Zwischen Marbach und Beilstein hat es von Ort zu Ort durchaus gravierende Unterschiede bei der Wahl gegeben. Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die Christdemokraten holen außer in der Schillerstadt trotz hoher Einbußen stets die meisten Stimmen. Hinter der SPD sind die FDP und die Grünen fast gleichauf, während die AfD an Prozenten verliert.

Marbach/Bottwartal - Die Bürger haben mit der Stimmenabgabe ihren Teil zur Bundestagswahl beigetragen. Jetzt liegt’s an den Parteien, eine Regierung zu bilden. Für die Frage, welche Signale sie dafür aus Marbach und dem Bottwartal erhalten haben, werfen wir einen Blick auf das Verbreitungsgebiet:

CDU Wie fast alle Wahlkreise in Baden-Württemberg färbte sich die Landkarte am Sonntagabend auch in Neckar-Zaber schwarz. Mit 25,0 Prozent holten die Christdemokraten hier die meisten Zweitstimmen – jedoch mit einem satten Minus von 7,9 Prozent gegenüber der Wahl 2017. Besonders deutlich wird diese Abwärtsspirale etwa an der Hochburg von vor vier Jahren, Mundelsheim: Hier stürzte die CDU von 40,4 auf 28,6  Prozent ab. Die höchste Prozentzahl erreichten die Christdemokraten diesmal in Oberstenfeld (30,7), die mit Abstand niedrigste in Marbach (21,9). In der Schillerstadt beträgt das Minus 9,0 Punkte.

SPD Dem Bundestagskandidaten Thomas Utz ist es offenbar gelungen, in seiner Heimatgemeinde Murr einige Wähler auch zur Zweitstimme für die SPD zu animieren. Mit 24,4 Prozent holte sie hier das beste Ergebnis, dicht gefolgt von Steinheim (24,1). In Marbach reichte es immerhin für 23,8 Prozent – die Kommune ist mit einem Plus von 5,8 Prozent die einzige im Verbreitungsgebiet, in der die SPD die CDU sogar überholte. In den genannten Städten und Gemeinden blieben die Sozialdemokraten also jeweils über dem Wahlkreis-Ergebnis von 22,3 Prozent (plus 5,8 Prozent). Anders sieht es in Mundelsheim aus, wo sie knapp unter der Marke von 20 Prozent landeten und ihr schlechtestes Ergebnis holten. Ihre Prozentpunkte in der Neckargemeinde konnten sie damit gegenüber 2017 aber trotzdem fast verdoppeln. In Kirchberg im Nachbarwahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd reichte es der SPD nur zu 18,4 Prozent.

Grüne Ein Kuriosum vorneweg: Ausgerechnet in der Gemeinde Murr, aus der der Landtagsabgeordnete Tayfun Tok stammt, kassierten die Grünen ihr schlechtestes Ergebnis. 12,8 Prozent stimmten hier für die Partei, die im Wahlkreis auf 15,7 Prozent kam und sich damit um 2,6 Prozent verbesserte. In Oberstenfeld (13,2) und Großbottwar (13,8) schnitten die Grünen ebenfalls unterdurchschnittlich ab. Verlassen konnten sie sich hingegen vor allem auf ihre Wähler in Marbach. Mit 20,7 Prozent und einem durchaus bemerkenswerten Plus von 5,1 waren die Grünen hier sogar nah dran, die CDU auf Platz drei abrutschen zu lassen. Auch in den beiden weiteren S-Bahn-Gemeinden Benningen (19,2) und Erdmannhausen (18,3) fanden die Grünen viele Wähler.

FDP Mit 16,6 Prozent (plus 1,9) erreichten im Wahlkreis die Liberalen vor den Grünen Treppchenplatz drei – und eben auch ein deutlich besseres Resultat im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Was sicherlich mit auf die mittelständische Struktur der Orte hier zurückzuführen ist. Als Hochburgen erwiesen sich Beilstein (19,8) und Affalterbach (18,1) – in beiden Kommunen liegt die FDP damit etwa einen Prozentpunkt über dem Ergebnis von 2017. Am schlechtesten schnitt die Partei hingegen mit 14,3 Prozent in Marbach ab, was aber immerhin ein Plus von knapp 2 Prozentpunkten bedeutet. In Kirchberg erzielte die FDP nur 13,8 Prozent.

AfD Die selbst ernannte Alternative rutschte im Wahlkreis um 3 auf 10,1 Prozent der Stimmen ab. Exakt dieselbe Prozentzahl erreichte die Partei in Großbottwar. Auch in Beilstein wurden gerade so die zehn Prozent geknackt. In beiden Städten fällt das Resultat damit aber rund 2 Prozentpunkte niedriger als vor vier Jahren aus. Mit einem Wert von 7,5 erhielt die AfD in Benningen am wenigsten Zuspruch, in Marbach kam sie nur auf 8,0. Auffällig: In Erdmannhausen, wo die Partei bei der vorherigen Wahl auf mehr als 14 Prozent gekommen war, ging es runter auf 8,3. Auch in der bisherigen Hochburg Kirchberg im Nachbarwahlkreis verlor die AfD deutlich: von 18,2 auf 13,7 Prozent.

Linke War die Linke vor vier Jahren im Wahlkreis noch auf 5,3 Prozent gekommen, halbierte sich jetzt ihr Stimmenanteil auf 2,6. In diesem Bereich pendeln sich auch die Ergebnisse im Verbreitungsgebiet ein. Einzig in Marbach und Erdmannhausen steht eine Drei vor dem Komma, in Affalterbach und Beilstein dafür sogar nur eine Eins.

Erststimmen wurden im Verbreitungsgebiet

Klares Votum
Im Verbreitungsgebiet hatte Fabian Gramling (CDU), neuer Abgeordneter des Wahlkreises, überall die Nase vorn. Mit Ausnahme von Murr, Heimatort von Thomas Utz (SPD), wo er Gramling um 1,8 Punkte überflügelte. Das gelang ihm sonst nur in Leingarten. Anders in Mundelsheim: Hier holte Gramling (37,5 Prozent) doppelt so viele Stimmen wie Utz.

Verfolger
Dahinter belegte stets Lars Schweizer von den Grünen Rang drei – auch mit Ausnahme von Murr, wo ihn Marcel Distl (FDP) überflügelte. In Marbach kam Distl hingegen nur auf 9,9 Prozent. Zum Vergleich: Lars Schweizer erreichte hier satte 20,0. Marc Jongen (AfD) kam nur in Beilstein auf über 10 Prozent – dank Listenplatz 5 ist er aber weiterhin der zweite Abgeordnete aus Neckar-Zaber.