Der Abend im Hof des Beilsteiner Schlosses ist für alle Beteiligten eine runde Sache gewesen. Foto: SDMG

Beim Genießerabend auf Schloss Beilstein ist Aline I. ins Amt eingeführt worden. Bei gutem Essen und erlesenen Wein verbrachte man eine schöne Zeit.

Beilstein - Normalerweise sagt man den Schwaben ja nach, sie seien eher Schaffer als Genießer. Doch am Donnerstagabend stand der Genuss im Hof des Beilsteiner Schlosses ganz klar im Vordergrund. Süffige Weine, delikates Essen und dazu noch Hörgenuss, ganz zu schweigen vom romantischen Ambiente des Schlosshofes und dem Ausblick auf die umgebenden Weinberge – auch hierzulande versteht man was von dolce vita.

Eingeladen hatten die Beilsteiner Weinmacher, eine lose Vereinigung der Weingüter St. Annagarten, Gemmrich, Kircher, Krohmer sowie des Schlossguts Hohenbeilstein und der Bottwartaler Winzer, um die neue Beilsteiner Weinprinzessin Aline I. in Amt und Würden einzuführen. Ihre Vorgängerin Ramona II. übergab Zepter und Schärpe mit ein wenig Wehmut im Rückblick auf zwei ereignisreiche Jahre, in denen sie die Beilsteiner Weinlagen repräsentierte. Auch eine dritte Prinzessin war als Ehrengast anwesend: die württembergische Weinprinzessin Stefanie Schwarz. Die gab der neuen Beilsteiner Hoheit den Rat mit auf den Weg, selbstbewusst aufzutreten: „Wir sind nicht nur optisch ein tolles Aushängeschild, sondern auch fachlich“, betonte sie. Dem Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl kam die Aufgabe zu, Aline I. mit dem letzten Zeichen ihrer Würde auszustatten, dem großen Weinrömer. „Wir sind sehr froh, dass wir Weinhoheiten haben, die Beilstein als Weinbaugemeinde repräsentieren“, sagte er, auch wenn er im nächsten Satz schmunzelte: „Wenn wir irgendwo gemeinsam auftreten, ist der Bürgermeister immer gleich uninteressant.“

Beim Genießerabend der Weinmacher wurde ein guter Querschnitt des württembergischen Rebsortiments geboten – zur Begrüßung heller und samtroter Sekt, dann Riesling, Rivaner, Weißburgunder, Merlot, Spätburgunder, Lemberger und natürlich Trollinger, zum Dessert passend ein Eiswein. Dazu gab es Erlesenes aus der Küche – Tomaten- und Brokkolimousse, Gnocchi Tartufata, Roastbeef mit Ratatouille und Bubenspitzle und zur Abrundung noch ein Schoko-Nuss-Törtchen und Panna Cotta. Die jeweils zwei bis drei Weine zu jedem Gang hatte Dietmar Rupp von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg ausgesucht, der nach der Begrüßung durch Bernd Gemmrich die Gäste zwischen den Gängen mit Unterhaltsamem und Informativem rund um den Wein versorgte. Er berichtete von einer US-Studie, nach der Menschen mit hellen Augen in größerer Gefahr seien, dem Alkohol zuzusprechen. Auch über den „Wendewein“ am Bodensee wusste er Amüsantes zu erzählen. Wenn das Wendeglöcklein geschlagen habe, sei dies das Zeichen gewesen, sich im Bett umzudrehen, weil der Wein sonst ein Loch in den Magen gefressen hätte. Zu den von den Jungwinzern kredenzten Weinen hatte er ebenfalls viel zu erzählen und empfahl beispielsweise, den Gaumen zu belüften, damit man die Röstaromatik des 2011er Spätburgunders richtig wahrnehmen könne. Auch die Gäste waren erkennbar weinkundig, philosophierten über die einzelnen Geschmacksnuancen oder plauderten über die eine oder andere unternommene Weinreise.

Musikalisch untermalt wurde der laue Sommerabend im Schlosshof von Markus Trübendörfer mit gefälliger Salonmusik am Klavier, für drei Lieder unterstützt von der Beilsteiner Sängerin Curly. Und als dann auch noch der rötliche Vollmond aufstieg, war jedem klar: Dieser Abend war eine runde Sache.