Harrison und Generous beim Theater-Workshop mit den Kindern. Foto: Katharina Petry

Katharina Petry arbeitet für eine Hilfsorganisation in Uganda und berichtet von ihren Erfahrungen.

Beilstein -

Mein letzter Monat in Uganda ist bereits angebrochen und mir bleiben nur noch drei Wochen in der Perle Afrikas. Die letzte Zeit drehte sich bei mir auf der Arbeit viel ums Thema Theater: Nayode, die kleine NGO, bei der ich meinen Freiwilligendienst leiste, unterstützt im Rahmen ihres Peace-Building-Projekts eine Theatergruppe mit Laiendarstellern. Durch Sketche und längere Theaterstücke sollen Inhalte zum Thema Frieden und Menschenrechte an eine größere Masse der Gesellschaft vermittelt werden.

Nun plante eben diese Theatergruppe seit längerem, einen kleinen Film zu drehen, um diesen anschließend auf lokale Art und Weise zu verkaufen. Ein Freund von mir, Generous, schrieb also ein Skript und begann mit Hilfe seiner Freunde, das Vorhaben in die Tat umzusetzen. Der Film geht grob gesagt um die Inklusion von Menschen mit Behinderung. Das Ganze ist in eine Liebesgeschichte eingebunden, etwas klischeemäßig, aber trotzdem effektiv. Generous, der selbst mit einer Behinderung auf die Welt kam, die ihm das Laufen und Artikulieren erschwert, möchte mit dem Film vor allem eines ausdrücken: Disability is no inability (Eine Behinderung ist keine Unfähigkeit). Eine Idee von Generous war noch, mir eine Rolle im Film zu geben, da es auf lokaler Ebene hier sehr unüblich ist, eine Weiße involviert zu haben. Auch wenn es mir etwas unangenehm war, wegen meiner Hautfarbe so viel Aufmerksamkeit zu erregen, beruhigte ich mich mit dem Gedanken, dass es für einen guten Zweck ist, und spielte mit.

Nach zwei langen Drehtagen war der Film im Kasten. In und um die Bürogebäude von Nayode versuchten wir, eine passende Kulisse für die Geschichte zu finden, und teilweise versammelte sich eine richtige Menschentraube um die Kamera, da es nicht so häufig vorkommt, dass sich so etwas in den kleinen Gassen Kaseses abspielt. Da ein Mitglied der Theatergruppe ein kleines Filmstudio besitzt, kann der Film auch ohne großen Kostenaufwand weiterentwickelt werden. Wir sind nun alle auf das Ergebnis gespannt und warten darauf, den fertigen Film zu Gesicht zu bekommen.

Auch bei den drei Peace Clubs in den Grundschulen, zu denen ich jede Woche gehe, spielte Theater eine wichtige Rolle in den vergangenen Wochen. Generous, sein Bruder Harrison und ich haben gemeinsam eine Art Theater-Workshop durchgeführt, um Theater in Grundschulen anzupreisen, Talente zu fördern und einfach eine neue Möglichkeit für die Peace Clubs aufzuzeigen. Nachdem wir mit den Schülern ein paar Spiele zum Auflockern gespielt haben, zeigten wir ihnen erst einmal einen kleinen Sketch, den wir uns vorher überlegt hatten, um anschließend den Schülern selbst die Möglichkeit zu geben, eine Rolle einzunehmen. Im Peace Club geht es um friedliches Zusammenleben, weshalb das Thema des Sketches nun Gewalt in Familien sein sollte. Eine Handvoll Schüler bildete eine Familie und begann zu spielen. Immer wieder traten Generous oder Harrison in die Rollen, um Vorschläge auf der lokalen Sprache zu geben. Nach und nach wurde der Sketch immer länger und besser, und auch die Schüler selbst gewannen an Selbstvertrauen. Natürlich waren viele auch eher zurückhaltend, aber damit hatten wir gerechnet. Wichtig ist nur, dass auch diese Schüler beachtet werden und die Chance bekommen, ihren Teil zum Thema Theater beizutragen.

Das Ziel ist es nun, ein kleines Theaterstück mit den Schülern zu entwickeln, das sie am Tag, an dem die Eltern die Schule besuchen, als Peace Club aufführen können, um auch ihnen den Frieden näherzubringen. Um das Ganze zu gestalten, haben wir den Schulen außerdem etwas Kitenge-Stoff bereitgestellt, damit sie daraus Kostüme machen können. Außerdem sollen durch die ganze Aktion noch mehr Schüler der Schulen dazu motiviert werden, Teil des Peace Clubs zu werden oder auch privat etwas in Richtung Theater zu unternehmen.

Insgesamt finde ich Theater ein sehr gutes Mittel, um mit Spaß und Kreativität wichtige Inhalte zu vermitteln. Das Ganze ist Teil der sogenannten „Edutainment“- Herangehensweise von Nayode, also Education (Bildung) mit Entertainment (Bespaßung) zu verbinden. Auch in der Bevölkerung kommt dies gut an, denn bisher haben sehr viele Leute Interesse gezeigt, wenn beispielsweise ein Theaterstück aufgeführt wurde. Man kann eben auch mit wenig Mitteln etwas Wichtiges auf die Beine stellen und viele Menschen erreichen.