerbund gewesen, was sich erst durch die Fusion mit dem 60 Jahre zuvor gegründeten weiblichen Verband änderte. Aber auch beim DAV habe man sich mit vielem schwergetan. Eher von der amüsanten Seite nahm Fischer den Antrag zur Hauptversammlung in Tölz 1923, der zu den „erotischen Hüttenumtrieben“ befand: „Liebespaare sind aus den Alpenvereinshütten auszuweisen.“„Diese Zeiten sind lange vorbei“, betonte Roland Fischer mit Verweis auf die Mitgliederzahl in der Sektion Ludwigsburg: Über 40 Prozent der an die 6000 Mitglieder seien inzwischen weiblich. Aus eigener Erfahrung wisse er zudem, dass „auch junge Mädchen oft schon Tolles leisten“: So standen alle drei Töchter – die jüngste mit acht Jahren – schon sehr früh auf dem 4027 Meter hohen Allalinhorn.

Zu den persönlich für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrten gehörte der Großbottwarer Martin Klumpp, „dessen Wirken als ‚Sektionsarchitekt‘ sich noch heute an unseren Hütten erkennen lasse“. Auf 25 Jahre bringt es Ralph Pfirrmann, Leiter der Ortsgruppe Vaihingen, „die seit Jahren für eine Unzahl von Ausbildungen und Ausfahrten zu knackigen Hochtouren steht“.