Tanguy Coulibaly (2. v. re.) hatte kurz vor der Pause die Chance auf das 2:1 für den VfB Stuttgart. Foto: Baumann

Einen Punkt gewonnen – oder zwei verloren? So ganz klar war das nach dem 1:1 des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln zunächst nicht. Der VfB nämlich hatte die Chancen auf mehr. Wir analysieren, warum er sie nicht genutzt hat.

Stuttgart - Platz eins nach dem fünften Spieltag? Das hatte der VfB Stuttgart nicht einmal in der vergangenen Zweitligasaison geschafft. Doch nun, ein Jahr später und eine Klasse höher, träumte plötzlich der eine oder andere Fan von dieser Konstellation. Vor dem Spiel des Aufsteigers gegen den 1. FC Köln, da die Stuttgarter einen starken Start in die Saison hingelegt hatten. Und erst recht kurz nach dem Anpfiff am Freitagabend (Liveticker zum Nachlesen). Denn da ging alles ganz, ganz schnell.

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Nach dem Anspiel landete der Ball in der VfB-Abwehr bei Atakan Karazor. Der zentrale Defensivmann passte sich die Murmel ein, zwei Mal mit Pascal Stenzel zu, da kam der vertikale Ball auf Gonzalo Castro. Der drehte sich schnell, spielte auf Daniel Didavi, der Sasa Kalajdzic fand. Der Österreicher legte ab auf Orel Mangala, der Belgier zog ab – und traf. Nach neun Stationen und gerade einmal 25 (!) Sekunden.

Es war ein Wahnsinnsstart – und weil die Gäste aus Köln geradezu überfordert wirkten und Daniel Didavi zwei Minuten später mit seinem Freistoß auch noch die Latte traf, schien die Tabellenspitze (zumindest für eine Nacht) tatsächlich gar nicht so weit weg. Bei einem 4:0-Erfolg wäre es so weit gewesen. Doch dann kam das Aber in diesem zunächst so berauschenden Spiel aus Sicht der Fans des VfB Stuttgart.

Keine Änderungen in der Startelf

Das gegenüber dem 2:0 bei Hertha BSC unveränderte Team von Trainer Pellegrino Matarazzo nämlich holte den angeschlagenen Gegner, der mit gerade einmal einem Pünktchen im Gepäck angereist war, höchst selbst zurück ins Spiel. Einige Ungenauigkeiten waren plötzlich in den Stuttgarter Aktionen, die Kölner störten nun konsequenter, und Atakan Karazor leistete sich ein zwar unglückliches, aber ebenso überflüssiges Foul im eigenen Strafraum.

Sebastian Andersson war eigentlich auf dem Weg in Richtung Torauslinie, als es zum Kontakt mit dem Stuttgarter Abwehrspieler kam. Der Schwede fiel, Schiedsrichter Guido Winkmann pfiff, einige Sekunden später traf Andersson selbst per Elfmeter zum 1:1 (23. Minute) – und stellte damit wieder alles auf Anfang.

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„Wir haben danach ein bisschen gebraucht“, sagte Daniel Didavi. Perfekt war die Stuttgarter Malaise nach dem Traumstart dann, als auch noch Innenverteidiger Marc Oliver Kempf in der 34. Minute ausgewechselt werden musste. Der Ex-Kapitän war zuvor mit dem Kölner Sebastiaan Bournauw zusammengerauscht, nun plagten ihn Schwindelgefühle. Für Kempf kam Marcin Kaminski – und immerhin: Nach einigen wackeligen Minuten fing sich auch der VfB wieder. Kurz vor der Pause jedenfalls hatte Tanguy Coulibaly eine gute Chance zum 2:1 – doch Kölns Keeper Timo Horn brachte gerade noch so die Fingerspitzen an den Lupfer des Franzosen.

Gonzalez an den Pfosten – und im Abseits

Die zweite Hälfte begann weit weniger spektakulär als die erste – und blieb es. Das Spiel war offen, die Kölner hatten zunächst die besseren Möglichkeiten, Matarazzo brachte früh Nicolas Gonzalez und Roberto Massimo (für Coulibaly und den unauffälligen Silas Wamangituka), Gefahr fürs FC-Tor entwickelte der VfB aber nur noch selten. Bis zur 77. Minute.

Da bediente der ebenfalls eingewechselte Darko Churlinov, der einst für den 1. FC Köln in der Bundesliga debütierte, Gonzalez. Der Argentinier traf den Pfosten – musste sich aber nicht lange ärgern. Er hatte knapp im Abseits gestanden. So oder so also kein Treffer – und auch nicht das Signal zu einer Schlussoffensive.

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Das letzte Risiko jedenfalls nahm keines der beiden Teams mehr in den letzten Minuten der Partie. So blieb es beim 1:1. Das stabilisiert die Kölner ein klein wenig, der FC wartet saisonübergreifend nun aber schon seit 15 Spielen auf einen Sieg. Und die Stuttgarter haben zwar in dieser Saison noch keinen Heimsieg geschafft, der Start des Aufsteigers mit nun acht Punkten aus fünf Spielen und vorübergehend Rang vier kann sich dennoch weiter sehen lassen. Allerdings: Der Traumstart in die Partie gegen die noch nach Sicherheit suchenden Kölner hätte sich durchaus auch zu mehr ausbauen lassen als zu diesem einen Punkt. „Klar, es wäre besser gegangen, wir sind nicht ganz zufrieden, aber es ist okay“, sagte Didavi, „wir sind gut in die Saison gestartet, aber es ist noch nichts erreicht.“ Matarazzo meinte: „Der Punkt geht in Ordnung, in der zweiten Hälfte war es ein offenes Spiel. Wir dürfen nicht vergessen, wo wir herkommen.“

Die nächste Chance auf Zählbares hat das Stuttgarter Team am kommenden Freitag (20.30 Uhr/DAZN) in Gelsenkirchen gegen den FC Schalke 04.