Das zehnköpfige Motorboot-Nationalteam trainiert derzeit auf dem Neckar bei Benningen. Foto: avanti

Derzeit trainiert die deutsche Jugend-Nationalmannschaft für die Motorboot-Welt- und Europameisterschaften.

Benningen - Sie sind zwischen acht und 18 Jahren alt und die Besten ihrer Zunft in ganz Deutschland. Zehn Kids trainieren seit Freitag auf dem Neckar bei Benningen in ihren Motorbooten und bereiten sich auf die kombinierte Welt- und Europameisterschaft vor. Morgen geht es auf die Reise nach Italien, wo am Wochenende auf dem Lago Maggiore die Wettkämpfe stattfinden.

„Wir wollen möglichst wieder den Mannschafts-Titel holen“, erklärt Jonas Kelle die Zielsetzung. Bis vor einem Jahr ist er selbst noch mitgefahren, „aber jetzt bin ich 19 und daher zu alt für internationale Wettkämpfe. Der Bundestrainer hat mich dann gefragt, ob ich ihn als Co-Trainer unterstützen möchte.“ Der Bundestrainer ist Andreas Severin. „Das ist mein Vater, der da draußen auf dem Boot“, erklärt der elfjährige Justin am Montagvormittag ungefragt. Auch er will auf dem Lago Medaillen holen, fährt bereits seit vier Jahren Motorboot. Sechs PS haben die Außenborder der Schlauchboote für die bis zu 14-Jährigen. In dieser Klasse ist mit dem zwölfjährigen Sebastian Loderer übrigens auch ein Benninger mit im Team. Die Älteren fahren in den Großbooten mit Jockeysitz und 15 PS. „Bis zu 40 Stundenkilometer können die fahren. Die Kleinboote haben bis zu 30 Sachen drauf“, erklärt Jonas Kelle.

Bis man es mal in die Nationalmannschaft geschafft hat, ist es auch in einer Randsportart ein weiter Weg. „Es beginnt auf Clubebene, geht weiter über Landesmeisterschaften bis zu den Deutschen Meisterschaften. Die jeweils besten acht in den fünf verschiedenen Klassen kommen dann nochmal im Frühjahr zusammen, um das Team zu ermitteln“, erläutert Kelle das Prozedere. Zwei Disziplinen gibt es. „In der einen ist mehr Geschicklichkeit gefragt, da sind dann auch ein paar Manöver gefordert. Im Parallelslalom geht es hingegen nur um Schnelligkeit“, sagt der Co-Trainer. Neben der Abriet auf dem Wasser werde auch viel Wert auf das Training an Land gelegt: „Einerseits geht es um die Fitness. Vor allem in den Großbooten ist es wichtig, dass man sich richtig mitbewegt. Außerdem machen wir viel autogenes und Konzentrationstraining.“

Bei der Heim-WM im vergangenen Jahr in Duisburg holte das deutsche Team so viele Titel, „dass die Kids zum Ende hin schon gar keine Lust mehr hatten, unsere Hymne zu singen“, erinnert sich der gerade ans Ufer gekommene Andreas Severin lachend. Natürlich würde er sich wünschen, dass das diesmal ähnlich läuft. „Aber ich erwarte das nicht. Ich möchte den Kindern ja auch nicht unnötig Druck machen. Sie sollen einfach so fahren, wie wir das hier trainiert haben. Dann ist alles in Ordnung.“ Zumal ja diesmal der Heimvorteil wegfalle. So fahren die Kids nicht in eigenen Booten, sondern in denen, die vom Veranstalter gestellt werden. „Und da gibt es nur sehr grobe Standards wie die maximale Länge und die Motorleistung“, weiß Jonas Kelle. Daher sind auch die freien Trainings an den beiden Tagen vor den Wettkämpfen sehr wichtig, um sich an die Bedingungen und die Boote zu gewöhnen. In dieser Hinsicht findet Andreas Severin das in diesen Tagen eher unbeständige und teils stürmische Wetter fast schon ideal. „Denn ich habe gehört, dass es am Lago auch nicht gerade ruhig zugehen soll“, sagt er lächelnd.