Stehen die Gewächse im öffentlichen Raum, ist das Pflegen oder Fällen Sache der Gemeinde. Foto: Archiv (Patricia Sigerist)

Die Verwaltung zeigt sich in der Gemeinderatssitzung empört über die Selbstjustiz. Von den Verursachern könne Schadensersatz gefordert werden.

Benningen - Im Baumkataster der Gemeinde Benningen sind 1200 Bäume verzeichnet. „Da fällt es nicht gleich auf, wenn welche fehlen“, berichtete Bauhofleiter Ralf Tonhäuser am Dienstagabend dem Gemeinderat. Genauer hingeschaut hat Tonhäuser aber im Gebiet Kirchtal und Lange Straße. Hier wurden in jüngster Zeit zwei Bäume gefällt, und das nicht zum ersten Mal. Auch in der Vergangenheit sind hier schon Laubgewächse der Säge zum Opfer gefallen. „Das ist eine Form der Selbstjustiz, die wir nicht tolerieren können“, war Bürgermeister Klaus Warthon empört.

Bäume und Sträucher auf öffentlichen Flächen dürfen auch nicht in Eigenregie „gepflegt“ werden, wie es in der Langen Straße geschehen ist. „Der Rückschnitt war so radikal, dass die ursprüngliche Form der Bäume kaum nachzuvollziehen ist“, zeigte Ordnungsamtsleiterin Verena Kuhnle anhand von einigen Fotos den Zustand der gestutzten Gewächse.

Formal gesehen handelt es sich um Sachbeschädigung. Man habe die unmittelbaren Anwohner bereits um eine Stellungnahme gebeten, so Kuhnle. Wo man wisse, wer die Bäume zurückgeschnitten oder gefällt habe, könne man einen Schadensersatz fordern beziehungsweise die Kosten für die Neuanpflanzung in Rechnung stellen, stellte Warthon eine denkbare Vorgehensweise zur Diskussion. Thomas Waldvogel (FWV) wollte aber „nicht gleich mit der Keule dreinschlagen“ und auf die Strafanzeige verzichten. „Wir sollten lieber aufklären. Eigenmächtig Bäume zu fällen, ist doch totaler Schwachsinn!“

Manfred Meister (SPD) konnte es sich zwar nicht vorstellen, dass jemand einfach die Säge nimmt und sich an öffentlichem Eigentum vergreift, wies aber auf das Problem des Laubanfalls jetzt im Herbst hin. „Man kann den Anwohnern nicht zumuten, erst das Laub wegzuräumen und dann auch noch irgendwohin zu fahren, in die Biotonne passt das ja nicht alles rein.“ Speziell für Ältere sei dies ein Problem, so Meister. In anderen Gemeinden sei es üblich, dass die betroffenen Anwohner Säcke zur Verfügung gestellt bekommen, die dann vom Bauhof abgeholt werden. Diesen Vorschlag hörte Tonhäuser aber nicht so gerne. „Wir sind ohnehin am Anschlag mit dem Laub von den öffentlichen Plätzen. Wenn wir dann auch noch auf den 40 Kilometer Straßen in Benningen Laubsäcke einsammeln müssen, schaffen wir das personell nicht mehr.“

Beschwerden wegen des Laubanfalls gebe es jedes Jahr, so Kuhnle. Bei zu starkem Wuchs werden die Bäume vom Bauhof zurückgeschnitten. Allerdings könne gerade dadurch mehr Laub anfallen, weil der Baum dann im nächsten Jahr stärker austreibt. „Gesunde Bäume werden aber nicht gefällt“, so die Verfahrensweise der Gemeindeverwaltung. Der Laubanfall müsse geduldet werden und die Räumpflicht auf den Gehwegen umfasse eben auch das Herbstlaub. Edgar Brucker (CDU) wies darauf hin, dass je nach Baumart mehr oder weniger Blätter anfallen. „Darauf könnte man bei den Neupflanzungen achten.“