Was macht für Sie das Weihnachtsfest aus? Foto: Archiv (fotolia)

Egal, wie jeder für sich Weihnachten feiert – über allem steht etwas, das sonst leider oft zu kurz kommt.

Bottwartal - Heiligabend und Weihnachten – das sind bestimmt nicht nur für mich drei Tage, die sich vom übrigen Jahr grundlegend unterscheiden. Drei Tage, an denen mein Horizont kaum über die vier Wände hinausreicht, in denen ich ruhige, heitere Stunden mit der Familie verbringe. In denen die roten Wachskerzen am Weihnachtsbaum langsam herunterbrennen. In denen Gesellschaftsspiele aus dem Schrank geholt werden. In denen Hausmusik erklingt. In denen ich mal wieder mehr Gutsle nasche, als ich mir vorgenommen hatte. Alles ist heimelig. Das Handy bleibt wie selbstverständlich drei Tage lang links liegen – und ich vermisse nicht mal den Blick darauf. Was heutzutage ja was heißen will.

Andreas HenningsJeder hat eine eigene Vorstellung vom Fest
Der begrenzte Horizont erweitert sich nur kurz an Heiligabend, wenn der örtliche Musikverein, in diesem Fall in Murr, durch die Straßen zieht und aufs Fest einstimmt. Und beim Kirchenbesuch, bei dem man Jahr für Jahr auf demselben Platz sitzt, die selben Sitznachbarn hat, nach dem Gottesdienst mit denselben Menschen ein Schwätzchen hält. Manche von ihnen hat man das ganze Jahr über nicht gesehen. Und trotzdem versteht man sich auf Anhieb wieder.

Jeder hat freilich seine eigene Vorstellung vom Fest. Seine Rituale. Seine Lieder. Nicht nur bei uns, sondern in aller Welt. Das wurde beim Marbacher Weihnachtsmarkt so schön deutlich, als der Chor der Internationalen Klasse des Gymnasiums Weihnachtslieder aus aller Welt schmetterte. Ob auf Bulgarisch, Chinesisch oder Spanisch. Auch sonst feiert jeder anders: In Lateinamerika zieht man wie Maria und Josef von Haus zu Haus. In Australien picknickt man am Strand. In den USA, in denen ich vor zehn Jahren Weihnachten feiern durfte, leuchten ganze Wohnviertel auf. Vor Augen habe ich noch all die Lichterketten, die an Haus, Fenstern, Bäumen, ja selbst an Dachgauben und am vor der Garage parkenden Auto angebracht sind – und im Takt der Weihnachtslieder blinken, die über Lautsprecher die Nachbarschaft beschallen. Auf Dächern erleuchten metergroß das Peace-Zeichen und „Merry Christmas“. Und ja, ich empfand das als kitschig – aber, nachdem ich mich darauf eingelassen hatte, auch als festlich. Und es gab ja noch den wahrlich mitreißenden Gospel, der in der Kirche inmitten des Viertels gesungen wurde.

Frieden und Menschlichkeit
Das Fest begeht zwar jeder anders. Über allem steht nach der hektischen Adventszeit aber eben doch Gemeinschaft, Frieden, Besinnung, Menschlichkeit. Das verbindet, und es ist schade, dass all das oft nur an Weihnachten derart im Mittelpunkt steht. Auch Sie, liebe Leser, werden für die nächsten Tage ihre Rituale haben. Mal klassisch traditionell, mal modern. Wie sie auch sind: Ich wünsche Ihnen schon jetzt viel Freude beim Ausleben!