Joscha, Silke und Hartmann Dippon (von rechts) freuen sich über und an dem neuen Eventraum, der auch angemietet werden kann. Foto: Werner Kuhnle

Das Schlossgut Hohenbeilstein bewirtschaftet seine Weinberge seit 30 Jahren ökologisch. Jetzt hat die Familie einen Eventraum gebaut. Das zweite Standbein ist auch eine Reaktion auf die Probleme in der Branche.

Hartmann Dippon ist ein Mann der ersten Stunde. Er zählt zu den Pionieren des Bioweinbaus in Baden-Württemberg. 1992 stellte er das Schlossgut Hohenbeilstein auf ökologischen Anbau um. Zum 30-jährigen Bestehen gibt es ein neues Projekt – den Einstieg in die Gastronomie.

Bioweine weiter im Trend

Nach Hartmann Dippon hat nun Sohn Joscha das Sagen im idyllisch gelegenen Weingut hoch droben auf dem Beilsteiner Burgberg. Auch der ist überzeugter Bio-Winzer. Der Trend vom konventionellen zum biologischen Weinbau besteht für die Dippons ungebrochen. Die Genossenschaften hätten ebenfalls immer mehr Biolinien im Sortiment. „Irgendwann sind Bioweine normal, und die konventionellen sind die Ausnahme“, sagt Dippon. Dass die Landesregierung dies forciert, freut ihn. Bis 2030 soll die biologisch betriebene Landwirtschaft und damit Weinwirtschaft 30 Prozent der Gesamtfläche ausmachen. So ist es im Biodiversitätsstärkungsgesetz verankert.

Bei Hermann Hohl, dem Präsidenten des Württembergischen Weinbauverbandes, klingt die Freude verhaltener. Biologischer Weinbau gehe unter anderem – siehe 2021 – mit einem hohen Risiko von Ertragsausfällen einher. Das spiegele sich in höheren Preisen wider. „Die Verbraucher und Verbraucherinnen entscheiden mit ihrer Kaufentscheidung und Zahlungsbereitschaft, ob sie die Ausweitung des regionalen Bioweinbaus forcieren.“

Württemberg zählt unter den Anbaugebieten bei den Bioweinen zu den Spitzenreitern. 9579 Hektar sind 2020 bundesweit biologisch bewirtschaftet worden. Das macht mittlerweile knapp zehn Prozent der Gesamtrebfläche aus. Im Ländle werden 1501 Hektar von 244 Betrieben bewirtschaftet. Nur Rheinland-Pfalz steht besser da.

Kostenexplosion trifft auch die Winzer

Hartmann Dippon kann die Geschichte über den teuren Biowein indes nicht mehr hören. „Es gibt teuren Biowein und teuren konventionellen Wein“, stellt er klar. Allerdings spüre die Branche bei den Kunden derzeit die Angst vor Inflation, dem Krieg und der Energiekrise. „Der Endverbraucher ist vorsichtig.“

Und gleichzeitig haben die Weinmacher selbst mit Kostensteigerungen zu kämpfen, die nicht in Gänze an den Verbraucher weitergegeben werden können. Der Preis für eine Glasflasche ist von 25 Cent auf 45 Cent gesprungen. Bei einem Betrieb wie dem Schlossgut Hohenbeilstein macht das ruck, zuck 20 000 Euro aus. Und für die Pellets bezahlten die Dippons pro Tonne vor einem Jahr noch 200 Euro, jetzt sind es 700 Euro. Auch die Kartonagen und Aluminiumverschlüsse sind teurer geworden. Der Branche, sagt Hartmann Dippon, geht es schlecht. „Viele Betriebe geben auf.“

Eventraum kann angemietet werden

Im Schlossgut Hohenbeilstein ist das keine Option. Stattdessen setzt man auf Expansion im weitesten Sinn. Neben dem Weinbau steigt die Familie in die Gastronomie ein. Im Sommer wurde der neue Eventraum „bei Dippon’s“ eröffnet. Zwei Jahre lang dauerte der Umbau der alten Kelter. Herausgekommen ist ein Raum, der Moderne und Tradition verbindet, mit vielen Details. Ein alter Zapfhahn als Türgriff, eine Holzdecke, die ein Kreuzgewölbe nachempfindet, Tische aus gebrauchten Eichendauben, also jene Längshölzer, aus denen Weinfässer hergestellt werden.

Der neue Raum, in dem 60 Leute Platz finden, wird für eigene Veranstaltungen genutzt, kann aber auch für Firmen-Events oder private Feiern gemietet werden. Mittelfristig soll es auch eine regelmäßige Bewirtung als eine Art Besenwirtschaft geben – modern interpretiert versteht sich. Eine professionell ausgestattete Küche ist da.

Professionelle Küche ist da

„Wir haben uns bewusst für dieses zweite Standbein entschieden“, erzählt der Senior. „Uns geht es als Weingut gut, aber natürlich fragt man sich angesichts der Entwicklungen auch wohin die Reise geht. Der Raum ist mit eine Reaktion darauf.“

Platz für 60 Personen

Bio-Weinbau
Der Anteil ökologisch bewirtschafteter Rebflächen macht bundesweit rund zehn Prozent aus. 2016 waren es noch sieben Prozent, 2010 fünf Prozent.

Eventraum
Im neuen Eventraum haben 60 Personen Platz. Das Weingut arbeitet mit vier Caterern aus der Region zusammen. Die voll ausgestattete Küche kann mit gemietet werden. Weinproben und Weinbergführungen können ebenfalls dazu gebucht werden.