In Stocksberg gibt es Diskussionen um einen Weg. Foto: Werner Kuhnle

Der Beilsteiner Gemeinderat will den Streit um den Kapellenweg im Teilort Stocksberg nun formell klären.

Beilstein - Es geht um ein Stück Weg – 40 Meter auf 3,50 Meter. Ein Stück des Kapellenwegs, um den es seit vielen Jahren Streit und Diskussionen zwischen der Stadt Beilstein und einem der beiden Eigentümer gibt. Und das ist auch eines der Probleme. „Der Hof ist eine gemeinschaftliche Fläche“, erklärt Bürgermeister Patrick Holl. Zwei Familien teilen sich das Grundstück – das ist schon nicht unkompliziert. „Wenn sich dann die Parteien nicht einig sind, wird es noch schwerer“, so Holl. Der Stein des Anstoßes? Der Kapellenweg dient als Zufahrtsweg zum Friedhof, der Kapelle und mehreren Feldern.

„Praktisch gab es viele Jahre lang keine Probleme“, so Patrick Holl am Dienstag im Gemeinderat. „Aber in den letzten Monaten ist Konfliktpotenzial da.“ Der Hof würde per Kamera überwacht werden. Auf Gespräche mit der Verwaltung lasse sich der Eigentümer nicht ein. Nun wolle die Kommune die Sache endgültig klären. „Es führt zu Unmut und Verunsicherung“, gibt Patrick Holl zu bedenken. Alle Angebote, inklusive einem Diskussionsabend mit Nachbarn, blieben ohne Erfolg. Daher habe man sich für den Weg entschieden, für das Gebiet einen Bebauungsplan aufstellen zu lassen, der als Ausweg dann die Enteignung vorsieht – natürlich in Kombination mit einer entsprechenden Entschädigung.

„Wir haben eine Annäherung versucht und wollen auch nicht den Weg über ein Gericht gehen“, stellt Holl klar. „Aber wir sind Stocksberg eine Lösung schuldig. Der Großteil der Bürger erwartet ein Handeln von uns.“ Seine Hoffnung ist es, dass sich der Eigentümer auf den Bebauungsplan hin meldet und Stellung bezieht. So könnte man noch eine einvernehmliche Lösung für alle Seite finden. Der zweite Besitzer des Flurstücks habe bereits signalisiert, dass er für Gespräche zur Verfügung steht. Er räume bereits jetzt Einwohnern das Recht ein, den Hof zu durchqueren.

Die Gründe für den Konflikt seien „komplex“, so Holl. Alte Befindlichkeiten spielen ebenso eine Rolle wie veränderte Abhängigkeitsverhältnisse und finanzielle Fragen. Über die genauen Gründe lasse sich in seinen Augen nur spekulieren. „Gegen eine Durchfahrt sprechen objektiv keine Gründe.“ Es handele sich nur um wenige Autos, die zum Friedhof fahren. Für diese müsse aber trotzdem eine klare Situation geschaffen werden.

Die Kirchengemeinde selbst habe keine Probleme mit dem Anwohner, gibt Pfarrer Hans Joachim Stein zu Protokoll. „Die Besucher der Gottesdienste sind zu keinem Zeitpunkt an der Durchfahrt gehindert worden.“ Das Problem bestehe in seinen Augen in erster Linie zwischen der Stadt und dem Eigentümer.

Dieser Konflikt kam auch in der Sitzung zum Eindruck. Nach dem Beschluss des Gremiums gab es Unruhe auf der Empore. Dort hatten sich die Schwiegertochter und der Sohn des Anwohners eingefunden, die den Verlauf der Diskussion aufzeichneten. „Wir handeln nicht gegen einen, sondern wollen für alle eine Lösung finden“, zeigt sich Patrick Holl kompromissbereit. Wenn der Eigentümer die Fristen verstreichen ließe, würde die Stadt aber notfalls auch bis zur Enteignung gehen.

„Es ist eine traurige Angelegenheit“, zieht Bernd Gemmrich (FWV) Bilanz. Zugleich müsse das Verfahren, das die Gemeinde 2000 Euro kostet, die Frage von der Wertung öffentlichem Interesses und dem Schutz des Privateigentums klären. Noch stehen alle Türen offen.