Es sind bizarre Bilder von Gewittern und spektakuläre Wolkenformationen, die uns der launische Sommer in den vergangenen Wochen neben viel Regen und kühlen Temperaturen beschert hat. Foto: Yannick Garbe

Wetterexperte Yannick Garbe fällt ein moderates Urteil über die zweite Jahreszeit – und rechnet noch mit ein paar schönen Tagen im August.

Bottwartal - Seit der Flutkatastrophe im Westen warten wir auf stabiles, schönes Wetter. Und jeder stellt sich die Frage: Geht da noch was in diesem Sommer - der seinen Namen eigentlich gar nicht verdient hat – mit Badesee, Freibad und langen Biergarten-Abenden? Ja und nein, wenn es nach der Prognose des Hobby-Meteorologen Yannick Garbe geht. Ja, denn es soll ab Mitte kommender Woche wieder einige schöne Tag geben, die mehr als 25 Grad erreichen. Nur kommt dann eben auch immer schnell ein Schauer oder eine Abkühlung dazwischen. Nein, wenn es darum geht, dass uns der August noch eine längere Hochdruck-Phase beschert. Daran haben auch die sogenannten „Hundstage“ zum Monatsbeginn, die in der Regel Temperaturen von bis zu 35  Grad mit sich bringen, nichts geändert.

„Einen Hochsommer wird es nicht mehr geben“

Die Älteren werden sich in diesen Tagen deshalb an den Evergreen des Entertainers Rudi Carell erinnern, der einst die Frage stellte: Wann wird’s mal wieder richtig Sommer? Eine klare Antwort kann auch unser Wetterexperte darauf nicht geben. Aber zumindest ein bisschen Zuversicht. „Einen Hochsommer wird es nicht mehr geben, aber wir können die Hoffnung auf einen schönen Spätsommer fokussieren“, sagt Garbe.

Für einen durchschnittlichen August sind die Temperaturen bislang zu kalt, die Niederschlagsmenge zu hoch. Das galt auch schon für den Juli: Während sonst im Schnitt 80 Liter Regen pro Quadratmeter fallen waren es in diesem Jahr bis zu 120 Liter im Ländle. Das ist schön für die Natur, aber nicht für die Kinder, die Sommerferien haben. Während andere europäische Länder wie Griechenland und die Türkei mit einer andauernden Wetter-Hitzewelle und verheerenden Waldbränden zu kämpfen haben, geben sich die Tiefdruckgebiete über Mitteleuropa weiter die Klinke in die Hand.

Ist der Siebenschläfertag schuld?

Verantwortlich dafür sind die Tage rund um den 27. Juni – dem sogenannten Siebenschläfertag. Mit dem niedlichen Nagetier haben die Siebenschläfer übrigens nichts zu tun. Mit ihnen verhielt es sich im Jahr 251  nach Christus so: Sieben Männer hatten in einer Berghöhle nahe der Stadt Ephesus Schutz vor den Mördertruppen des römischen Kaisers Decius gesucht - und alle waren sie dort irgendwann eingeschlafen. Die Höhle muss eine ausgesprochen angenehme Schlaf-Temperatur gehabt haben, denn die Sieben schliefen dort beachtliche 195 Jahre lang.

Jedenfalls wurde der Siebenschläfertag nach längst überholtem Aberglauben, einst als wetterbestimmender Lostag gedeutet. Daraus entstanden Bauernregeln wie „Das Wetter am Siebenschläfertag noch sieben Wochen bleiben mag“ oder „Ist der Siebenschläfer nass, regnet’s ohne Unterlass.“ Regen verheißt demnach nichts Gutes für den Sommer, so die sprichwörtliche Befürchtung. Scheint dagegen die Sonne, sollen Juli und August warm und trocken werden. Doch stimmt das wirklich? „Betrachtet man nicht nur den einzelnen Tag, sondern den gesamten Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli, zeigt sich, dass die Siebenschläfer-Regel eine gewisse Berechtigung hat“, sagt Yannick Garbe.

Eigentlich war der Juni richtig schön

In diesem Jahr waren die Tage um den 27.  Juni eher unbeständig. Es bildete sich dann auch die Großwetterlage, die Deutschland jede Menge Tiefdruckgebiete beschert hat, die feuchte, schwülwarme Luft aus dem Mittelmeerraum mitbrachten. Der Sommer kommt also sehr verschlafen daher und mit seinem wechselhaften Charakter nicht gut weg. Das liegt aber auch daran, dass er es von vorneherein nicht leicht gehabt hat, wenn man die Vorgänger der Jahre 2018 bis 2020 betrachtet, die sich extrem heiß und trocken präsentiert haben. Weil es aktuell zu kühl ist und ständig regnet, weiß auch schon niemand mehr, dass der Juni eigentlich richtig schön gewesen ist mit 20 Tagen über 25 und sogar einigen Spitzen mit 34 Grad. Das Urteil von Yannick Garbe fällt für die aktuelle zweite Jahreszeit deshalb auch eher moderat aus: „Man kann eigentlich von einem durchschnittlichen europäischen Sommer sprechen.“

Und wer weiß, vielleicht hat auch der August noch eine Überraschung für uns parat.