Die Schüler aus Indien und ihre Lehrer sind von Bürgermeister Patrick Holl im Rathaus empfangen worden. Foto: Frank Wittmer

Der Austausch des Herzog-Christoph-Gymnasiums mit der Trivandrum International School in Indien offenbart Unterschiede und Gemeinsamkeiten.

Beilstein - Noch bis zum 1. Juli ist eine 14-köpfige Delegation aus dem indischen Thiruvananthapuram zu Gast in Beilstein. Acht junge Männer und vier Frauen von der Trivandrum International School, alle adrett gekleidet, wurden gestern mit ihren Lehrern von Bürgermeister Patrick Holl im Rathaus empfangen.

Dabei kamen die weit gereisten Gäste in ihren Anzugsjacken auch im Ratssaal nicht ins Schwitzen. „Bei uns in Kerala sind40 Grad und mehr keine Seltenheit“, erklärt Lehrerin Chitra. „Wir finden die Temperatur hier sehr gut.“ Die Schüler sind in Gastfamilien untergebracht und haben die deutsche Kultur schon kennen gelernt. „Hier herrscht viel Disziplin“, sagt Lehrer Amar. „Wir Inder nehmen es mit der Pünktlichkeit nicht so genau, oder anders ausgedrückt: Wir sind zeitlich flexibler.“

Die HCG-Lehrerinnen Tatjana Seitz und Svenja Eickhoff sind etwas aufgeregt, ob die Teilnehmerinnen am bilingualen Seminarkurs die Übersetzungen managen. Amelie, Julia, Leonie und Kim meistern die Aufgabe mit Bravour, so schwierige Begriffe wie Fachwerk, Freibad oder das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung ins Englische zu übersetzen.

Die jungen Inder haben einige Fragen vorbereitet. „Ist Beilstein in der Zukunft eine Metropolstadt?“, will einer der Schüler wissen. „So groß wie Heilbronn werden wir sicher nicht“, antwortet Holl. „Wir sind eine kleine Stadt zum Wohlfühlen“, antwortet der Bürgermeister auch für sich selbst, als eine der dunkelhäutigen jungen Frauen ihn nach seiner beruflichen Zukunft fragt. „Es macht Spaß, hier Bürgermeister zu sein. Meine Familie und ich können es sich gut vorstellen, noch einige Jahre hier zu bleiben.“

Mit 18 Jahren habe er überlegt, Lehrer zu werden, erzählt der Schultes. Das Interesse an der Politik habe aber letztlich überwogen. Bei Brezeln und Saft wurde der Austausch noch etwas fortgesetzt und auch Geschenke überreicht, bevor es hoch zur Burg zur Greifvogelschau ging.

Das Ludwigsburger Schloss, das Weingut St. Annagarten, das Haus Ahorn und das Salzbergwerk in Bad Friedrichshall stehen auf dem straffen Ausflugsprogramm, ebenso ein Besuch der Firma Bosch, auf den die indischen Schüler besonders gespannt sind.

Im Herbst reisen 16 Teilnehmer des Seminarkurses dann nach Kerala. Im Oktober beginnt die Trockenzeit, die Temperaturen werden mit rund 30 Grad aber immer noch recht hoch sein. Der Austausch sei wertvoll, urteilt der Beilsteiner Bürgermeister. „Es besteht die Möglichkeit, sich besser kennen zu lernen, in die fremde Kultur einzutauchen, und dass sogar Freundschaften entstehen.“