Willi Gemmrich züchtet mit dem roten Weinbergpfirsich eine Rarität. Foto: Werner Kuhnle

Willi Gemmrich züchtet die seltenen roten Weinbergpfirsiche. Seine Bäume erfreuen sich nicht nur in der Region einer großen Beliebtheit.

Beilstein-Schmidhausen - Früher waren sie in vielen schwäbischen Weinbergen zu finden. Doch inzwischen gelten vor allem die Weinbergpfirsiche mit der rotbraunen Haut als Rarität. Mit der Intensivierung des Weinbaus und auch mit der Aufgabe mancher Steillagen verschwanden immer mehr der ökologisch wichtigen Pfirsichbäume, die früher zwischen den Rebzeilen wuchsen. Der Standort im Weinberg ist für den wärmeliebenden Baum ideal.

Willi Gemmrich tritt in die Fußstapfen seines Vaters
Der Schmidhäuser Willi Gemmrich ist einer, der die selten gewordenen Weinbergpfirsiche am Leben hält. Er hat sie von seinem Vater übernommen und vermehrt sie seit mehr als 30 Jahren selbst. Wie viele er in den letzten 35 Jahren gezüchtet hat, weiß er nicht mehr. Dafür weiß er genau, worauf bei der Vermehrung der Pfirsichbäume zu achten ist: „Der Weinbergpfirsich ist keimecht“, verrät er. Das bedeutet, dass aus einem Pfirsichkern ein neuer Baum gezogen werden kann, ohne dass dieser veredelt werden muss. Dennoch ist das Ganze nicht so einfach, wie es klingen mag, denn, so Gemmrich: „Der Kern darf nicht austrocknen, und er braucht Frost, um zu keimen.“ Weil der im letzten Jahr praktisch ausgeblieben sei, habe er bei der Nachzucht keinen Erfolg gehabt.

Pfirsichkerne brauchen Frost
Jetzt, da der Frost eingesetzt hat, hat er wieder Kerne im Boden vergraben. Die Ernte liegt zwar schon länger zurück und die Früchte sind längst gegessen, doch die Kerne oder vielmehr – botanisch korrekt – Steine hat er aufgehoben und nass gehalten. Denn die Pfirsiche, die er nicht an Hofläden im Bottwartal und im Raum Heilbronn oder direkt an Privatleute verkauft hat, hat er zu Maische verarbeitet, von der die Steine getrennt wurden. Wenn es ausreichend frostig bleibt, bestehen gute Chancen, dass dieses Mal neue Bäume sprießen.

Auch die Bäume selbst sind gefragt
Anders als der in Supermärkten verkaufte Nullachtfünfzehn-Pfirsich ist der rote Weinbergpfirsich – wie andere Weinbergpfirsiche auch – kleiner, weniger süß, aber dafür aromatischer. Aber nicht nur die Pfirsiche selber, auch die Bäume aus seiner Zucht seien gefragt, erzählt Willi Gemmrich: „15 Bäume habe ich nach Meran in Südtirol verkauft, und auch das staatliche Weinbauinstitut im badischen Kappelrodeck hat einige abgeholt.“ Rund 100 Bäume aus eigener Zucht hat er im vorletzten Jahr verkauft. Auch die 1500 Liter Maische, die er in diesem Jahr übriggehabt hat, gingen dank einer Annonce weg. „Ein Mann aus dem nördlichen Hessen hat alles mitgenommen“, berichtet der Schmidhäuser.

Auftritt im hessischen Fernsehen
Und so habe es die Langhansstadt sogar ganz unerwartet ins hessische Fernsehen geschafft, freut er sich: „Jemand hat mir erzählt, dass dort ein Bericht über den ‚Schnapser‘ gekommen ist, und da hat er erklärt, dass die Pfirsiche für seinen Schnaps aus Beilstein kommen.“ Willi Gemmrich brennt auch selber Hochprozentiges, aber nicht allzu viel. Vom letzten Jahr her hat er aber noch Selbstgebranntes aus dem roten Weinbergpfirsich, denn: „Der Schnaps bleibt mindestens ein Jahr hochprozentig im Glaskolben und wird dann erst trinkfertig gemacht“, verrät er.