Ein kleiner Piks sorgt bei den Senioren für mehr Sicherheit. Foto: Werner Kuhnle

Anfang dieser Woche wurden im Seniorenstift Schillerhöhe rund 200 Personen von fünf mobilen Teams gegen das Coronavirus geimpft.

Marbach - Mit fünf mobilen Impf-Teams sind Helfer des DRK Ludwigsburg und des Malteser Hilfsdienstes an diesem Montag angerückt: Es gilt mehr als 200 Menschen im Marbacher Seniorenstift Schillerhöhe gegen das Coronavirus zu impfen: etwa 100 Bewohner, ein paar Gäste der Tagespflege und solche, die von ihrem Zuhause beim Betreuten Wohnen rasch hinüber in das Seniorenstift gekommen sind. Rund 90 Beschäftigte sind ebenfalls unter den Impfkandidaten, die laut Gesetzgeber alle zur Gruppe mit der höchsten Priorität gehören. Für sämtliche Außenstehende, etwa Pressevertreter, geht bei diesem Termin nichts ohne Schnell-Test, der neben dem Haupteingang des Pflegeheimes im Außenbereich vorgenommen wird – es sei denn, man kann einen negativen Test, der nicht älter als 48 Stunden ist, vorweisen. Für die anderen bedeutet das, etwa eine Viertelstunde auf das Ergebnis zu warten.

Trotz des umfangreichen Impfprogramms wirkt in der heimelig geschmückten Einrichtung kurze Zeit später so gar nichts stressig oder hektisch. Alles läuft konzentriert und geordnet ab. Bestens organisiert stellt sich dieser Impftag dar, der den meisten Impfwilligen schon den zweiten Piks bescheren wird. Einige wenige, die auf der Impf-Liste stehen, bekommen ihre erste Impfdosis gespritzt. Denn die erste große Impfaktion des Heims mit den mobilen Teams war bereits am 25. Januar. „Manche waren da jedoch verhindert oder krank“, sagt Leiter Helmut Wiedenhöfer, der sich darüber freut, dass die Impfbereitschaft unter seinen Beschäftigten groß sei. „Etwa 75 Prozent sind dazu bereit; bei den restlichen liegt es vermutlich an der Jugend oder an einer gewissen Unbedarftheit“. Fakt aber sei, dass es bei keinem der Erstgeimpften unmittelbar zu einer heftigen Impfreaktion gekommen ist. Dieser erfreuliche Trend bestätigt sich beim Wiederholungstermin, bei dem die fünf Ärzte Sarah Adolph, Dietrich Breitfeld, Andreas Heilgeist, Thomas Ebbighausen und Sarah Zipperer zugegen sind, die die impfwilligen „Wiederholungstäter“ betreuen. Bis etwa 11 Uhr, als bereits rund 90 Personen die zweite Dosis erhalten haben, hat es keine Rückmeldungen gegeben, die auf eine starke Impfreaktion in den vergangenen drei Wochen hindeuten. „Wir notieren sämtliche Nebenwirkungen oder Reaktionen, die uns gegenüber geäußert werden“, erklärt dazu der Arzt Thomas Ebbighausen, der normalerweise im Klinikum Ludwigsburg tätig ist. An diesem Montag widmet er sich unter anderem der Pflegerin Noely Kasperbauer, die ihm gleich zu Beginn das Ergebnis der Fiebermessung mitteilt, die vor dem Impfraum vorgenommen wird. Alles wird ordnungsgemäß eingetragen. Die junge Frau gibt außerdem an, dass sie die erste Impfung „sehr gut vertragen habe“, und antwortet noch auf weitere Fragen des Arztes, bevor dieser zur Tat schreitet. Vor ihm befinden sich die nötigen Utensilien: Tupfer, Pflaster, Desinfektionsmittel, Handschuhe – die werden für jeden Patienten neu übergestreift – sowie eigens aufgezogene Spritzen, die den Impfstoff von Biontech/Pfizer enthalten. Ein kurzer Piks, und die benutzte Kanüle wandert anschließend in den sogenannten Abwurfbehälter für spitze Dinge.

Kurze Zeit später setzt sich Frank Strebel auf den Stuhl und krempelt sein Shirt hoch, das einen Arm bedeckt, der mit Tattoos verziert ist. Kein Problem beim Spritzen. Der Wohnbereichsleiter, der für den ersten Stock im Heim zuständig ist, war anfangs nicht unbedingt von der Impf-Idee angetan. Als Diabetiker war er skeptisch. Allerdings habe er sich von den Ausführungen eines Virologen im Fernsehen überzeugen lassen, sodass er seine Skepsis mittlerweile überwunden habe. Mit der Impfung hofft er auf einen milderen Verlauf, sollte er sich doch einmal anstecken.Annegret Knotz wartet vor dem Impfraum, bis sie aufgerufen wird. „Die Impfung gibt mir ein gutes Gefühl“, sagt die Frau, die in der Hauswirtschaft beschäftigt ist und die konsequente Aktion begrüßt. Obwohl sie nun bald zum zweiten Mal geimpft sein wird, achte sie „nach wie vor auf Abstand und möglichst auf Kontaktvermeidung“.

Wie Knotz hofft auch die Pflegerin Katja Häger darauf, „dass bald alles einfacher wird, wenn viele Menschen geimpft sind“, und sehnt sich nach einem „normalen Leben“ zurück. Sie findet es wichtig, zur ersten Impfgruppe zählen zu dürfen, und hat kein Verständnis für Impfverweigerer. „Es ist doch etwas Gutes“, betont Häger. Dass es vor den Impfungen einen umfassenden Aufklärungstermin gegeben hat, bei dem man Fragen stellen konnte, „hat mir tatsächlich mehr Sicherheit für die Entscheidung gegeben“.

Inge Müller, Erika Ammon, Gisela Kielbeck oder auch Hartmut Werre sind in der Tagespflege betreute Menschen und damit beschäftigt, ihre zweite Impfung „zu verdauen“. Je nach Risikoprofil werden dafür 30 bis 45 Minuten angesetzt. Für die Seniorengruppe sei es eine gute Sache, „hier im Heim geimpft zu werden. Dann müssen wir nicht extra nach Ludwigsburg fahren“, stellt Inge Müller zufrieden fest.

Der Mediziner Dietrich Breitfeld macht sich unterdessen mit Anna Fehrle vom Malteser Hilfsdienst auf, um die Bewohner im dritten Stock zu impfen. Für das knappe Dutzend Senioren haben die Angehörigen die Zustimmung zum schützenden Piks gegeben, weil die Bewohner selbst dazu nicht mehr in der Lage sind. Routiniert setzt der Arzt bei ihnen ebenfalls die Spritze an, und es scheint, als kümmere sie das Vorgehen weiters nicht. Anna Fehrle hat sich derweil gewissenhaft an die Dokumentation der Daten, etwa Temperatur und Datum, jedes einzelnen Geimpften gemacht.