Der Wochenmarkt am Samstag war stets ein Frequenzbringer für die Einzelhändler in der Marktstraße. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Zweimal haben die Marktbeschicker ihre Stände in Marbach nun schon an der Stadionhalle aufgebaut. Doch in der Fußgängerzone sieht man derweil nichts von der geplanten Sanierung. Das stößt einigen Räten und weiterhin den Einzelhändlern auf. Für die Verwaltung läuft jedoch alles nach Plan.

Marbach - Die Verlegung des Wochenmarktes samstags aus der Altstadt hinaus nach oben auf den Platz vor der Stadionhalle schlägt weiterhin hohe Wellen. Ein auf Facebook in der Gruppe „Die Marbacher“ gepostetes Foto der leeren Marktstraße vom vergangenen Samstagmorgen hat alleine 135 Kommentare. Sie alle gehen in etwa in die gleiche Richtung: „Musste das sein?“ Diese Frage stellten sich nach dem zweiten Mal, an dem die Beschicker ihre Stände an der Stadionhalle aufgebaut haben, auch einige Stadträte. Sie waren selbst davon überrascht, dass in der Fußgängerzone noch nicht viel von den Bauarbeiten zu sehen ist. „Wir sind davon ausgegangen, sobald der Markt umzieht, geht es entsprechend los. Das hätte Sinn gemacht. Aber jetzt haben wir erfahren, dass es erst im Januar richtig losgeht. Das sorgt für Irritationen“, sagt der Grünen-Stadtrat Sebastian Engelmann nach Gesprächen mit Einzelhändlern. Dieter Zagel (SPD) war ebenfalls so verwundert über die Situation, dass er der Verwaltung noch am Samstagabend eine E-Mail schrieb mit der Bitte um Klärung der Sachlage.

Parkplatzsituation ist einer der Knackpunkte

Die Antwort lieferte am Mittwoch der Bürgermeister Jan Trost. Er verweist vor allem auf die Parkplatz-Problematik. „Mit dem ersten Bauabschnitt zwischen der Oberen Holdergasse und der Marktstraße wurde plangemäß am 4. Oktober begonnen. Zu dieser Maßnahme gehören auch die Baustelleneinrichtungen und Materiallagerflächen im Bereich der unteren Marktstraße, Teilen der Ludwigsburger Straße und im Göckelhof. Dadurch hat sich das Stellplatzangebot in der Altstadt deutlich reduziert. Als Folge fallen im Parkhaus ‚Haus am Stadtgraben’ für Kunden ebenfalls Plätze weg, weil Altstadtbewohner auf diese Plätze ausweichen. Diese Diskussionen bekommen wir bereits jetzt ebenfalls zu spüren.“ Laut Marktbeschickern würden rund 50 Prozent der Kunden von auswärts kommen, „die in den meisten Fällen irgendwo parken müssen“.

Er könne gut nachvollziehen, dass von den Einzelhändler Kritik komme, wenn von der Baustelle in der Fußgängerzone noch nichts zu merken ist und man sich deshalb fragt, ob der Markt nicht später hätte verlegt werden können. „Es mag sein, dass wir zwei oder drei Märkte noch störungsfrei durchgebracht hätten, wenn wir alle Details des Baustellenablaufs zum Zeitpunkt der Entscheidung auf dem Tisch gehabt hätten. Aber irgendwann musste der Termin festgelegt und auch kommuniziert werden“, macht der Rathauschef klar. „Mit massiven Einschränkungen und Unzufriedenheit bei wahrscheinlich am Ende allen hätte man den Markt vielleicht in der Stadt lassen können, aber das wäre für alle eine große Krücke gewesen. Man muss die Gesamtumstände betrachten und da spielen viele Faktoren zusammen.“

„Die Verwaltung macht doch eh, was sie will“

Aus diesem Grund sehe er auch keinen Handlungsbedarf. „Das würde noch mehr Unruhe reinbringen“, so Trost. Insgesamt erscheine ihm der Umzugszeitpunkt richtig gewählt worden zu sein, „denn so hat auch der Wochenmarkt noch die Chance, sich am neuen Standort bei einigermaßen angenehmen Wetterverhältnissen präsentieren zu können, um so einen guten Start hinzulegen. Je weiter wir den Umzug in die kalte Jahreszeit verlegt hätten, desto schwieriger wäre es geworden einen ansprechenden Markt zu präsentieren.“ Bekanntlich kommen eine Reihe von Marktbeschickern im Winter nicht oder nur unregelmäßig auf den Wochenmarkt.

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Stadtrat Sebastian Engelmann kann die Argumentation der Verwaltung jetzt zwar nachvollziehen – ihn ärgert dennoch der fehlende Informationsfluss. Ähnlich geht es Volker Bury vom Café marktdreizehn, der zudem das Gefühl hat, dass Einzelhändler und Gastronomie nicht ernst genommen werden:„Die Verwaltung macht doch eh, was sie will und Informationen bekommt man nicht.“ Beim Baustellenvesper hätte er erwartet, alle Neue, wie etwa den Zeitplan, zu erfahren. Den habe er aber erst ein paar Tage später zufällig von der Baufirma bekommen.

Vorweihnachtsgeschäft ist enorm wichtig

Andere Einzelhändler sind ebenso sauer, denn sie rechneten wie einige Gemeinderäte damit, dass die Arbeiten umgehend starten. Aktuell wird schwerpunktmäßig aber nur auf Höhe der Stadtkirche gearbeitet. „Dies wird von der Fußgängerzone aus kaum wahrgenommen. Allerdings ist auch bereits jetzt im Bereich zwischen Rathaus und Marktbrunnen der Verkehr mit Baustellenfahrzeugen unvermeidlich. In diesen Bauabschnitt fällt auch die Entfernung des Marktbrunnens vom bisherigen Standort. Dies wird nach Auskunft des Stadtbauamtes in Kürze angegangen“, sagt Jan Trost und weist Kritik am fehlenden Informationsfluss von sich. In der Juli-Sitzung hätte man im Gemeinderat über die Verlegung gesprochen und auf der Homepage www.marbach-schillert.de seien die Maßnahmen konkret aufgeführt.

Für Silvia Reuschlen vom Marbacher Teeladen dennoch ein Unding, wenn vor Januar nichts passiert. „Ich verstehe einfach nicht, warum der Markt jetzt schon verlegt wurde, wenn vor dem nächsten Jahr vor meiner Ladentüre nicht gearbeitet wird. Das Vorweihnachtsgeschäft ist für uns wichtig, aber das spielt keine Rolle.“

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