Sechs Tage lang hat die Crew in der Neckargemeinde gedreht. Foto: privat

Anja Gurres hat mit ihrem Kurzfilm „Die Ratte“ ein Filmfestival gewonnen. In dem Streifen wird das Thema Krebs aus Kinderaugen behandelt.

Benningen - Das kleine Mädchen hat sich mit einer Mausefalle in ihrem Zimmer verkrochen. Das dazugehörige Stück Käse hat sie zuvor klammheimlich in ihrer Tasche verschwinden lassen. Sie muss diese Ratte einfach fangen. Sonst stirbt ihre Mutter. Diese Szenen gehören zum Kurzfilm „Die Ratte“ von Anja Gurres aus Benningen. Mit ihrem Film hat sie in der Kategorie 18 bis 27 Jahre im Filmwettbewerb „Girls go Movie“ den ersten Platz gewonnen. Die beiden ersten Plätze, um genau zu sein. Denn sowohl die Fachjury, als auch die Girlsjury, die sich aus gleichaltrigen Mädchen zusammensetzt, haben ihren Film zum Sieger gekürt.

Vom Medium Film ist die 20-Jährige schon immer fasziniert gewesen, erzählt sie: „Aber lange Zeit habe ich mich nicht getraut, selbst etwas zu machen.“ Mit 17 Jahren packte sie aber doch das Fieber und sie drehte ihre ersten Kurzfilme, die auch auf Festivals zu sehen waren. Sie hatte Feuer gefangen und wollte sich immer weiter verbessern. Daher schien es wie der nächste logische Schritt, dass Anja Gurres ein Studium mit Schwerpunkt Regie und Szenischer Film an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg begann. Sie ist sich sicher, dass die Regie ein Bereich ist, in dem sie auch in Zukunft arbeiten will.

Daher ist es Anja Gurres wichtig, ihre Kurzfilme so professionell wie möglich zu produzieren. Mit am längsten hat es gedauert, das Drehbuch zu schreiben. Ihr Grundgedanke war, das Thema Krebs aus Kindersicht zu behandeln: „Dafür musste ich versuchen, mich in ein Kind hineinzuversetzen.“ Inspiration fand sie dabei in ihrer Cousine, die auch die Titelrolle des Kurzfilms übernahm. Eigentlich wurden die Schauspieler über eine Castingagentur gesucht. Die Schauspielerin für die Kinderrolle sprang jedoch zwei Wochen vor Drehbeginn ab. Eine Lösung musste her und wurde dann prompt in der eigenen Familie gefunden: „Da wurde mir bewusst, dass ich schon beim Schreiben eigentlich immer an meine Cousine gedacht hatte“, sagt Anja Gurres über das Glück im Unglück.

Mit Kinderschauspielern hat die junge Regisseurin zum ersten Mal gearbeitet. Dadurch war einiges anders als gewohnt. Kinder dürfen nur fünf Stunden täglich am Set verbringen und drei Stunden vor der Kamera stehen. Da sie nicht so erfahren sind, wie ihre erwachsenen Kollegen, müssen sie ihren Rollen vom Wesen her ähneln, um authentisch zu wirken. Zur Motivation der Kinderdarsteller ließ sich Anja Gurres etwas Besonderes einfallen: „Wir haben spielerische Elemente in den Dreh eingebaut. Statt nach einer Ratte zu suchen, haben wir ein Stück Schokolade versteckt.“

Den „Girls go Movie“ Wettbewerb hat Anja Gurres im vergangenen Jahr schon einmal gewonnen. Trotzdem war sie überrascht und perplex, als sie zum zweiten Mal in Folge den Sieg nach Hause trug. Vor allem auch über die Tatsache, dass sie beide Jurys von sich überzeugen konnte. Lange ruht sie sich auf dieser Auszeichnung aber nicht aus. Schon diese Woche hat der Dreh für ihren nächsten Kurzfilm begonnen.