Hartmann Dippon erklärt den Gästen die Pflanzenvielfalt im Weinberg. Foto: Stephanie Nagel

Die Besucher des Schlossguts Hohenbeilstein haben einen Einblick in den ökologischen Weinbau erhalten.

Beilstein - Im Schatten der Bäume vor dem Schlossgut Hohenbeilstein konnten die Gäste am Wochenende das kulinarische Angebot genießen und das Sortiment von Rotwein über Weißherbst bis hin zum Secco in Dosen probieren. An den drei Tagen der offenen Tür wurden sie außerdem von Inhaber Hartmann Dippon durch den Schlosswengert geführt. Auf dem Weg durch die Steillagen erklärte er unter anderem den Zusammenhang zwischen Weinsorten und Bodenarten. So eigneten sich schwere Böden besser für rote, wuchtige Weine, leichtere Böden wie bunter Mergel hingegen eher für weiße Weine.

Was den Frost der vergangenen Wochen betrifft, sei man relativ glimpflich davongekommen. Zunächst zeigte Hartmann Dippon zwar einige kaputte Triebe, erklärte dann aber, wie man die Schäden wieder ausgleichen kann. Noch stand an jeder Rebe eine sogenannte Frostrute nach oben, doch diese sollen heruntergebunden und als Ersatz genutzt werden, da ihnen die Kälte so weit oben nicht schaden konnte. „Die Temperatur am Boden kann sich von der in zwei Metern Höhe um bis zu vier Grad unterscheiden“, weiß der Winzer.

Im Weiteren erfuhren die Gäste, was den ökologischen Weinbau auszeichnet. Es sind keine synthetischen Stoffe wie Herbizide zulässig, und der Boden darf lediglich mechanisch bearbeitet werden. Anstatt herkömmlicher Düngemittel werden natürliche Prozesse genutzt. So sorgen etwa Wicken für den Stickstoff im Boden, da diese in Symbiose mit Knöllchenbakterien leben, die diesen aus der Luft binden. Die Pflanzenvielfalt fördert die Insektenvielfalt und ermöglicht damit eine natürliche Schädlingsbekämpfung. Pro Quadratmeter wachsen zehn bis 15 verschiedene Pflanzen, die Insekten eine Heimat bieten. „Das sind Millionen, ja Milliarden von unbezahlten Mitarbeitern“, verdeutlichte Hartmann Dippon die Dimension.

Eine der Besucherfragen zielte auf die Gründe ab, auf den ökologischen Weinbau umzustellen. Die Abhängigkeit von der Chemieindustrie hatte Hartmann Dippon gestört und zudem hatte er die negativen Auswirkungen der verschiedenen Mittel auf das Abwasser bemerkt. Deshalb habe er sich nach der Übernahme des Weinguts von seinem Vater für eine umweltfreundlichere Herangehensweise entschieden, die er nun schon seit mehr als 20 Jahren anwendet. Den zweiten Teil der Führung übernahm dann Sohn Joscha Dippon. Er zeigte den Besuchern die Weinkeller mit Tanks und Barriquefässern. Der gelernte Winzer will nach seiner Weiterbildung zum Weinbautechniker in dritter Generation in den Familienbetrieb einsteigen.

Parallel zu den Führungen gab es auch für die jüngeren Gäste ein Programm. Zusammen mit Hans Schopfer vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) konnten die Kinder Insekten aus dem Weinberg in Döschen sammeln, anschließend unter dem Mikroskop deren Beine zählen und bestimmen, um was es sich handelt. „So kann man Kindern die Scheu vor Insekten und Spinnen nehmen“, erklärte Hans Schopfer. Viel Wert legte er darauf, dass die Tierchen am Ende wieder freigelassen wurden.