Julia Spors Foto: MZ

Die Geschehnisse in der Kreisliga machen in diesem Fall auch uns in der Redaktion keinen Spaß.

Marbach - Das kennt doch jeder: Läuft mal was nicht gut, muss es einen Buhmann dafür geben! Viel zu oft wird in diesen Zeiten meiner Ansicht nach aber das Wort „Lügenpresse“ in den Mund genommen. „Die Medien sind schuld“, dass dies oder das eskaliert, heißt es. „Es wird nicht neutral berichtet“, rufen andere. Schwarze Schafe in einer Berufssparte gibt es sicherlich, aber wofür ich die Hand ins Feuer legen kann, ist, dass wir hier in der Sportredaktion der Marbacher Zeitung den Anspruch auf eine faire und ausgewogene Berichterstattung ernstnehmen. Wir versuchen stets, jede Seite einer Geschichte anzuhören. Wir möchten jede Partei zu Wort kommen lassen, sodass sich am Ende keiner über eine unfaire Berichterstattung beklagen und sich jeder Leser ein eigenes Bild der Geschehnisse machen kann. So auch über die am vergangenen Wochenende.

In der Kreisliga B2 ist es in der Partie zwischen Anadolu Marbach und den Sportfreunden Mundelsheim zu unschönen Szenen gekommen, heißt es. Meine zwei Kollegen aus dem Sport oder ich waren selbst nicht vor Ort und haben uns dementsprechend kein eigenes Bild davon machen können. Die Vorwürfe deshalb einfach zu ignorieren, geht aber auch nicht, denn wir sehen es als unsere Pflicht an, Äußerungen nachzugehen, sollten diese an uns herangetragen werden. Und das sind sie – nicht nur vom Mundelsheimer Trainer, sondern auch in Form zweier Leserbriefe gestern und heute (siehe Text links). Dass es dann unsere Aufgabe ist, auch die gegnerische Mannschaft sowie eine offizielle Stelle im Verband zu kontaktieren, versteht sich für uns von selbst.

Der Bezirksvorsitzende Hansjörg Arnold bestätigte uns auf Nachfrage, dass im Spielbericht des Schiedsrichters keine Vorkommnisse vermerkt seien – und stützte damit die Aussage des Anadolu-Trainers, der alle Vorwürfe des Gegners zurückwies. Heißt: Sollte nicht nachträglich eine Beschwerde beim Bezirksvorsitzenden oder beim Sportgericht eingereicht werden – worüber wir natürlich berichten würden –, ist die Sache erledigt. Was wirklich passiert ist, können wir nicht mehr rekonstruieren. Darüber kann dann weiter nur spekuliert werden. Klar ist: Wir können uns zwar alle Seiten anhören, wirklich Licht ins Dunkel werden aber auch wir nicht bringen können. Und das ist – um es mal ehrlich zu sagen – einfach blöd. Nicht nur, weil auch wir gerne wissen würden, was passiert ist. Sondern auch, weil es nun wieder von einigen Seiten heißt: „Ihr berichtet nicht richtig.“

Nicht ganz so einfach ist dies übrigens, wenn sich Parteien sperren, eine Stellungnahme verweigern und dann im besten Falle noch damit drohen, nie wieder mit einem zu reden, sollte man auch nur ein Wort über eine Geschichte drucken. So passiert in diesem Fall, aber auch schon in anderen in diesem Jahr. Jedes Mal kann ich darüber nur den Kopf schütteln. Denn: Den Mund verbieten lassen werden wir uns hier nicht. Drohungen ziehen nicht und sie werden es auch zukünftig nicht. Liebe Vereine, überlegt euch bei diesen Drohungen bitte eines: Die Leidtragenden seid am Ende ihr, nicht wir. Denn über euch wird nicht mehr berichtet, nicht mehr gesprochen. Und vergesst bei all eurem Ärger auch eines nicht: Wir wollen euch nichts Böses, wir wollen nur umfassend und fair aufklären. Dass wir dafür ab und zu der Buhmann sind, nehmen wir dann gerne in Kauf.