Aus dem vollen Lauf nicht zu bremsen: Michelle Wunschik tritt auch mit ihren erst 19 Jahren selbstbewusst auf. Foto: Archiv (avanti)

Die Oberliga-Handballerinnen der SG Schozach-Bottwartal empfangen am Samstag (18 Uhr) die HSG Strohgäu.

Beilstein - Als Lionel Messi die Fußballwelt einst mit seinen ersten Auftritten für den FC Barcelona auf den Kopf gestellt hat, ist der 1,70 Meter große Spieler besonders dafür bewundert worden, wie er seinen Gegnern nicht den Hauch einer Chance ließ – obwohl diese meist ein oder zwei Köpfe größer waren. Eine Reaktion, die auch Michelle Wunschik, Handballerin der SG Schozach-Bottwartal, kennen dürfte. Klar, die 19-Jährige spielt nicht in der Champions League oder hat die Ambition, fünfmal zur weltweit Besten ihrer Sportart gekürt zu werden. Doch in der Oberliga überzeugt auch sie mit Fähigkeiten, die Handballerinnen mit ihrem Körperbau selten zugetraut werden – einem guten Durchsetzungsvermögen samt scharfem Wurf, bei dem man sich fragt: Woher nimmt sie nur diese Kraft?

„Wir versuchen seit Jahren, ein paar Kilo Muskelmaße bei ihr draufzupacken“, sagt ihr Trainer Michael Stettner. Was ein schwieriges Unterfangen sei, wie er schmunzelnd anfügt. Doch die gegnerische Abwehr und Torhüter stellt Michelle Wunschik auch bereits jetzt als „Leichtgewicht“ vor große Probleme. Gerade, wenn die Rückraumspielerin mit Dampf auf die Abwehr zurennt, ist sie kaum zu stoppen.

Unter Beweis stellen möchte sie das auch wieder im Heimspiel der SG am Samstag um 18 Uhr gegen die HSG Strohgäu. Es ist das Duell der beiden jüngsten Meister der Württembergliga Nord, und für die SG geht es darum, nach zwei knappen Niederlagen zum Erfolg zurückzufinden. „Wir hatten Verletzungspech und sind dann in den Spielen etwas auseinandergebrochen“, meint Wunschik, die wegen der angespannten Personallage auf Rechtsaußen ausweichen musste. Geschadet hat das nicht: Mit sieben Toren war sie zuletzt beste SG-Schützin. „Die Position ist ungewohnt für mich, aber ich konnte von unseren vielen Gegenstößen profitieren“, sagt sie. Denn die 19-Jährige hat nicht nur einen scharfen Wurf, sie ist auch pfeilschnell.

Für die SG bestreitet Wunschik ihre zweite Aktiven-Saison. An den ersten fünf Spieltagen sammelte sie also erste Erfahrungen in der Oberliga. „Die individuelle Klasse der einzelnen Spielerinnen ist nochmal höher, und natürlich geht’s es auch körperlicher zu“, meint Wunschik, die normalerweise in der Rückraum Mitte und oder auf Halbrechts zum Einsatz kommt. Auch in der A-Jugend war das bereits so, als sie erstmals aus Herrenberg zur SG gekommen war. Nach einem zwischenzeitlichen Jahr beim TV Nellingen ging es dann wieder zurück unter den Langhans.

Hier profitiert sie auch davon, dass einige Mitspielerinnen bereits höherklassig gespielt haben. „Ich bekomme viele Tipps und kann mir auch was abschauen“, sagt Wunschik, und spricht beispielsweise die Abwehrarbeit von Sina Klenk oder das Eins-gegen-eins-Verhalten von Theresa Müller an. „Aber die älteren Spielerinnen profitieren sicher auch von uns jungen Spielerinnen“, merkt sie augenzwinkernd an. Es sei einfach ein gegenseitiges Helfen. „Sowieso macht mir der Teamgedanke beim Handball besonders Spaß.“ Das war auch der Grund, warum sie mit elf Jahren von der Leichtathletik zum Handball gewechselt war. Inzwischen hat sie das Abitur inne und strebt nach einer Reise im Frühjahr ein Studium an. Noch ist das aber wage, und auch beim Sport denkt sie von Schritt zu Schritt. „Das ist ein Hobby für mich, für das ich zwar viel Zeit investiere. Es ist jetzt aber nicht so, dass ich in zwei Jahren Zweite oder Dritte Liga spielen muss. Der Aufwand wäre ja nochmal ein anderer. Das ergibt sich von Jahr zu Jahr.“ Erstmal möchte sie sich darin verbessern, das Spiel von der Rückraum Mitte besser führen zu können – eine Fähigkeit, in der bei Lionel Messi gerade in der Nationalmannschaft auch oft Verbesserungspotenzial gesehen wird. Aber das ist eine andere Geschichte.