Anja Gemmrich hat eine gute Figur abgegeben. Foto: SDMG

Beinahe hätte es gereicht für Anja Gemmrich. Die Beilsteinerin verpasste in Vaihingen den Königstitel nur knapp – jetzt ist sie immerhin Weinprinzessin.

Vaihingen/Beilstein - Ich möchte Württemberg und seine tollen Weine und Winzer nach vorne bringen“, so begründete Anja Gemmrich vom gleichnamigen Weingut und der Edelbrennerei Gemmrich aus Beilstein-Schmidhausen ihre Kandidatur zur württembergischen Weinkönigin. Das kann sie auch – allerdings als Weinprinzessin. Den Königinnentitel musste sie ganz knapp Mara Walz aus Ensingen überlassen.

Eine 32-köpfige Jury mit Vertretern aus Weinbau, Medien und Politik hat am Freitag in Vaihingen an der Enz darüber geurteilt, wie sich die drei Kandidatinnen Anja Gemmrich, Jennifer Glaser und Mara Walz in einer Fachbefragung am Nachmittag und auf der anschließenden Abendveranstaltung geschlagen haben, und gab Anja Gemmrich nur zwei Stimmen weniger als der Siegerin. Drei Runden galt es vor dem Publikum in der ausverkauften Stadthalle zu absolvieren: eine Sensorikrunde, in der Wein und Sekt verkostet und fachmännisch erklärt werden mussten, eine pantomimische Darstellung und die Erläuterung eines auf einer Leinwand gezeigten Bildes. Auf Anja Gemmrich kamen dabei die Aufgaben zu, einen 2014er Riesling trocken Muschelkalk und eine 2011er Lemberger Auslese richtig zu beurteilen, die Weinlese pantomimisch darzustellen und eine Alkoholwaage zu erklären.

Die junge Beilsteinerin schlug sich dabei in allen drei Runden sehr wacker. Sie überzeugte nicht nur mit Charme und Schlagfertigkeit, sondern auch mit Fachwissen. Dazu hat sich die 24-jährige Studentin der Weinbetriebswirtschaft auch mit der Familie auf die Kandidatur vorbereitet. „Als wir zur Verleihung des Bundesehrenpreises in Gold nach Köln gefahren sind, hat sie uns drei Stunden lang regelrecht gelöchert, weil wir da endlich mal genügend Zeit hatten“, erzählte Mutter Petra. Vater Bernd, der für seine Weine und Brände schon zahlreiche Auszeichnungen bekommen hat, stellte danach zufrieden fest: „Mehr gibt es jetzt nicht zu wissen.“

Bei ihrem Auftritt auf der großen Bühne hatte Anja Gemmrich viel Unterstützung. Zum einen durch „halb Beilstein, das die Daumen drückte“, wie es Mutter Petra formulierte, zum anderen live vor Ort durch 25 Verwandte, Freunde und Bekannte, die bei jeder gelungenen Antwort grüne Fähnchen mit ihrem Konterfei schwenkten oder auch eine Wengerträtsche ertönen ließen.

Auch wenn am Ende die Enttäuschung über den zweiten Platz groß war, ein Trostpflaster gab es: eine einjährige kostenlose Mitgliedschaft bei Vinissima, einem Weinberufsnetzwerk für Frauen – und weise Worte einer ehemaligen Zweitplatzierten, die heute dort aktiv ist und in der Branche Karriere gemacht hat. Denn Württemberger Wein gut repräsentieren kann man auch mit der Prinzessinnenkrone auf dem und Weinverstand im Kopf.