Die ersten Trauben sind auf altehrwürdige Art verarbeitet worden. Foto: SDMG

Weinmacher haben den ersten Traubensaft der Saison gepresst. Der Jahrgang hat Potenzial – sogar für exklusivere Tropfen.

Beilstein - Mit dem Herbst beginnt, zumindest in Beilstein, der Ausnahmezustand. Denn dann sind weite Teile der Kommune auf den Weinbau gepolt. Was den ganzen Sommer über Zeit hatte zum Reifen, wird nun geerntet. Mit dem Herbstauftakt der Vereinigung der sechs Beilsteiner Weinmacher fiel am Samstagnachmittag der offizielle Startschuss für die geschäftige Zeit im Weinberg.

Um 15 Uhr trafen sich die Vertreter der fünf privaten Güter und der Genossenschaft Bottwartaler Winzer, die die lose Vereinigung bilden, vor der Sankt Anna Kirche. Nach einer kurzen Andacht von Pfarrer Hans-Joachim Stein, die vom Posaunenchor der Kirche begleitet wurde, ging es hoch zum Burgplatz der Burg Hohenbeilstein. Viele Besucher hatten sich eingefunden, um den Weg der ersten Trauben des Jahrgangs 2015 zu begleiten. Im traditionell geschmückten Leiterwagen kamen immerhin ganze 300 Kilogramm Trauben zusammen, die den Weg in die historische Spindelpresse auf dem Burgplatz finden sollten.

Seit 2007 gibt es den Herbstauftakt in Beilstein, genau genommen, seit es die lose Vereinigung der sechs Beilsteiner Weinmacher gibt. „Wir sehen uns gegenseitig nicht als Konkurrenz“, sagt Bernd Gemmrich, der in diesem Jahr das Sprecheramt für die Vereinigung innehat. Früher sei das so gewesen, dass die Winzer nur selten miteinander in Kontakt traten. „Das hat sich mit meiner Generation aber geändert, und auch unser Nachwuchs profitiert davon.“ An diesem Nachmittag war für besagten Nachwuchs aber eher Arbeit angesagt, denn 300 Kilogramm Trauben in 150 Liter frisch gepressten Saft zu verwandeln, erfordert einiges an Muskelschmalz. Weinprinzessin Aline Rampmaier schenkte den ersten Saft an die umstehenden Besucher dann aus. Bernd Gemmrich begleitete das erste Pressen mit interessanten Details zum Weinbau früher in Beilstein. „Ein Stück Weinberg hatte früher fast jeder am Ort. Da war dann natürlich die Frage, wer im Herbst zuerst pressen darf. Damals durften Pfarrer und Bürgermeister als erste, gefolgt von anderen Würdenträgern“, erklärt Gemmrich. Da ist es, zumindest für den Ablauf, einfacher, dass der amtierende Rathauschef Patrick Holl gar keinen Weinberg hat. „Es kam bisher noch nicht dazu“, meint er lachend.

„Eigentlich hätten wir die Trauben vom Berg runterfahren müssen“, wirft Winzer Hartmann Dippon ein. Das sei aber aus logistischen Gründen nicht möglich gewesen. Mit der Qualität der Trauben sind die Winzer zufrieden. „Wir werden leicht über dem Durchschnitt liegen, was die Qualität und die Menge angeht“, resümiert er. „Wenn es jetzt keine Regenperiode mehr gibt, ist sogar Luft nach oben für etwas Exklusiveres“, ergänzt Bernd Gemmrich.