Mit der Ausstellung hoffen Museumsleiterin Christina Vollmer, Ordnungsamtsleiterin Verena Wilhelm und Bürgermeister Klaus Warthon (von links) auf einen Volltreffer. Foto: Werner Kuhnle

Der TSV Benningen hat mal in der dritthöchsten Fußball-Liga gekickt. An diese goldenen Zeiten erinnert eine Ausstellung, die bald beginnt.

Benningen - Rund 2800 Einwohner zählte Benningen Anfang der 1960er-Jahre. Als aber die Fußballer des TSV Benningen zu dieser Zeit ein Heimspiel austrugen, strömten mehr als 4000 Zuschauer zu mancher Partie. Hierfür wurde der Ort für den Verkehr gesperrt, selbst Sonderzüge rollten hin und wieder am Bahnhof ein. Der Grund: Als Teil der 1. Amateurliga Nordwürttemberg spielte der TSV drittklassig und erlebte seine erfolgreichste Saison 1960/61, als er Vierter vor Größen wie dem VfR Heilbronn oder der SpVgg 07 Ludwigsburg wurde und mit Wilfried Vogel den Torschützenkönig stellte. Die frühen 1960er waren die goldene Ära des heutigen Kreisligisten, geprägt von den späteren Bundesligaspielern Rudi und Willi Entenmann. Eine Ära, der im Museum im Adler in Benningen nun eine Ausstellung gewidmet ist.

Besucher können erstmals am Sonntag, 4. November, in diese Welt voller Fußballgeschichte, Erinnerungsstücke und Anekdoten eintauchen. Dann findet von 11 Uhr an bei freiem Eintritt die Vernissage statt. Neben der Begrüßung von Bürgermeister Klaus Warthon, Grußworten des TSV-Vorsitzenden Gerhard Heim und von Sonja Hähnlen vom Bund für Heimatkunde sowie der Einführung von Museumsleiterin Christina Vollmer gibt es dank Julian Kaspar und David Förster einen musikalischen Rahmen – ihre Lieder passen zum Thema.Die Ausstellung steht unter dem Motto „Heimspiel“ und ist kreativ gestaltet: Ein Raum ist einer Kabine nachempfunden, ein anderer dem damaligen Stammlokal Adler, in dem die Bevölkerung 1954 gemeinsam das Wunder von Bern am Fernsehen verfolgte. Teilweise laufen die Besucher sogar auf Kunstrasen. Zu entdecken gibt es verschiedene Aspekte des Fußballs – nicht nur über den TSV selbst. Dazu zählt Wissenswertes zu den Anfängen der Sportart im 19. Jahrhundert in England und dazu, wie sich der Fußball während der Weimarer Republik in Deutschland etablierte – auch im TSV wurde die Fußballabteilung 1920 gegründet. Ausgestellt sind Unikate wie die Schuhe, die Miroslav Klose beim Spiel um Platz drei bei der Heim-WM 2006 in Stuttgart trug, sowie Trikots, Wimpel und Pokale, die der TSV Benningen über die Jahre sammelte. Ein Fotoalbum von Rudi Entenmann kann bestaunt werden – der älteste der „Entenmänner“-Brüder berichtet zudem in einem Video gemeinsam mit seinem einstigen Mitspieler Johann Reich über die erfolgreichste TSV-Zeit. Zu Gast sind beide – wie weitere Meisterspieler von 1960 – auch an einem Gesprächsabend im Museum am 15. November um 19.30 Uhr. An einer Taktiktafel, einem Tischkicker, beim Torwandschießen und bei einem Quiz können die Besucher selbst aktiv werden.

„Mit dieser Ausstellung kommen wir einem Wunsch nach, der immer wieder an uns herangetragen wurde: Die Benninger Fußballgeschichte zu beleuchten. Das Thema hat hier einfach eine große Bedeutung“, sagt Bürgermeister Warthon, der „nie vergessen wird“, wie 2004 bei der 1125-Jahr-Feier der Gemeinde die Meisterelf von 1960 gefeiert worden ist. „Die Spieler sind auf die Bühne gekommen. Und bevor sie auch nur ein Wort gesagt haben, wurde frenetisch applaudiert.“Einen neuen Zugang zum Fußball hat Christina Vollmer während der einjährigen Vorbereitungszeit gefunden. „Fußball stand bei mir nicht ganz oben auf der Liste“, gesteht die Museumsleiterin schmunzelnd. „Aber mir ist deutlich geworden, dass er Alltagskultur ist.“ Sie hofft daher gleichermaßen auf junge und ältere Besucher. Und auch auf viele, die von außerhalb in die Neckargemeinde kommen.