Das Interesse an der Dorfplatz-Einweihung ist groß gewesen – die Stimmung ausgelassen. Foto: Werner Kuhnle

Der neue Dorfplatz ist offiziell eingeweiht. Rund 250 Bürger wohnen Feierlichkeiten bei. Ortsvorsteher Friedrich Link spricht von einem schönen, historischen Jahrhunderttag.

Großbottwar-Winzerhausen - Schöner hätten sich die Beteiligten die Einweihung der neuen Dorfmitte in Winzerhausen am spätsommerlichen Freitagnachmittag wohl nicht erträumen lassen. Die Sonne strahlte vom nahezu wolkenlosen Himmel herab, die aufgestellten Biertischgarnituren waren in Windeseile besetzt, viele weitere Bürger suchten in zweiter Reihe eigens einen Schattenplatz auf. Und dank der angenehmen Temperaturen machte sogar ein Eiswagen Halt. „Welch ein schöner historischer Jahrhunderttag“, machte der Ortsvorsteher Friedrich Link deutlich. Der Anlass der Feierlichkeiten war schließlich ein besonderer: „Ich freue mich, mit Ihnen allen den ersten Dorfplatz in der Geschichte Winzerhausens einzuweihen.“

Entsprechend feierlich verlief die einstündige Zeremonie, nach der viele der rund 250 gekommenen Bürger noch länger auf dem neu gestalteten Platz verweilten. Die Stadtkapelle Großbottwar spielte auf – passend zum neuen Wasserspiel unter anderem mit dem Titel „Am Brunnen vor dem Tore“. Der Männerchor des TGV Winzerhausen besang feierlich das Bottwartal als Heimat und forderte gesanglich dazu auf, das Glas zu ergreifen und anzustoßen. Die Jungen und Mädchen des Kindergartens trugen außerdem mit den passenden Handbewegungen ein eigens geschriebenes Gedicht vor, das den Ablauf der Bauarbeiten in Winzerhausen beschrieb und mit dem Vers endete: „Ein neuer Dorfplatz wird gemacht, damit sich jeder freut und lacht.“

Freude war auch Bürgermeister Ralf Zimmermann ins Gesicht geschrieben. Er sprach von einem „besonderen Tag“, schließlich sei die neue Mitte Winzerhausens „auch richtig gut geworden“. Er sprach die Hoffnung aus, dass der Platz lange in dieser Form erhalten bleibe und dankte den Beteiligten an Planung und Bau, insbesondere den Landtagsabgeordneten Fabian Gramling (CDU) und Daniel Renkonen (Grüne). Immerhin kommen 450 000 Euro der Gesamtkosten in Höhe von 750 000 Euro aus dem Landessanierungstopf. Auch Ortschafts- und Stadträte waren in großer Zahl erschienen.

Christoph Hirschmüller, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, gratulierte Winzerhausen zur neuen Dorfmitte und regte die Bürger dazu an, sie als Begegnungsstätte anzusehen. Man solle sich gegenseitig ansprechen, und ist man sich bis dahin auch fremd. „Der eine wird hierher kommen, weil er einsam ist. Der andere, weil er sich von zu Hause ablenken möchte. Und wieder ein anderer, weil er einfach schöne Stunden genießen will.“ Hier sei es, wie beim barmherzigen Samariter, wichtig, nicht aneinander vorbei-, sondern aufeinander zuzugehen. „Nur wenn uns diese Herausforderung gelingt, hat sich auch jeder Cent für diesen Platz gelohnt.“ Pfarrer Pius Angstenberger von der katholischen Kirchengemeinde sprach den dazu passenden Segen aus.

Norbert Neuser von der Kommunalentwicklung, der die Stadt Großbottwar berät, verdeutliche das Ziel der Dorfmitte: „Das Leben soll hierher zurückgeholt werden.“ Heißt: Es solle einen ansprechenden Mittelpunkt geben, der die Gemeinschaft und Identität stärke sowie die Grundversorgung aktiviere. Die Ortsmitte Winzerhausen sei schließlich „tot und ausgestorben“ gewesen, angrenzende Häuser teils nicht mehr bewohnbar. „Das hier war ein Musterbeispiel, welche Mängel eine Ortsmitte haben kann“, verdeutlichte Neuser weiter, der die seit 2007 in Angriff genommenen Sanierungsschritte im Dorf als eine „Erfolgsgeschichte“ einstufte.

Die Bürger zeigten sich glücklich über ihre neue Mitte und stießen miteinander an – mit dem von Ortsvorsteher Friedrich Link spendierten Rio Secco. Zur Feier des Tages verlangte die Stadtverwaltung für Essen und Getränke je nur einen Euro. Dazu wurde auch das bereits jetzt sehr beliebte Wasserspiel angeschaltet.