Kein Durchkommen gibt es derzeit im Kapellenweg im Beilsteiner Teilort Stocksberg. Foto: KS-Images.de

Der Kapellenweg im Beilsteiner Teilort Stocksberg ist erneut versperrt worden. Der Eigentümer des Grundstücks und die Stadt Beilstein streiten um das Wegerecht.

Beilstein - Der Streit um die Zufahrt zum Friedhof in Stocksberg ist erneut aufgeflammt. Der Eigentümer hat sein Grundstück am Kapellenweg abgesperrt und das aus seiner Sicht einsturzgefährdete Haus mit Baumstämmen abgestützt. Bürger aus dem 100-Einwohner-Dorf informierten die Stadt Beilstein. Deren Bauamtsleiter Tim Breitenöder unterrichtete am Montag unsere Zeitung. „Die Absperrung erfolgte ohne Absprache mit dem Landratsamt Heilbronn und der Stadt“, teilt Breitenöder im Pressetext mit.

Für die Kommune stellt das Vorgehen des Eigentümers einen klaren Verstoß gegen die gemeinsam geschlossene Vereinbarung dar. „Wir hatten uns darauf geeinigt, dass der Weg bis zum 31. März freizuhalten ist und im Anschluss daran das Gerüst und sonstige Materialien sogar komplett entfernt werden müssen“, teilt Tim Breitenöder mit. Der Grundstückseigentümer habe Dacharbeiten vornehmen wollen. „Ich selbst habe aber nicht gesehen, dass dort irgendetwas geschieht“, erklärt der Bauamtsleiter auf Nachfrage.

Der Streit nahm seinen Lauf, nachdem der Gemeinderat von Beilstein im April 2016 beschlossen hatte, den Bebauungsplan zu ändern und damit das öffentliche Zufahrtsrecht über das bislang private Grundstück zu sichern. Es war der erste Schritt zu einer möglichen Enteignung. Etwa ein Jahr später, im April 2017, blockierte der Eigentümer die Durchfahrt mit Bauzäunen und einem Gerüst. Das Landratsamt Heilbronn ordnete die Beseitigung an. Der Eigentümer zog vor das Verwaltungsgericht Stuttgart, doch erklärten die Richter im Oktober 2017 das Vorgehen des Kreishauses für rechtens.

Das Urteil kommentierte der Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl damals als „wichtigen Teilerfolg auf einer dennoch noch längeren juristischen Wegstrecke, die noch vor uns liegt“. Holl wies damals darauf hin, dass die Enteignung nur die „Ultima Ratio“ sei, um das Problem zu lösen. So hatte der Beilsteiner Gemeinderat dem Eigentümer angeboten, er könne seine Fläche von 140 Quadratmetern für 90 Euro pro Quadratmeter verkaufen. Dieser Preis entspreche den geltenden Bodenrichtwerten, erklärte am Montag Tim Breitenöder.

Die Stocksberger Kapelle ist erst im Jahr 1963 am Rande des Dorfes gebaut worden. „Es ist schade, dass die Wegerechte damals nicht direkt geklärt wurden“, sagt Hans Joachim Stein, zuständiger Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Beilstein-Billensbach. Der Seelsorger fiel am Montag aus allen Wolken, als er von unserer Zeitung erfuhr, dass die Barrikaden zum Friedhof und deren Kapelle wieder aufgerichtet worden waren. „Wir wollen am Ostersonntag einen Auferstehungsgottesdienst auf dem Friedhof feiern“, erzählt er und hofft auf eine schnelle Klärung. Einen ähnlichen „Protestgottesdienst“, wie ihn die Kirchengemeinde nach der ersten Absperrung im Freien und bei Regen vor dem Gasthaus Krone feierte, werde es dieses Jahr nicht geben. „Es würde nicht zum Charakter von Ostern passen“, sagt Stein.

Ob der Weg dann frei ist, erscheint fraglich. Der Eigentümer habe die Absperrungen vorgenommen, weil er das Gebäude für einsturzgefährdet halte, erklärt Manfred Körner, Pressesprecher des Landratsamtes Heilbronn. „Unsere Experten werden das in den nächsten Tagen prüfen“, kündigt Körner an. Sollte das Haus nicht einsturzgefährdet sein, werde man so schnell wie möglich eine Räumung veranlassen.