Lars Laucke. Foto: MZ

An den Füßen der Fußballer
wird es immer farbiger – und das nicht nur zur Osterzeit.

Marbach - An und um die Osterfeiertage habe ich einige Stunden faul vor dem Fernseher verbracht, aber auch etwa sechs Stunden beruflich bedingt auf beziehungsweise neben Fußballplätzen. Keine Angst, ich will keineswegs Mitleid erheischen. Ein Sportjournalist, der ein Problem mit Wochenend- und Feiertagsarbeit hat, das ist in etwa wie ein Chirurg, der kein Blut sehen kann. Doch irgendwann während der Mußestunden auf dem Sofa lief in der ARD ein Film über die Gebrüder Dassler, bekanntermaßen die Gründer der Sportartikelgiganten Adidas und Puma – für einen Sportjournalisten fast schon ein Muss. Der Film endete in den 1970er-Jahren, welche einen Großteil meiner Kindheit abdecken. Unter anderem waren zum Ende hin auch Bilder des großen Pélé zu sehen, wie er seine Puma-Schuhe schnürte – wohlgemerkt: schwarze Schuhe. Nun habe ich zwar selbst nie aktiv Fußball gespielt, aber an eines erinnere ich mich sehr genau: Fußballschuhe in den 70ern und 80ern waren schwarz. Und sie hatten entweder drei kleine (Adidas) oder einen großen (Puma) weißen Streifen. Es gab auch andere Fabrikate. Doch wer die trug, der war das, was meine Kinder heute einen „MoF“ nennen – „Mensch ohne Freunde“. Erst um 1980 hörte ich erstmals von einer US-Marke, „mit einem Streifen wie bei Puma, nur umgedreht“ – das war die Definition für Nike, die damals aber noch gar keine Fußballschuhe produzierten und erst in den 90ern massiv in diesen Markt einstiegen.

Mit den Bildern des Films und den dadurch geweckten Kindheitserinnerungen im Kopf schaute ich nun dieser Tage den Bezirksliga-Fußballern mal genauer auf die Füße. Die vorherrschende Farbe war dabei eindeutig: bunt. Und das hatte nichts mit Ostern zu tun. Fußballschuhe sind inzwischen alles: knallgelb, giftgrün, neonorange, feuerrot, metallic-blau, silber oder weiß, gerne auch in Kombination mehrerer Farben – aber nur noch selten schwarz. Maximal zwei oder drei Spieler pro Team hatten noch Schuhe in der „klassischen“ Farbe. Nun gibt es diesen Farbrausch auf dem grünen Rasen schon seit ein paar Jahren – aber woher kommt er? Ist man heute mit schwarzen Kickschuhen uncool, gar ein „MoF“? Und warum gab es diesen Trend nicht bereits zur Flower-Power-Zeit oder spätestens während der ersten „Neon-Welle“ Ende der 1980er-Jahre? Liegt es am vermeintlichen Drang der heutigen Generation, im Mittelpunkt stehen zu wollen? Ich denke ja eher, dass es weniger mit den Fußballern selbst als mit dem Marketing der Hersteller zu tun hat. Die Konkurrenz wird immer größer. Auffallen um jeden Preis lautet deshalb die Devise. Die hochbezahlten Stars machen es auf Drängen ihrer Ausrüster vor, die meist jugendlichen Käufer ziehen nach. Daher wird wohl auf dem grünen Rasen auch weiterhin die Devise lauten: Bunt ist das neue Schwarz.