Lars Laucke MZ Foto: MZ

Der häufige Besuch von Sportveranstaltungen gehört für unseren Sportredakteur zu den schönen Seiten seines Berufes.

Marbach - Der häufige Besuch von Sportveranstaltungen gehört für mich zu den schönen Seiten meines Berufes. Doch ab und zu gibt es leider auch Situationen, da möchte ich lieber wegschauen oder wünschte gar, dass ich diesmal lieber nicht in der Halle oder auf dem Sportplatz gewesen wäre. So stand ich vor einigen Jahren mal am Mattenrand, als die Erdmannhäuser Turnerin Sandrin Ziegler sich für einen Regionalliga-Wettkampf aufwärmte. In dem Moment, als ich noch dachte: „Die Landung sah jetzt ein wenig schief aus“, lag sie auch schon vor Schmerzen schreiend am Boden. Das Kreuzband war gerissen.

Und ich werde es auch nie vergessen, als ich vor vielen Jahren bei einem Hobby-Fußballturnier war. Ein Akteur hatte am Spielfeldrand einen Herzinfarkt erlitten. Die Bilder, als die Notärzte den Mann mit dem Defibrillator wiederbelebten, habe ich bis heute vor Augen. Was ich damals überhaupt nicht verstehen konnte: Das Turnier ging anschließend weiter. Zwar mit der „Entschuldigung“, dass man erst abgewartet hatte, bis aus dem Krankenhaus die Nachricht kam, dass der Patient außer Lebensgefahr sei. Dennoch empfand ich dies als völlig unpassend.

Daher habe ich im Umkehrschluss auch volles Verständnis dafür, dass in den vergangenen Wochen gleich zwei Fußballpartien in der Region nicht zu Ende gespielt wurden. In einer Begegnung von A-Ligist SVG Kirchberg hatte sich ein Spieler so schwer am Knöchel verletzt, dass er mit dem Notarztwagen in Krankenhaus gebracht werden musste. Laut Zeugenaussagen habe der Fuß in eine Richtung abgestanden, die alles andere als natürlich war. Der Abtransport gestaltete sich so langwierig, dass der Schiedsrichter die Partie nach Absprache mit den beiden Teams nicht wieder anpfiff, sie wird nun nachgeholt.

Ein ähnliches Szenario spielte sich am vergangenen Sonntag in der Bezirksliga-Partie zwischen dem TSV Schwieberdingen und dem SV Germania Bietigheim ab. Eine Stunde war gespielt, als sich beim Stand von 1:1 der Bietigheimer Ralf Krestel einen Wadenbeinbruch zuzog. Er musste rund 20 Minuten auf dem Platz behandelt werden und wurde schließlich mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Auch hier erfolgte der Spielabbruch – richtigerweise. Denn es kommt in diesem Fall hinzu, dass Germania derzeit Tabellenführer der Bezirksliga ist und sich mit Croatia Bietigheim und dem FC Marbach einen Dreikampf um den Landesliga-Aufstieg liefert. Ralf Krestel ist Germanias Top-Torjäger. Man stelle sich vor, die Begegnung wäre fortgesetzt worden, Schwieberdingen hätte womöglich gewonnen und den Bietigheimern hätte am Saisonende ein Punkt zum Aufstieg oder zum Erreichen der Relegation gefehlt. Ich bin mir sicher: Auf diese Art und Weise möchten weder Croatia Bietigheim noch der FC Marbach in die Landesliga aufsteigen. Es wird für Germania ohne den Goalgetter ohnehin schwer genug im Saisonendspurt. Letztlich gilt aber vor allem ein Satz, mit dem die Schwieberdinger noch am selben Tag via Facebook einen Fotogruß und beste Genesungswünsche an Ralf Krestel einleiteten: „Wenn Fußball zur Nebensache wird.“ Denn genau das ist er: eine schöne, aber eben eine reine Nebensache.