Der Durchgangsverkehr ist enorm. Foto: MZ

Der Verkehr im Ort ist neu analysiert. Ein Ergebnis: Durchgangsverkehr macht zwei Drittel aus.

Affalterbach - An zahlreichen Messpunkten im Gemeindegebiet haben automatische Zählgeräte am 22. Juni zwischen 6 und 20 Uhr alle passierenden Fahrzeuge innerhalb von Affalterbach registriert. Durchgeführt wurde diese erste Phase der „Verkehrsanalyse 2017 vom Büro BS Ingenieure aus Ludwigsburg. Dessen Geschäftsführer Wolfgang Schröder stellte am Donnerstagabend die Ergebnisse im vollen Sitzungssaal des Rathauses dem Gemeinderat und den zahlreich anwesenden Bürgern vor. Die Erhebung wird fortgesetzt mit den Bereichen Lärm und Schadstoffe, jeweils mit Messung und Prognose. Am Ist-Zustand lässt sich dann aussagekräftig ablesen, was Abhilfe schaffen könnte.

Nun ging es im ersten Schritt aber um die Masse an Verkehr, die täglich durch den Ort rauscht, also um die „Verkehrsmengen, aber auch die Verkehrsbeziehungen“, wie Schröder erklärte. Mit Verkehrsbeziehung ist gemeint, woher die Fahrzeuge kommen und welches Ziel sie ansteuern. Die Zählstellen deckten natürlich neuralgische Punkte wie die Ochsenkreuzung ab, an der Erdmannhäuser und Winnender Straße zusammentreffen. Dort beträgt die gemessene Spitzenbelastung 16 000 Fahrzeuge am Tag. Weitere Zählstelle ist die Ortseinfahrt von Winnenden her. „Dass der Schwerverkehrsanteil so hoch ist, ist außergewöhnlich“, gab Schröder ein erstes zentrales Ergebnis bekannt.

Schröder und sein Team arbeiteten zur Bestimmung, wie viele Fahrzeuge Affalterbach nur passieren, zudem mit einer computergesteuerten Kennzeichenerfassung. Diese identifiziert automatisch, welche Fahrzeuge innerhalb des Ortes anhalten. Dafür operiert die Software etwa mit der Regel, dass ein Kennzeichen, das an einer Zählstelle innerhalb von 15 Minuten zweimal erfasst wird, dem innerörtlichen Verkehr zugerechnet wird. Folgerung: „Zwei von drei Fahrzeugen in der Winnender Straße fahren durch.“ Als Messgröße für die Verkehrsstärke wird mit der „DTV“ operiert. Diese steht für: „Durchschnittlicher täglicher Verkehr an allen Tagen des Jahres“ und ist die übliche Hochrechnung der tatsächlich gezählten Fahrzeuge.

Bei der Deutung der Zahlen war auch Bürgermeister Steffen Döttinger gerne behilflich: Der Zuwachs an der äußeren Marbacher Straße von 6500 Fahrzeugen (2012) als DTV-Wert auf nun 7600 Fahrzeuge nach der aktuellen Zählung rechnete der Schultes etwa dem Ausweichverkehr zu, der von Erdmannhausen einen Schleichweg über die Felder, vorbei an der Erdmannhäuser Gärtnerei Gruber fährt. Der DTV-Wert am Ortseingang Richtung Winnenden zeigt ebenfalls eine „erhebliche Verkehrszunahme“ von 10 850 Fahrzeugen auf aktuell 12 350 (2017). Claudia Koch, Unabhängige Liste Affalterbach, zog an diesem Abend als einzige aus der Verkehrserhebung einen anderen Schluss als der Rest des Gremiums. Während die Ratsrunde sonst geschlossen der Ortsentlastungsstraße das Wort redete, forderte Koch Maßnahmen auf höherer politischer Ebene. Die sollten für „lärmreduzierte Fahrzeuge“ sorgen. Im Ort empfahl sie strenge Kontrollen der Begrenzung auf Tempo 30. Das heizte die Emotionen in der Folge an. Sven Harder (SPD) meinte: „Jetzt ist ganz klar belegt, wer wo fährt. Es ist dringend notwendig, dass etwas passiert.“ Der Durchgangsverkehr könne problemlos um den Ort geleitet werden. Andreas Neuweiler (CDU) bezeichnete die Verkehrssituation sogar „schlichtweg als katastrophal“. Wegen des Dauerstaus funktioniere auch der öffentliche Nahverkehr nicht mehr, monierte er. „Die Busse stehen ja im Stau.“

„Wenn wir das Problem nicht lösen, dann kriegen wir einen Kollaps, so der CDU-Rat drastisch. An Koch gewendet meinte er: „Ich verstehe Ihre Argumentation nicht, nach der großen Politik zu rufen.“ Sven Gunßer (CDU) lieferte sich noch einen Schlagabtausch mit Bürgermeister Döttinger in Bezug auf die landwirtschaftlichen Flächen, die für die Ortsentlastungsstraße geopfert werden müssten. Döttinger warf den betroffenen Landwirten, die alle nur über Anwälte mit der Gemeinde kommunizierten, dagegen eine Verweigerungshaltung vor. Hans Steidle (CDU) meinte, die Landwirte hätten genügend Chancen gehabt, sich einzubringen.