Die Gymnasien erfahren derzeit eine große Beliebtheit. Auch die Schülerzahlen am HCG wachsen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Jochen Bär, Leiter des HCG, berichtet, dass künftig wohl nicht mehr alle Schüler aufgenommen werden sollen.

Beilstein - Der Zeitpunkt ist gut gewählt: Seit rund einem Jahr lenkt Jochen Bär nun die Geschicke des Beilsteiner Herzog-Christoph-Gymnasiums. In der Sitzung des Sozial- und Schulausschusses am Dienstagabend zog der 45-Jährige eine Bilanz über das zurückliegende Schuljahr: „Und ich denke, der Wechsel vom Lehrer zum Chef ist mir gut gelungen.“ Doch mit der neuen Verantwortung kamen auch neue Probleme auf den Pädagogen zu.

„Wo steht die Schule in fünf Jahren? Da kann ich nur sagen: in der Dammstraße“, eröffnete Bär seine Bilanz mit Humor. Doch während der Standort Bestand hat, befinden sich die Schülerzahlen derzeit in rasantem Wachstum. „Wir haben in diesem Schuljahr 187 neue Fünftklässler“, erklärt Bär. Die sind in sieben Klassen eingeteilt. Insgesamt werden derzeit 40 Klassen am HCG unterrichtet, „in 28 Klassenzimmern wenn man unsere Fachräume abzieht“. Das sei auch schon der Kern des Problems – die Schule gerät an ihre Kapazitätsgrenze.

Eine erste Folge dieser Entwicklung ist, dass anstatt festvergebener Räume auch „Wanderklassen“ unterwegs sind. Es sei außerdem über ein Modell nach dem Fachraumprinzip nachzudenken. „Aber das hat alles wieder seine Vor- und auch Nachteile“, erklärte Jochen Bär. Hier eine gute Lösung für die Schule zu finden, sei ein Thema, mit dem sich die Schulleitung und das Kollegium derzeit intensiv auseinandersetzen.

Vor allem weil die Schülerzahlen nicht abnehmen, sondern noch weiter wachsen. Denn aktuell verlassen vier Abiturklassen im Jahr die Schule, während deutlich mehr Fünftklässler nachkommen. Jochen Bär malt hier ein deutliches Bild der Zukunft: „Eigentlich müssten wir einen Strich bei 150 Fünftklässlern machen“, kündigt er an. Er hofft, dass eine Reduzierung der Zahlen schon dadurch eintritt, dass Eltern ab dem Schuljahr 2018/19 wieder die Empfehlung der Grundschule vorzeigen müssen, auch wenn diese kein Ausschlusskriterium sei. Andere Voraussetzungen könnten aber notfalls noch folgen. „Es wird auf jeden Fall nicht mehr so sein, dass wir einfach alle Kinder aufnehmen“, betont Jochen Bär.

Zudem wünscht er sich von der Politik ein „Bekenntnis“ zu G9 oder G8, um Einheit zu schaffen. Das HCG bietet neben G8 ein G9-Modell im Schulversuch an, das man auch bis 2023 verlängern möchte. Was die Schulentwicklung angeht, wird man sich aber zunächst ausschließlich auf die bestehenden Profile und Zweige konzentrieren, betont Jochen Bär: „Das ist schon genug Arbeit.“ Das liege auch daran, dass die Lehrerversorgung abnimmt. Vor allem in Fächern wie Mathe, Physik oder IT „haben wir keine Reserven mehr“.

Zum Positiven hat sich dagegen das Schulgebäude entwickelt. Hier sei in dem vergangenen Jahr viel bewegt worden. „Wir haben mit den Schülern das Projekt ‚Pimp my School’ durchgeführt“, so Jochen Bär. Hier durften die Jugendlichen selbst ihre Räume streichen und gestalten. Auch die Aula und der Raum B15 sind aufgehübscht worden: „Da wurde Geld reingesteckt.“ Auch die Beleuchtung ist neu, was für den Schulleiter „ein Wohlfühlfaktor“ ist. Was er sich jedoch noch wünschen würde, wäre die Ausstattung aller Räume mit moderner Technik – hier fehlen noch elf Zimmer. „Und wir haben noch keinen NWT-Raum“, so Jochen Bär. In einem solchen können Schüler in Gruppen experimentieren.