Gibt es ein zu viel und ein zu wenig beim Klimaschutz? Die Analysen laufen. Foto: dpa/Sven Hoppe

Der Christdemokrat Ralf Trettner fordert eine stärkere Öffnung seiner Partei für Umweltfragen, der Grüne Tayfun Tok erkennt eine Verengung.

Kreis Ludwigsburg - Aufseiten der CDU ist das Bedauern über die Wahlschlappe groß. „Wir waren gewohnt, über 40 Prozent zu haben und landen jetzt deutlich unter 30 Prozent“, sagt Ralf Trettner, Pleidelsheimer Bürgermeister und Vorsitzender der CDU-nahen Kommunalpolitischen Vereinigung im Kreis Ludwigsburg. Wichtig sei, dass es im Wahlkreis Neckar-Zaber gelungen sei, das Direktmandat zu erlangen. Dennoch handele es sich mit 25 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis um einen „traurigen Tag“ – die Partei müsse sich thematisch breiter aufstellen, dazu zähle auch, sich stärker für Fragen des Klimaschutzes zu öffnen.

Zur Personalie Armin Laschet will sich Trettner nicht äußern: „Zunächst muss eine stabile Regierung gebildet werden.“ Eine Koalition mit drei, statt zwei Beteiligten sei jedoch „einfach Mist“. Die Inhalte von Grünen und FDP lägen zu weit auseinander. Koalitionen mit einem starken und einem schwachen Partner seien stabiler.

FDP beansprucht Kompetenz in Klimaschutz und Wirtschaftsfragen

Auf einem klaren Konsolidierungskurs sieht Rolf Lutz, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Oberstenfeld, die Sozialdemokraten mit 22,3 Prozent im Wahlkreis. Der staatsmännisch wirkende Olaf Scholz habe Wähler angezogen, doch sei dies nicht alles, denn die SPD, die sich von jeher für mehr soziale Gerechtigkeit einsetze, sei vor allem deshalb gewählt worden. Der Wahlkreis Neckar-Zaber sei für die Sozialdemokraten kein leichtes Pflaster, da dort eine soziologische Mitte wie in größeren Städten fehle. Man müsse nun die Koalitionsverhandlungen abwarten.

Zufrieden mit dem Ergebnis von 16,6 Prozent im Wahlkreis Neckar-Zaber ist Paul Wien, Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Marbach-Bottwartal. „Wir sind personell einfach konstant vor Ort“, sagt der Großbottwarer Stadtrat, der den Erfolg seiner Partei darauf zurückführt, wie die Grünen auch Erstwähler erreicht zu haben. „Die FDP wird von jungen Menschen gewählt, die neben dem Klimaschutz eine persönliche wirtschaftliche Perspektive suchen.“ Bundesweit habe er sich aber mehr erhofft.

Grünen-Abgeordneter fordert mehr thematische Breite

Das mäßige Zweitstimmen-Ergebnis der Grünen von 15,7 Prozent im Wahlkreis Neckar-Zaber führt Tayfun Tok, Landtagsabgeordneter der Grünen im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen, auf eine möglicherweise zu starke Verengung auf den Klimaschutz zurück. „Wir wollten mehr erreichen“, sagt der Murrer Gemeinderat. So schafften die Grünen ausgerechnet in seiner Heimatgemeinde nur ein noch einmal unterdurchschnittliches Zweitstimmen-Ergebnis von 12,8 Prozent. „In der Zuspitzung haben sich viele für den Lokalmatador Thomas Utz von der SPD entschieden.“ Er denke, dass die Grünen die großen Wählerschichten nicht erreicht haben und stärker in die Breite der Gesellschaft hätten hineinhören müssen. „Die SPD hat sich zum Beispiel die Wohnungsnot zum Sternchenthema gemacht.“

Die AfD verlor im Wahlkreis Neckar-Zaber drei Prozent und erreichte 10,1 Prozent. „Wir haben eine feste Kernwählerschaft und sind nicht mehr zu verdrängen“, sagt der AfD-Kreisvorsitzende Martin Hess. Der Verlust von drei Prozent könne ihn aber nicht zufrieden stimmen, und man müsse aus den Analysen die richtigen Schlüsse ziehen.

Linken-Ortschef sieht seine Partei als Opfer des Scholz-Effekts

Walter Kubach, Vorsitzender des Linken-Ortsverbandes Marbach-Bottwartal, sieht die Linken im eher konservativ geprägten Wahlkreis Neckar-Zaber von jeher in einer schwierigen Position. „Wir haben unsere Wähler zwar erreicht, aber ein Großteil hat taktisch gewählt“, sagt der Mundelsheimer angesichts 2,6 Prozent der Zweitstimmen. Viele Linken-Wähler hätten für Olaf Scholz und die SPD votiert, weil sie eine konkrete Chance auf einen Politikwechsel sahen, während in ihren Augen eine Stimmabgabe für die kleineren Linken zu verpuffen drohte.

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