Frank Mayer (links) und Marten Wahl haben sich auf den 540 Kilometer langen Weg nach Berchtesgaden gemacht. Um Punkt 0.01 Uhr ging es in Steinheim los. Foto: privat

Frank Mayer aus Steinheim und Marten Wahl aus Pleidelsheim sind die Tour Trondheim-Oslo auf ihre eigene Weise gefahren. Los ging es in Steinheim, Ziel war der Königssee: 540 Kilometer in rund 18 Stunden.

Steinheim - Styrkeprøven ist norwegisch und bedeutet „Die große Kraftprobe“. Der bekannteste Radmarathon in Norwegen führt von Trondheim nach Oslo und wird jährlich zur Sommersonnenwende ausgetragen. Dieses Jahr ist er allerdings coronabedingt ausgefallen. Frank Mayer aus Steinheim und Marten Wahl aus Pleidelsheim haben stattdessen ihren eigenen Styrkeprøven auf die Beine gestellt. Die beiden sportbegeisterten Schwager, ehemalige Triathleten, sind zur Sommersonnwende von Steinheim an den Königssee geradelt: über Ingolstadt, Passau, dann Richtung Berchtesgaden, rund 540 Kilometer und 4000 Höhenmeter wie die Strecke Trondheim-Oslo, in 18 Stunden und knapp 13 Minuten.

Marten Wahl hatte den Styrkeprøven schon lange im Auge. „Aber das ist logistisch und auch finanziell ein Riesen-Aufwand“, räumt er ein. Dennoch hat die Tour im keine Ruhe gelassen. Als klar war, dass sie heuer ausfällt, kam ihm der Gedanke, etwas Verrücktes zu machen. Seine grobe Idee verriet er seinem Schwager Frank Mayer und wusste in dem Moment: „Jetzt gibt es kein Zurück mehr.“

Was die Strecke anging, so hatten sich die beiden verschiedene Möglichkeiten überlegt, es sollte kein Rundkurs sein und sie sollte ein schönes Ziel haben. Und so ging es dann von Steinheim an den Königssee. Doch einfach so losfahren ist bei einer solchen Strecke nicht. Ein Support-Team musste her und war mit Adrian Gieseler, Luca Zeiher und Marco Hatwieger schnell gefunden. Die drei sicherten mit dem Auto die beiden Radler ab und unterstützten sie unterwegs mit Getränken, Essen, neuen Klamotten, einem stetigen Blick auf die nächsten Kilometer und vielem mehr. „Ohne unser Support-Team hätten wir das nicht durchziehen können“, sind sich Marten Wahl und Frank Mayer einig. „Das muss man wirklich herausheben: Das hat super funktioniert, wir sind richtig professionell unterstützt worden, vielen Dank!“

Und so ging es dann los um eine Minute nach 0 Uhr am 21. Juni in Steinheim. „Wir sind vor allem nachts, aber auch insgesamt sehr gut durchgekommen und hatten am Ende einen 30er-Schnitt“, berichtet Frank Mayer. Viel geschwätzt haben die beiden unterwegs nicht, „nur das Nötigste“, sagt Marten Wahl augenzwinkernd. „Bei einer solchen Tour ist jeder mit sich selbst beschäftigt.“ Manchmal denke man an die Höhenmeter, die noch kommen. Von Trondheim nach Oslo wären die meisten Anstiege am Anfang gewesen. Von Steinheim nach Berchtesgaden ist es andersrum. Manchmal denke man aber auch an das Gewitter, das da in der Ferne auf- und dann doch vorbeizieht. Oder irgendwann auch nur an den schmerzenden Nacken oder Rücken. Letztlich habe man immer ein nächstes Ziel vor Augen: den Sonnenaufgang, Ingolstadt, Passau, die Berge . . .

Am Königssee angekommen, kam Frank Mayer dann gar nicht mehr vom Rad, weil der Rücken so schmerzte. Aber die Freude über das Ankommen überdeckt dann doch alles. „Es ist wie im Traum“, so Marten Wahl. Die beiden haben sich am Ortsschild abgeklatscht, sich eine Bank gesucht und sind raus aus den Radschuhen. Eine kalte Cola, ein Rest Pizza gab es, dann machte sich das Team auf den Rückweg. „In Bad Reichenhall haben wir unser Support-Team dann noch zum Essen eingeladen“, berichten die radelnden Schwager – und dann ging es zurück nach Steinheim, wo man gegen 1.30 Uhr nachts ankam. „Wir haben uns sehr aufs Bett gefreut“, so Mayer und Wahl unisono.