Im Jahr 2016 haben die Steinheimer Plakatwände an ihren Ortseingängen aufgestellt. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Bürger stören sich daran, dass im Wahlkampf zu viel plakatiert werde. Auch etliche Gemeinderäte sind dieser Meinung.

Erdmannhausen - Es stehen Wahlen vor der Tür – der Schilderwald allerorten verrät es eindeutig. Entlang der Straßen lächeln Politiker aller Couleur von den Plakaten. An Bäumen, Straßenlaternen und Co. sind vielerlei Versprechen befestigt: Die Landtagswahl am 15. März wirft ihre Schatten voraus. In Erdmannhausen hat das jüngst einen Bürger dazu veranlasst, einen Leserbrief zu schreiben. „Es tut mir im Herzen weh, wenn ich die Bahnhofstraße rauf und runter schaue“, formulierte er.

Damit scheint er nicht der Einzige zu sein. In der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Technischen Ausschusses brachte die CDU-Fraktion einen Antrag ein, wonach neue Richtlinien für die Plakatierung bei Wahlen gefordert werden. „Immer wieder bekommen wir die Rückmeldung aus der Bürgerschaft, dass die Plakatierung hier vor Ort einen sichtlich erschlägt“, erklärte CDU-Rätin Vanessa Gruber. Deshalb beantragten die Christdemokraten, neue Richtlinien für die Plakatierung festzusetzen. „Statt die Durchgangsstraßen und Plätze vor örtlichen Händlern mit Plakaten zuzukleistern, schlagen wir an festen Stellen im Ort eine Art ,Plakatwand’ vor, die in gleich große Abschnitte aufgeteilt wird und auf der Parteien ihre Wahlwerbung anbringen können.“

Dem Freien-Wähler-Rat Matthias Rogel gefiel die Idee gut. „Wir würden das aber gerne auf die Erdmannhäuser Vereine erweitern, sodass diese auf der Plakatwand ihre sportlichen und kulturellen Veranstaltungen ankündigen können.“ Eine Möglichkeit für die Vereine fände auch Martina Glees-Brück (Grüne) „klasse“, wie sie betonte und verwies auf das Beispiel Steinheim, wo seit einigen Jahren eigene Plakatständer an den verschiedenen Ortseingängen den Vereinen und Parteien zur Verfügung stehen. Von den Plakatwänden für die Wahlen ist sie indes „nicht so schrecklich begeistert. Das ist so deutsch, dass alles so geregelt sein muss.“ Ob das nun so grässlich sei, wenn mal vier Wochen lang im Ort Wahlplakate hängen, fragte sie.

SPD-Sprecher Hans-Georg Götz hat „auch kein so großes Problem mit den Plakaten“. „Das ist halt mal ein paar Wochen lang so, das gehört auch zur Demokratie.“ Zumal eine solche Plakatwand aufgrund der bloßen Anzahl an Parteien etwa bei den Landtagswahlen riesig ausfallen müsste. Allerdings könnte er sich gut vorstellen, den Parteien eine gewisse Selbstbeschränkung aufzuerlegen, sodass nur eine gewisse Anzahl an Plakaten aufgehängt werden dürfe. „Dann kommen wir dann von der Menge her auch schon runter.“

Diese Mengenbeschränkung fände Vanessa Gruber „angenehm“. Es müsse auch nicht eine Plakatwand sein, „wir können auch einige Straßen und die dortigen Laternen als Platz festlegen. Das Schöne ist ja, dass wir als Gemeinde die Möglichkeit haben, das zu lenken und so unser Ortsbild zu verschönern.“

Der Bürgermeister Marcus Kohler freut sich, bei dem Thema „in den Diskussionsprozess eingestiegen“ zu sein. Ob man bis zur Bundestagswahl im Herbst allerdings schon eine Lösung am Start habe, könne er nicht versprechen.