Foto: privat

Die Liebesgeschichte von Hedwig und Georg Döhner ist eine ganz besondere. Drei Jahrzehnte lang waren sie verheiratet.

Marbach - Es war Liebe auf den ersten Blick. Und Hedwig Döhner glaubt fest daran, dass es Fügung war, dass sie damals, im Juni 1983, vom heimischen Marbach zum Stuttgarter Killesberg gefahren ist. Eine Bekannte hatte die damals 51-Jährige überredet, mit zum Lichterfest zu kommen. Hedi Döhner lernte dort die Liebe ihres Lebens kennen – ihren Georg, ihr Guterle.

Georg Döhner ist Ende Mai gestorben. Nach 31 Ehejahren im Alter von 98 Jahren. Den Schmerz über den Verlust kann Hedi Döhner nicht beschreiben. Aber: „Der Tod“, sagt sie, „kann diese Liebe nicht trennen. Diese Liebe ist von einer höheren Macht.“

Im Zügle auf dem Killesberg, im allerletzten Wagen, setzte er sich damals neben sie. Schon am Bahnsteig war ihr der große, schöne Mann aufgefallen. An das erste Gespräch erinnert sich Hedi Döhner, als wäre es gestern gewesen. „Die ist doch allein“, antwortete die Bekannte auf die Frage des Fremden, ob sie zum ersten Mal auf dem Killesberg sei. Ganz leise sagte Georg Döhner: „Ich bin auch allein.“ Fünf Runden sind die beiden mit dem Zügle gefahren, danach spazierten sie zum Kaffeetrinken ins Höhencafé. Unterwegs nahm der damals 68-Jährige Hedis Hand und sagte: „Du bist so ein richtiges Schätzchen.“

Sein Schätzchen, das blieb Hedi mehr als drei Jahrzehnte lang. Schon im September 1983 verlobten sich die beiden, im Dezember fand die Hochzeit statt. Der Trautext lautete: „Einer trage des anderen Last. Bis der Tod euch scheidet.“

„Und das haben wir dann 31 Jahre gehalten“, sagt Hedi Döhner. „Unsere Liebe ist von Jahr zu Jahr größer und tiefer geworden.“ Das Paar musste schwere Stunden durchstehen. Beide mussten sich Krebs-Operationen unterziehen, Hedi hatte einen Schlaganfall. „Unsere große Liebe hat alles überstanden. Einer war für den anderen da.“ Auch schöne Stunden gab es viele: Das Paar brauchte wenig zum Glücklichsein. Kein Radio, kaum einmal war der Fernseher an. Die Zweisamkeit reichte Georg und Hedi Döhner völlig aus. „Wir haben alles zusammen gemacht, und kein Tag verging, an dem wir uns nicht gegenseitig unsere Liebe zeigten.“ Noch 2013 saßen sie gemeinsam auf dem Balkon. Oder er nahm ein Sonnenbad und sie werkelte im Garten. Hedis Garten war immer ein Blumenparadies. Sein Lob war ihr sicher: „Mein Schätzchen, du machst alles wunderbar und dafür liebe ich dich über alles“, habe er immer gesagt, berichtet Hedi Döhner. Diese Liebeserklärung „hat er mir viele Male gemacht. Ich war sein Schätzchen vom ersten Augenblick bis zu seinem letzten.“

Diesen letzten Augenblick hat Hedi gemeinsam mit ihrem Georg erlebt. Jeden Tag hat sie ihn im Krankenhaus besucht. Eines nachts bekam er einen Herzinfarkt. „Der Arzt meinte, er soll in Frieden sterben, doch die Nacht verging und der nächste Vormittag auch und er kämpfte mit dem Tod“, berichtet Hedi Döhner. Als sie am Mittag zu ihm kam, nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und sagte: „Mein Guterle, dein Schätzchen ist da, jetzt wird alles gut.“

Georg Döhner öffnete die Augen, sah seine Hedi an und schloss sie wieder. „Dann kam der Pfleger herein und sagte mir, dass mein Mann soeben verstorben sei“, erinnert sich Hedi Döhner. Die 82-Jährige hatte keine Tränen, „mein Herz war wie erstarrt, doch ich wusste, auch der Tod kann diese Liebe nicht trennen. Und ich wusste, unser Trauspruch war wie für uns gemacht: Bis der Tod euch scheidet.“

„Gibt es einen schöneren Liebesbeweis?“, fragt Hedi Döhner heute. „Einen schöneren als dass mein Georg ohne sein Schätzchen nicht sterben konnte und ich in seinem letzten Augenblick bei ihm war und ihm zeigte, dass selbst der Tod uns nicht trennen kann?“

Warum Georg Döhner so alt wurde? „Der liebe Gott weiß, dass du mich brauchst“, hat er einmal zu seinem Schätzchen gesagt. Und schon lang vor seinem Tod mit fast 99 Jahren hat er ihr die Gewissheit mitgegeben: „Im Sarg ist nur meine Hülle, meine Seele ist im Himmel und mein Herz ist bei dir.“