Auftakt im Januar 2020: Das Konzept kam von Anfang an gut an. Foto: Archiv (Sandra Brock)

Das Projekt ist auf der Erfolgsspur, kann aber derzeit noch ein paar helfende Hände gebrauchen.

Benningen - Die Bilanz der Aktion „Wengerter auf Probe“ in Benningen kann sich sehen lassen. 1,7 bis zwei Hektar Weinberge wurden gerettet, schätzt Martin Heim, einer der Initiatoren des Projekts. „Das sind Stückle in den Steillagen, die sonst kaputtgegangen wären.“

Grundsätzlich ist Wengerter auf Probe also auf einem guten Weg, was die Erhaltung der jahrhundertealten Kulturlandschaft am Neckar angeht. Immerhin wächst auch die Zahl der Teilnehmer stetig. Allerdings: Jüngst sind zwei Nachwuchs-Wengerter aus privaten beziehungsweise gesundheitlichen Gründen ausgefallen, die auch noch die größeren Weinberge bewirtschaftet haben.

Rund 35 Ar Fläche werden gerade frei

Heißt: Von jetzt auf gleich brauchen rund 35 Ar Fläche neue Hände, die sich um sie kümmern. „Wenn man das jetzt ein Jahr einfach liegen lässt, sind bis zu 80 Prozent kaputt“, sagt Martin Heim. Natürlich könne man die Reben danach wieder aufpäppeln, weiß der Fachmann. „Aber es ist einfacher und besser, wenn die Pflege nahtlos übergeht.“

Die Neuen müssten aber selbstredend nicht gleich ein riesiges Stückle übernehmen, betont Martin Heim. Etwa vier bis sechs Ar sind die Teilflächen groß. „Wir wollen, dass jeder mit einen kleinen, überschaubaren Grundstück startet“, erklärt er. Denn die Freude an der Sache müsse im Vordergrund stehen. Wenn man zu Beginn gleich vor einem unübersehbaren Haufen Arbeit in einem riesigen Wengert stehe, sei das schlichtweg nicht möglich.

Erhalt der Steillagen steht im Fokus

Heim weiß, wovon er spricht. Immerhin läuft Wengerter auf Probe schon zwei Jahre lang in Benningen erfolgreich. Um etwas für die Erhaltung der wertvollen Steillagen zu tun, hatten Martin Heim und Werner Widmaier, unterstützt durch die Gemeinde, damals das Projekt ins Leben gerufen. Gesucht waren und werden auch jetzt Menschen, die Lust haben, sich zunächst ein Jahr lang um ein Stückle zu kümmern. Vorkenntnisse braucht man keine. „Wir nehmen alle an der Hand“, erklärt Martin Heim. Es gibt monatliche Unterweisungen in der Theorie, der Rest ist Learning by doing im Wengert. „Jeder bekommt die jeweiligen Tätigkeiten direkt in seinem Wengert gezeigt und erklärt – und bei Fragen sind wir jederzeit ansprechbar.“

Und so geht es Schritt für Schritt durchs Weinjahr: Vom Rebschnitt über das Heften, vom Trockenmauerbau über die Rebveredlung, von der Bodenbearbeitung über den Rebschutz bis zur Lese und schließlich zum eigenen Wein.

Interessierte können sich im Rathaus melden

Begonnen hatte die Gruppe Anfang 2020 mit knapp 20 Nachwuchs-Wengertern, die im darauffolgenden Jahr allesamt bei der Stange blieben. Hinzu kamen weitere 14 Interessierte, die nun ihre Stücke in den Steillagen bearbeiten. Leute aus der ganzen Umgebung, die jüngsten unter 30, die ältesten mehr als 70 Jahre alt. „Das ist eine richtig tolle Gruppe, da sind echte Freundschaften entstanden“, schwärmt Martin Heim. Und noch schöner: Sie alle tun etwas für seine Herzensangelegenheit, die Erhaltung der Benninger Steillagen am Neckar.

Wer bei Wengerter auf Probe in Benningen mitmachen oder Informationen zu dem Projekt möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0 71 44 / 9 06 50 ans Rathaus der Neckargemeinde wenden.