Lars Laucke Foto: MZ

Dem Tennisteam des Herzog-Christoph-Gymnasiums ist das Bundesfinale in Berlin durch die Lappen gegangen.

Beilstein - Einen Wettkampf am berühmten Grünen Tisch zu verlieren, ist bitter. Noch bitterer ist es, wenn man diesen Wettkampf zuvor auf sportlichem Weg eigentlich gewonnen hatte und aufgrund eines kleinen, aber entscheidenden Versäumnisses nun als Verlierer dasteht. Doch ganz besonders bitter ist es, wenn einem dadurch eine einmalige und nicht mehr wiederkehrende Chance durch die Lappen geht. So ist es kürzlich der Tennis-Schulmannschaft des Herzog-Christoph-Gymnasiums in Beilstein beim Landeswettbewerb von „Jugend trainiert für Olympia“ ergangen. In der Partie gegen das als „Partnerschule des Sports/Olympiastützpunkt Stuttgart“ seit Jahren den Wettbewerb der Altersklasse WK3 dominierende Otto-Hahn-Gymnasium aus Ludwigsburg stand es am Ende 3:3. Auch bei den Sätzen herrschte Gleichstand. Doch bei den Spielen hatten die Beilsteiner knapp die Nase vorn. Die Sensation war – scheinbar – perfekt. Doch nun stellte sich heraus: Der HCG-Betreuer hatte bei der Aufstellung der Mannschaft eine Änderung in der Reihenfolge seines Teams nicht beachtet. Aufgrund dieses Fehlers ging der Sieg nachträglich an das OHG.

Um das genauer zu durchschauen, muss man wissen, dass es im Tennis zwei Systeme der Leistungsbewertung gibt. Zum einen gibt es die Deutsche Rangliste. Auf der werden allerdings längst nicht alle Tennisspieler geführt. Der „Normalsterbliche“ wird anhand der Leistungsklasse (LK) eingestuft, die von 1 bis 23 geht. Nach dieser LK müssen Mannschaften aufgestellt werden – die niedrigere (bessere) LK vor der höheren. Aber: Eventuelle Platzierungen auf der Deutschen Rangliste gehen vor! Das heißt, dass ein Spieler mit besserer Ranglistenplatzierung höher gemeldet werden muss, selbst wenn ein anderer eine bessere LK hat. Und genau dies war beim HCG der Fall. Die eigentliche Nummer drei – mit schlechterer LK – war in der neuesten Deutschen Rangliste vor die Nummer zwei gerückt, was in der Meldeliste entsprechend getauscht werden musste. Der betreuende Lehrer jedoch – selbst kein Experte in Sachen Tennis – hatte es versäumt, vor der Partie noch einmal im entsprechenden Onlineportal nachzuschauen.

Somit kam also doch das OHG weiter, sicherte sich anschließend problemlos den Sieg im Landesfinale und darf nun zum Bundesfinale nach Berlin. Es ist also davon auszugehen, dass die Beilsteiner dies auch geschafft hätten. Für die HCG-Mannschaft ist dies fast schon tragisch, weil sie zwar nächstes Jahr in der Altersklasse WK2 noch bei „Jugend trainiert für Olympia“ mitspielen können. Allerdings gibt es hier keinen Bundeswettbewerb mehr, den gibt es nur im WK3. Der Zug nach Berlin ist also endgültig abgefahren. Dass die beiden Spieler an Position zwei und drei ihre Einzel im Spiel gegen das OHG jeweils glatt gewannen und – so ist man sich zumindest auf HCG-Seite sicher – dies auch bei korrekter Aufstellung getan hätten, macht das Ganze nicht weniger schmerzlich.

Und noch etwas kommt quasi als i-Tüpchelchen hinzu: Der Betreuer des OHG, seit Jahren in der Materie drin und vergangene Saison noch in der Herren-Oberliga aktiv, hatte seinen Spielern laut Aussage mehrerer Anwesender noch während der Partie gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen müssten, da man spätestens am Grünen Tisch eh gewinnen würde. Dies könnte zumindest den Verdacht erwecken, dass er den Fehler schon vor dem ersten Punkt bemerkt hatte, den HCG-Betreuer aber nicht darauf aufmerksam machte. Nur zur Klarheit: Der Fehler lag fraglos beim HCG. Doch obwohl ich kein Schwabe bin, weiß ich, dass dies ein klassischer Fall ist, in dem man hierzulande davon spricht, dass etwas ein G’schmäckle hat.