Ein Glückstreffer, auf den die meisten noch vergeblich hoffen: ein Impftermin. Foto:  

Die Vergabe von Impfterminen soll trotzdem ab dem kommenden Montag erleichtert werden.

Affalterbach - Die Kritik von Affalterbachs Bürgermeister Steffen Döttinger gegen Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung war deutlich: „Man lässt die über 80-Jährigen beim Impfen allein“, schimpfte er. Es könne nicht sein, dass die Senioren beim Bemühen um einen Impftermin stundenlang in der Warteschleife hingen. „Das müssen wir doch besser organisiert kriegen“, meinte er. Als ein Hauptproblem benannte er aber auch, dass man vor dem Impfstart viel zu hohe Erwartungen geweckt habe. „Die Kreisimpfzentren waren bereit, aber keiner hat gesagt, es könnte eng werden.“ Und daran würden auch Broschüren nichts ändern, spielte er auf die seit vergangenen Freitag laufende Informationsverteilung per Hauswurfsendung an. Auch bei ihm liefen Beschwerden ein, „aber diesen Schuh ziehe ich mir nicht an. An der Situation ist das Land schuld, nicht die Gemeinde.“

Florian Mader, Pressereferent beim Sozialministerium, weist die Kritik im Hinblick auf die Organisation indes zurück: „Wir verwalten auch nur den Mangel.“ Eine Million Menschen im Land seien derzeit impfberechtigt, zur Verfügung stünden jedoch pro Tag nur 7000 Impfdosen, benennt er das Missverhältnis konkret. Es sei verständlich, dass es da zu Frust komme; „den teilen wir“, so Mader weiter. Doch schalte man den Impftermin eben erst dann frei, wenn die Impfdosis tatsächlich angekommen sei.

Dennoch hat das Sozialministerium am Dienstag bekannt gegeben, dass das Verfahren nun doch für die Zeit, in der Impfstoffmangel herrscht, erleichtert werden soll. Wer einen Impftermin haben möchte, kann bei einem Anruf unter der der 116 117 seine Kontaktdaten hinterlassen und wird zurückgerufen, sobald Impfstoff da ist und damit ein Impftermin verfügbar. Auch sonst solle noch an einigen Stellschrauben gedreht werden, sagt Pascal Murmann, Pressesprecher des Sozialministeriums. Nähere Details dazu sollen aber erst am Freitag verkündet werden.

Bei der Hotline selbst dauere es übrigens gar nicht so lange, bis man durchkomme, betonte Mader. „Die offizielle Statistik zeigt, dass die Wartezeit unter einer Minute beträgt.“ Probleme seien nur deshalb entstanden, weil wegen des Impfstoffmangels mehrfache Anrufe nötig gewesen seien, um einen Termin zu bekommen. Das wird sich nun ändern. Allerdings betont Maders Kollege Murmann: „Die Erwartungen sollten trotzdem nicht zu hoch sein. Weil nicht genügend Impfstoff da ist, kann es dauern, bis der Rückruf kommt.“ Im Kern sei das Problem ja nicht gelöst.

Für Andreas Fritz, den Pressesprecher des Landratsamts, beruht die Kritik des Affalterbacher Rathauschefs ebenso wie die vieler anderer auf einem Missverständnis: „Viele Menschen denken, wir seien für die Terminvergabe zuständig. Das ist aber nicht so.“ Sobald der Impfstoff an den Landkreis geliefert worden sei, melde man die Zahl der möglichen Impftermine an die bundesweite Terminvergabe zur Bearbeitung. Der Betrieb in den Kreisimpfzentren jedenfalls laufe „ganz hervorragend“, betont Fritz. Man hätte dort auch eine viel größere Kapazität: „Wir könnten pro Tag rund 2500 Menschen impfen. Der Impfstoff reicht aber derzeit nur für 106 Personen am Tag.“ Bei den mobilen Impfteams des Robert-Bosch-Krankenhauses, die inzwischen im Landkreis Ludwigsburg im Schnitt täglich rund 80 Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen impfen, ist nicht wegen Impfstoffmangels, sondern zeitlich nicht mehr möglich, teilt eine Sprecherin mit.

Landratsamtssprecher Fritz erklärt auch, warum es sinnvoll ist, wie in Baden-Württemberg die Hälfte des Impfstoffs für die zweite Dosis zurückzuhalten: „Manche Experten warnen, eine verspätete zweite Impfung könnte die Gefahr für Mutationen erhöhen.“ Zu diesen Experten gehören unter anderem die ständige Impfkommission Deutschlands und die Europäische Arzneimittelbehörde. Die WHO meint, in Ausnahmefällen sei eine Verzögerung der zweiten Impfung möglich.