Eine Leitplanke wurde mittlerweile angebracht, dafür wurde die Geschwindigkeitsbegrenzung aufgehoben. Foto: KS-Images.de

Vor dem Rielingshäuser Kindergartenprovisorium galt für kurze Zeit Tempo 50 – inzwischen aber schon nicht mehr.

Marbach-Rielingshausen - Die Diskussion zwischen dem Ortschaftsrat und dem Landratsamt Ludwigsburg drehte sich viele Jahre im Kreis. Immer wieder wurde aus Rielingshausen der Wunsch nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung am Ortsausgang Richtung Backnang geäußert, immer wieder blockte die Behörde das Ansinnen ab. Erst im Zusammenhang mit dem neuen Kindergartenprovisorium an dieser Stelle erreichte man einen Sinneswandel. Ortsvorsteher Jens Knittel, Bürgermeister Jan Trost und Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling rangen dem Verkehrsdezernenten Jürgen Vogt nach Angaben von Knittel die Zusage ab, vor der Betreuungseinrichtung eine Tempo-50-Begrenzung anzuordnen. Nur wenige Monate später wurde das Schild aber wieder abmontiert – und das Unverständnis im Ort ist groß.

Jens Knittel erinnert daran, dass die Spielfläche im Grunde direkt bis zur Hauptstraße reiche. Er will sich also gar nicht ausmalen, was passiert, wenn jemand die Kontrolle über sein Auto verliert und in die Grünfläche schlittert. Dazu komme der „Höllenlärm“, den die Fahrzeuge bei hohem Tempo und beim Beschleunigen verursachen, erklärt er. Angesichts dieser Gemengelage habe man sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung an dieser Stelle starkgemacht. Und das Landratsamt ließ das Tempo-50-Schild am 21. November vergangenen Jahres schließlich sogar aufstellen. Abgebaut wurde es allerdings schon am 21. April wieder – weil sich nach Einschätzung des Kreishauses die Situation entscheidend gewandelt hatte: Eine Leitplanke war mittlerweile montiert worden. Jens Knittel erklärt, dass man sich im Ortschaftsrat zusätzlich zu der Geschwindigkeitsbegrenzung eine weitere Schutzvorrichtung gewünscht hatte. Die Wahl sei letztlich auf besagte Leitplanke mit Begrünung gefallen.

Zum Leidwesen des Ortschaftsrats ist für das Landratsamt diese Doppelsicherung aber des Guten zu viel. Die Behörde kassierte das 50er-Schild wieder ein. „Das Schild wurde zur Sicherstellung der Verkehrssicherheit bis zum Bau der Schutzeinrichtung montiert“, erläutert Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts. Da in Rielingshausen der Kindergarten zu nah an die Straße gerückt sei, gebe es nur zwei Optionen, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten: „Die erste ist ein System zum Schutz der spielenden Kinder und des Kindergartens, und wenn dies nicht möglich ist, die Geschwindigkeit auf 50 Kilometer pro Stunde zu reduzieren“, erklärt Fritz. Folglich habe man lediglich „zur Herstellung der Sicherheit“ und bis zum Aufbau des Schutzsystems per Leitplanke Tempo 50 angeordnet. Im Übrigen seien die Schutzplanken auch nicht auf Initiative des Ortschaftsrats montiert worden, „sondern auf Grund des unterschrittenen Mindestabstands der Freiflächen und des Kindergartens zur Landesstraße“. Als man erkannt habe, dass es ein Sicherheitsdefizit gibt, und bereits beim Aufstellen des Tempo-50-Schilds „sei zeitnah die Schutzplankenfirma beauftragt worden, hier eine Leitplanke zu schlagen. Dieses wurde auch im April dann so ausgeführt“, erklärt Fritz. Die Stadt habe die Schutzvorrichtung nicht beauftragt, aber bezahlt.

In der Darstellung des Stadtbauamtsleiters Dieter Wanner hört sich das jedoch ganz anders an. Er bestätigt die Version von Jens Knittel, wonach der Anstoß zum Bau der Leitplanke vom Ortschaftsrat ausgegangen war. Es sei diskutiert worden, wie die Böschung gestaltet werden könnte, berichtet Wanner. Dabei sei man zu dem Schluss gekommen, dass das Grundstück zusätzlich zu einem Zaun mit einer Leitplanke abgesichert werden sollte. So wurde es am 2. April im Ausschuss für Umwelt und Technik auch beschlossen. Weil sich das Vorhaben auf Tuchfühlung zur Landesstraße befinde, habe man dann vorgefühlt, ob sich der Kreis vielleicht an den Kosten beteiligen würde, sagt Wanner. „Dafür haben wir jedoch eine Absage bekommen“, konstatiert er. „Wir haben also selbst eine Firma beauftragt und es bauen lassen“, erklärt der Bauamtsleiter. Man habe auch nicht erkennen können und keine Signale erhalten, dass der Landkreis von sich aus in Sachen Leitplanke aktiv werden würde.

Jens Knittel beteuert zudem, dass bei den Gesprächen mit den Verantwortlichen der Behörde nie die Rede davon gewesen sei, dass die Tempo-Beschränkung in irgendeiner Weise mit dem Bau einer Leitplanke verknüpft ist. „Bei der Beschlussfassung zur Leitplanke stand das Thema Tempo 50 für uns nicht zur Disposition“, hob auch Jochen Biesinger von der CDU in der jüngsten Ortschaftsratssitzung hervor. „Wenn das die Bedingung gewesen wäre: Leitplanke ersetzt Tempo 50 hätten wir nie für diese Leitplanke gestimmt“, fügte er hinzu.

Allerdings scheint das Landratsamt seine Haltung in dem Fall nicht mehr überdenken zu wollen. Auf die Frage hin, wie es nun in der Sache weitergeht, stellt Pressesprecher Andreas Fritz nur fest: „Es sind keine weiteren Maßnahmen notwendig.“ Sprich: Das 50er-Schild muss nicht wieder installiert werden.