Damit keine Missverständnisse aufkommen: Das ist der Bauwagen des Waldkindergartens in Prevorst – der Naturkindergarten der Spielbude durfte seinen noch nicht aufstellen. Foto: /avanti

Die Spielbude wartet für ihren Naturkindergarten in Oberstenfeld viele Monate auf eine Baugenehmigung des Landratsamtes.

Oberstenfeld - Was macht eine gute Weihnachtsgeschichte aus? Ganz klar: Das Drama um eine Geburt und eine nicht vorhandene Herberge. Stoff für eine solche Story liefert ganz aktuell Oberstenfeld. Der Verein Spielbude – und mit ihm zehn Kinder – wartet nämlich schon seit Monaten auf einen Bauwagen für seinen neuen Naturkindergarten Grashüpfer. Dabei handelt es sich offenbar wie vor 2021 Jahren in Betlehem um eine eher schwere Geburt: Das Landratsamt Ludwigsburg erteilte lange Zeit keine Baugenehmigung. Mittlerweile klirrt die Kälte. Ob es ein Happy End wie in Krippe und Stall gibt, erfährt der Leser aber erst am Ende dieser kleinen Weihnachtsgeschichte.

Wärmendes Refugium im evangelischen Gemeindehaus gefunden

Bekanntlich fanden einst die hochschwangere Maria und ihr Mann Josef während einer Volkszählung keine Unterkunft und mussten in Bethlehem in einem Stall übernachten. Vermutlich war es am 24. Dezember des Jahres 0 kühl und zugig, aber die Geschichte ging noch mal gut aus. In Oberstenfeld fanden die Kinder zwischenzeitlich im Gronauer evangelischen Gemeindehaus ein wärmendes Refugium gegen Regen und Kälte. Der Verein Spielbude durfte jedoch auf der Wiese bei Gronau keinen Bauwagen aufstellen. Nur mit einer vorläufigen Betriebserlaubnis konnte der Verein wenigstens zehn statt wie geplant 20 Kinder aufnehmen – und damit der Gemeinde helfen, den Rechtsanspruch auf einen Platz zu erfüllen.

Schwierige Kommunikation mit dem Landratsamt

Am Bemühen fehlte es nicht. So wie Maria und Josef mehrfach wegen einer Beherbergung anklopften, reichten Spielbude und Gemeinde einige Unterlagen nach, die das Landratsamt Ludwigsburg unter anderem wegen eines angrenzenden Landschaftsschutzgebietes anforderte. „Wir wollten auf einer anderen Wiese beginnen, das Landratsamt hat uns jedoch immer wieder Fragen zu Wegerechten gestellt, – aber nie gesagt, welche Rechte wir bräuchten, um den Kindergarten dort betreiben zu können“, sagt Verena Kröner, Geschäftsführerin der Spielbude. Den ersten Antrag habe man am 15.  Dezember vor einem Jahr gestellt, Mitarbeiter des Landratsamtes seien für Rückfragen schwer erreichbar gewesen.

Ein Oberstenfelder Rat hält den langen Verwaltungsprozess für untragbar

Als kürzlich der Oberstenfelder Gemeinderat das letzte Mal vor Weihnachten tagte, war die Baugenehmigung immer noch nicht erteilt. Der Förster und Freie-Wähler-Rat Michael Sommer griff als kritischer Engel zur verbalen Posaune. Seiner Meinung nach sei ein solcher Verwaltungsprozess, der „eine Ewigkeit dauere“, „unglaublich und für mich untragbar“, er grenze an „Verwaltungsversagen“ und könne von der Gemeinde so nicht akzeptiert werden. Schließlich handele es sich um Kinder und nicht um irgendeinen Bauantrag, durch den ein Gebäude errichtet werde. „Die Kinder haben keinen Bauwagen, und die Temperaturen sind entsprechend schlecht.“

Kritik auch vom Bürgermeister und der Kindergartenfachberaterin

Den Posaunenschall des Engels hörte der leitende Schäfer, pardon, der Oberstenfelder Bürgermeister Markus Kleemann, der im Gemeinderat bestätigte: Die Kommune habe sich seit Frühjahr bemüht, die Nachforderungen des Landratsamtes seien „schwammig“ gewesen. Es sei nie aufgezeigt worden, wie es weitergehen könne. Auch die Kindergartenfachberaterin Silke Gustmann sprach von einem „extremen Bemühen“ beim Bauantrag und dem Wunsch nach einer schnelleren Bearbeitung.

Der Dezernent im Landratsamt weist die Vorwürfe zurück

Wie viele Stunden die Schäfer zur Krippe in Bethlehem unterwegs waren ist nicht überliefert. Und heute? Die Zeit bis zur Baugenehmigung sei nicht übermäßig lang gewesen, teilt der zuständige LRA-Dezernent Christian Sußner auf Nachfrage mit. Zunächst sei ein Grundstück genannt worden, das für eine Baugenehmigung nicht in Frage komme – der Antrag sei zurückgezogen worden. Die Umplanungen für die zweite Variante seien nur zeitverzögert geliefert worden.

Ein „Verwaltungsversagen“ habe es nicht gegeben, man sei zeitnah auf die Planungen eingegangen. So habe der Naturschutz der Behörde Ende August mitgeteilt, dass Stellplätze im Landschaftsschutzgebiet und eine gebietsuntypische Einzäunung nicht genehmigungsfähig seien. „Zusätzlich fehlten ein Pflanzplan und Farb- und Materialangaben zum Bauwagen.“ Nach weiteren telefonischen und schriftlichen Beratungen im September und Oktober sei die endgültige Planung am 16.  November fertiggestellt worden. Die Baugenehmigung wurde laut Sußner dann am 16. Dezember versandt.

Weihnachtlicher Friede kann noch nicht einkehren

Mit dem Ja des Landratsamtes dürfte die Geburt endlich bewältigt sein, und die Kinder könnten sich im Januar über einen Bauwagen – wie einst Caspar, Melchior und Balthasar – königlich freuen. Doch dieses Weihnachtswunder scheint sich unerwarteterweise nun doch nicht ereignen zu können. Wie der Spielbude-Vorstand am Donnerstagmittag telefonisch mitteilte, habe die Behörde zwar die Baugenehmigung erteilt, aber an die Bedingung geknüpft, zwei Flurgrundstücke über eine Baulast miteinander zu verbinden. „Wir müssen unseren Verpächter informieren, der die Baulast eintragen müsste“, sagt die Zweite Vorsitzende Martina Sommermann, die wieder ein längeres Verfahren befürchtet.