Auch Wasser trinken kann eine nervige Angewohnheit sein - wenn man sie schlückchenweise im Minutentakt ausführt, findet Julia Spors. Foto: dpa


Ball wegschlagen, spucken und zu viel trinken: Es gibt Angewohnheiten, die machen einen kirre. Auch im Sport.

Marbach - Ganz ganz ungern fange ich einen Text mit einem Umlaut an – ästhetisch geht mir das wirklich gegen den Strich. Diese Angewohnheit ist bescheuert und absolut sinnfrei, aber dennoch stehe ich damit anscheinend nicht alleine da, wenn ich mich hier unter meinen Kollegen einmal so umhöre. Ein Blick auf die Samstags-Spiele in der Bundesliga oder aber auf die Sonntags-Partien in der Kreisliga offenbaren mir Woche für Woche ähnlich bescheuerte Angewohnheiten bei Sportlern: Ball wegschlagen und auf den Boden spucken während einer Unterbrechung scheinen die Kicker schon völlig verinnerlicht zu haben. „Warum?“, frage ich mich immer wieder und rege mich auf.

Denn das Ersteres unfair ist, spielt wohl kaum eine Rolle. Es scheint „normal“ zu sein und wird zudem viel zu selten von einem Schiedsrichter geahndet. Ein Blick in die Handball-Hallen zeigt mir da: Es geht auch anders, und zwar fair. Wird hier der Ball weggeworfen nach einem Pfiff, gibt es sofort eine Zwei-Minuten-Strafe.

Ganz ohne „Ticks“ geht es hier aber natürlich auch nicht, ein ganz bestimmter ist mir bei meinen letzten Handballbesuchen aufgefallen: Als Zuschauer war ich da schon etwas irritiert zu sehen, dass ein Handballtorhüter nach jedem – und ich meine wirklich nach jedem – Angriff zur Bank läuft, sich die Wasserflasche aufdrehen lässt und einen Schluck nimmt. Da frage ich mich: Hat man als Torhüter wirklich so einen Durst alle eineinhalb Minuten – und das ganz im Gegensatz zu den Vorderleuten, die durchweg vor- und zurückrennen? An sich finde ich das Ganze ja nicht schlimm, es ist eben eine Angewohnheit eines Einzelnen. Aber kirre macht mich das trotzdem, wenn der Torhüter in dem Moment noch die Flasche in der Hand hat, als überraschend ein Gegenangriff eingeleitet wird.

Mein Kollege wird übrigens ganz verrückt, wenn er sich ein Tennisspiel von Rafael Nadal anschaut. Das ständige Zupfen am T-Shirt und Wegstreichen der Haare in genau einstudierter Reihenfolge bringt ihn regelmäßig auf die Palme. Komischerweise versteht das fast jeder – die Kollegin, die ihre Gummibärchen nur nach Farbe sortiert isst, oder die andere, deren Musiklautstärke im Auto immer auf einer gerade Zahl eingestellt sein muss. Auch ich, die jetzt über die Pflastersteine zu ihrem Auto läuft und versucht auf keine Rille zu treten. Anschließend berechne ich auf dem Heimweg die Quersummen der Autokennzeichen vor mir. Völlig sinnfrei versteht sich.