Andreas Hennings Foto: MZ

Wohl nie sind die Sportplätze im Amateurfußball besser besucht als in der Relegation.

Marbach - Als Raphael Schäfer, langjähriger Torhüter des 1. FC Nürnberg, Anfang dieser Woche anlässlich seines Karriereendes auf seine Laufbahn zurückblickte, kamen auch die sportlichen Höhepunkte zur Sprache. Klar, dass Schäfer an seinen einzigen Titel, den DFB-Pokalsieg 2007, erinnerte. Er fügte jedoch direkt an: „Bei mir stehen auch die gewonnenen Relegationsduelle gegen Cottbus und Augsburg ganz weit oben. Diese Erfolge sind in diesem Moment vielleicht sogar noch ein wenig wichtiger für den Verein gewesen.“

Jaja, die Relegation! Freud und Leid liegen bei ihr nah beieinander. Emotionen sind garantiert. Ob in 90 oder 120 Spielminuten oder im Elfmeterschießen. Da ist es egal, ob im Profibereich Millionen Euro oder gar Vereinsexistenzen – Stichwort: 1860 München – auf dem Spiel stehen, oder ob ein Amateurklub vor der Frage steht, nächste Saison Kreis- oder Bezirksliga zu spielen. Wie schön ist es da für den neutralen Beobachter, dass in den nächsten anderthalb Wochen mit dem FC Marbach, dem TSV  1899 Benningen, dem GSV Pleidelsheim, dem GSV Erdmannhausen und dem TSV 1899 Benningen II fünf Teams aus unserem Verbreitungsgebiet die Relegation bestreiten dürfen – oder müssen! Je nach Ausgangs- und Stimmungslage.

So ist die Relegation für Benningen ein notwendiges Übel, nachdem der Bezirksligist in der Nachspielzeit des letzten Spieltags erstmals in die Abstiegszone gerutscht ist. So herrscht natürlich Euphorie beim A1-Ligisten GSV  Erdmannhausen, der sich mit einem 19:0 in die Relegation ballerte und die Chance auf den Ligaerhalt wahrte.

Sicher ist: Die Duelle, die auf neutralem Platz ausgetragen werden, werden gut besucht sein. Einerseits dank der Anhänger der jeweiligen Vereine, andererseits dank neutraler Zuschauer, die einfach ein spannendes Spiel verfolgen wollen. In den vergangenen Jahren habe ich mich bei solchen Begegnungen gefragt: Wo nur kommen all diese Zuschauer her? Interessieren sich wirklich so viele Menschen für Amateurfußball? Denn während des normalen Ligaspielbetriebs – um ehrlich zu sein – kann es ja sehr gut vorkommen, dass sich keine 50  Zuschauer auf die Tribüne verirren. Vielleicht, weil dann noch parallel die Bundesliga läuft? Selbst Drittligist Sonnenhof Großaspach und der Verbandsliga-Meister SGV Freiberg haben ja trotz sportlichen Erfolgs mit Zuschauermangel zu kämpfen.

So würde ich mich jedenfalls nicht wundern, wenn bei einem möglichen Relegationsfinale – man darf ja träumen! – zwischen dem GSV Pleidelsheim und dem TSV  1899 Benningen in Marbach mehr Zuschauer kommen würden, als bei mancher Drittligapartie in Aspach (Minusrekord 750). Und vielleicht blicken die Kicker des Gewinnerteams dann ja auch einmal so glücklich zurück wie Raphael Schäfer.