Die Performance hat von der enorm vitalen Ausstrahlung der jungen Leute gelebt. Foto: Werner Kuhnle

Die Konzerte mit Heggen-Gospel zeichnen sich durch große Vitalität und mitreißende Darbietungen aus.

Selten dürfte eine Kirche so fröhlich bestürmt worden sein, wie es am frühen Mittwochabend in Affalterbach geschehen ist. Hüpfend und ausgelassen springend eroberten sich nämlich die 57 Jugendlichen aus der südnorwegischen Gemeinde Vikersund ihren Chorraum. Die evangelische Kirche stand ein weiteres Mal Pate für die Begegnung mit Heggen-Gospel, die heuer zum zwölften Mal stattfand. Mag es am vorausgehenden Fußballspiel gelegen haben oder auch nicht: Die Sänger zündeten ihr mitreißendes Chorfeuerwerk vor nicht allzu dicht besetzten Reihen ab. Doch die anwesenden Zuhörer hatten ihren Spaß an der Choreografie und den temperamentvoll dargebotenen Liedern.

Für die Norweger Gäste ist Affalterbach stets der Auftakt ihrer Deutschlandtournee. Ein Ort, wo die Jugendlichen „von sehr herzlichen Leuten willkommen geheißen werden“, wie Jugendpfarrer Geir Holberg anmerkte, der die Gruppe begleitet. „Wir fühlen uns hier sehr wohl und werden zudem bestens mit Essen versorgt“, erzählte der Norweger, der weiß, dass seine reisenden Schützlinge in Affalterbach meist bei Familien übernachten, die schon in den Jahren zuvor den norwegischen Gästen ihr Heim als Herberge angeboten haben. „Es sind inzwischen schon gute Freundschaften entstanden“, so Holberg.

Gegründet wurde der Chor Heggen-Gospel 1984 von Arild Lövik als eine aus dem Geist der internationalen CVJM-Bewegung inspirierten Ten-Sing-Gruppe. „Ten-Sing“ ist die Abkürzung für „Teenager singen“. Und das können die norwegischen Jugendlichen nun wirklich. Wenn auch nicht jeder Ton mustergültig sitzt, lebt doch die Performance von der enorm vitalen Ausstrahlung der jungen Leute und einem lebhaften Gesang, der auch mit Lebensfreude umschrieben werden kann.

Wo Heggen-Gospel auftritt, groovt der Saal, bebt das Kirchenhaus. Nicht nur wegen der sehr lauten Darbietung, die auch noch viele Häuser und einige Straßenzüge weiter zu hören ist. Sie lebt, weil die Jugendlichen ihr Projekt authentisch leben und es strahlen lassen. Überzeugend vermitteln sie mit ihren Auftritten, dass sich der Glaube auch mit Emotionen und dem Entdecken eigener Gaben ausdrücken lassen kann. Ein Konzert mit Heggen-Gospel ist fast ein bisschen wie körperliches Übungsprogramm zum Mitmachen. Lediglich das Publikum war eines, das sich mehr dem passiven Konsum verschrieben hatte und zunächst artig auf den Kirchenbänken verharrte. Erst der fünfte Titel „Wann be like you“ lockerte die Starre und das Publikum begann ebenfalls Emotionen zu zeigen. Bewegungsintensiv leisten die 18 Jungen des Chores, die optisch von den rund 30 Mädchen flankiert werden, ein kräftezehrendes Programm ab.

Immer wieder reißen sie die Arme hoch, bewegen offensiv den Oberkörper in Richtung Publikum oder kuscheln bei den entsprechenden Liedern kurz zusammen, bevor sie dem Stück lautstark und kraftvoll ihre Stimme leihen. Abwechslungsreicher dürfte Gospel kaum gelebt werden. Abwechslung gibt es auch beim Dirigat. Zwei jugendliche Dirigienten sind es, die sich aus der Gruppe der Singenden herausschälen, um die Kollegen in ihrem Tun und in deren Begeisterung anzuheizen. Begleitet werden die Chorsänger von ihrer Band: drei Gitarren, ein Schlagzeug und das Keyboard sorgen für den kräftigen, mitreißenden Sound und das spezielle Feeling, das auch viele der Affalterbacher Besucher wieder gefangen genommen hat.